Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Hightech unter der Erde
HOLZDORF/SCHÖNEWALDE/MZ. - Mit einem Zeremoniell und im Beisein von etwa 150 geladenen Gästen wird morgen die Luftwaffenkampfführungsanlage Schönewalde nach umfangreicher Modernisierung wieder in Betrieb genommen. Notwendig geworden waren die Arbeiten aufgrund der so genannten Luftwaffenstruktur 6, in deren Umsetzung die Sicherstellung der lufthoheitlichen Aufgaben auf bundesweit drei Gefechtsstände reduziert wurde.
Einer von drei Gefechtsständen
Die erforderlichen Tests wurden in den vergangenen Tagen abgeschlossen, alle Arbeitsplätze sind vorbereitet. Nach fast anderthalbjähriger Unterbrechung führen die Soldaten des Holzdorfer Einsatzführungsbereiches 3 ab Donnerstag ihre Kernaufgabe, die Überwachung rund eines Drittels des deutschen Luftraumes, wieder vom Control and Reporting Centre (CRC) Schönewalde aus.
Unmittelbar nach Beginn der Modernisierungsarbeiten im April 2010 wurde dieser Auftrag von Holzdorf aus erfüllt, wo eigens für die Übergangszeit ein Interimsgefechtsstand hergerichtet wurde. Mit der Rückkehr an ihre alte Wirkungsstätte erwarten die im Bunker "Harald" arbeitenden Männer und Frauen zahlreiche Neuerungen. "Bedingt durch die Reduzierung auf bundesweit drei Gefechtsstände war es unter anderem erforderlich, die Anzahl der Arbeitsplätze von 37 auf 48 deutlich zu erweitern", erläutert Oberstleutnant Michael Hanowski, Stellungskommandant und Einsatzleiter des CRC. Schließlich, so der 39-Jährige weiter, müsse man von den verbliebenen Gefechtsständen aus, zu denen neben Schönewalde die Dienststellen Erndtebrück und Meßstetten gehören, den kompletten Luftraum der Bundesrepublik kontinuierlich und lückenlos überwachen. Schönewalde obliegt dabei die Aufgabe, primär den Osten Deutschlands im Blick zu haben.
Im Ausnahmefall, sagt Hanowski, wäre zeitweise auch die Kontrolle des gesamten deutschen Luftraumes mit den neuen Systemen möglich. Insgesamt investierte der Bund etwa 26 Millionen Euro für die infrastrukturellen Umbauarbeiten und die neue Gefechtsführungstechnik. Viel Geld, das langfristig gesehen aber durch die Reduzierung der Gefechtsstände und des Personals erhebliche Einsparungen bewirkt.
Mehr als zwei Drittel der Investitionssumme wurde für die Beschaffung neuer Systemtechnik aufgewendet. Arbeitsplätze galt es neu anzuordnen und zu vernetzen, so dass zirka 80 Kilometer Leitungen, darunter 30 Kilometer Lichtwellenleiter verlegt werden mussten.
Schnelle Datenverarbeitung
Das Hauptaugenmerk lag jedoch auf der weiteren qualitativen Verbesserung des Gefechtsführungssystems GIADS (German Improved Air Defence System). Es garantiert eine schnellere Datenverarbeitung von bis zu 3 000 Flugzielen im Verantwortungsbereich bei gleichzeitiger Anbindung von bis zu 50 deutschlandweit stationierten zivilen und militärischen Radargeräten. Darüber hinaus wurde eine, auf einer neuen Technologie (VoIP - Voice over IP)) basierende Kommunikationsanlage einer österreichischen Firma eingerüstet. Verbesserungen im Brandschutz und die Anpassung der Klimatechnik tragen zusätzlich dazu bei, die Arbeitsbedingungen der Soldaten und zivilen Mitarbeiter unter der Erde zu verbessern.
Hauptaufgabe des CRC Schönewalde ist es, zur Wahrung der Lufthoheit über Deutschland rund um die Uhr ein vollständiges Luftlagebild zu erstellen und die so genannte Alarmrotte, bestehend aus zwei bewaffneten Eurofightern, bei jeglichen Besonderheiten im Luftraum zu führen.
Darüber hinaus, verdeutlicht Stellungskommandant Michael Hanowski, obliegt es den im Schichtdienst im Bunker arbeitenden 400 Soldaten, alle Jagdgeschwader und Jagdbombergeschwader der Luftwaffe bei deren Ausbildungsflügen in den verschiedensten Flugeinsatzgebieten über Deutschland zu unterstützen.
Modernste Infrastruktur
"Zusammen mit dem abgeschlossenen Neubau der Feuerwache ist der Stellungsbereich damit auf dem modernsten infrastrukturellen und technischen Ausbau- und Leistungsstand", urteilt dessen Kommandant stolz. Die nun abgeschlossene Modernisierung ist nach dem Generalumbau Ende der 90er Jahre die zweite seit Inbetriebnahme der Anlage im Jahr 1982, damals als Gefechtsstand der NVA. Der aktuelle Stand der Technik bietet bestmögliche Voraussetzungen, um sich einer im November 2012 anstehenden NATO-Überprüfung zu stellen.