Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Heimat hat die besseren Argumente
HOLZDORF/MZ. - So auch Peter Terasa.
Auf seinem Gebiet gilt er als eine Kapazität. Nach der Lehre zum Triebwerksmechaniker, die der heute 26-Jährige bei Lufthansa-Technik absolvierte, heuerte er bei Airbus an und verpflichtete sich kurz darauf für zwölf Jahre bei der Bundeswehr. Genau dieses Klientel wünscht man sich beim Bund. Jung, motiviert, fachlich bestens aufgestellt. In Holzdorf empfing man den Falkenberger deshalb mit offenen Armen. Ein Glücksfall für ihn, und das in doppelter Hinsicht. Denn damit garantierte ihm sein Dienstherr nicht nur eine heimatnahe Verwendung, sondern auch die Arbeit an modernstem Fluggerät. Als Flugwerk- und Triebwerksmechaniker arbeitet Oberfeldwebel Peter Terasa im Hubschraubergeschwaders 64 (HSG 64) am besten Hubschrauber, den es derzeit gibt - dem NH90 (NH steht für Nato-Helikopter). Ein Traum für ihn und die anderen 30 bislang voll ausgebildeten Mechaniker, die gegenwärtig in Holzdorf an diesem Waffensystem ihren Dienst versehen.
Mit dem angekündigten Transfer der Maschinen von der Luftwaffe zum Heer ändern sich die Arbeitsvoraussetzungen der Bundeswehrangehörigen jedoch gravierend. Für sie, aber auch die bereits umgeschulten Piloten sowie in Ausbildung befindliche Techniker und Piloten, stellt sich nun vehement die Frage, wo sie in Zukunft das Kasernentor passieren. Wer dem NH90 treu bleiben will, muss Holzdorf zwangsläufig verlassen. Insgesamt, so Oberstleutnant Harald Lixenfeld, Leiter der Technischen Gruppe des HSG 64, sind in Holzdorf von diesem Strukturwandel zirka 160 Soldaten, aber auch drei zivile Mitarbeiter betroffen. Letztere schauen noch auf eine Arbeitszeit von 15 Jahren, weshalb für sie, so sie in der Region verbleiben wollen, die Umschulung auf ein anderes Fluggerät sinnvoll erscheint. Vorausgesetzt, der avisierte Transfer des Transporthubschraubers CH-53 nach Holzdorf findet statt. Klarheit hierüber wird es erst am 26. Oktober geben, wenn de Maizière die Feinheiten seiner Reformpläne bekannt gibt. Allein auf diesen Moment warten möchte man beim HSG 64 aber nicht.
"Einerseits sind wir natürlich daran interessiert, unsere Leute hier zu behalten. Da ein Personaltausch aber nicht gänzlich zu verhindern ist, gehen wir jetzt in die Detailerfassung der persönlichen Daten der Kameraden, um bei Bekanntwerden der neuen NH90-Standorte schnell reagieren zu können", sagt Lixenfeld. Für ihn ist dieses Handeln Teil der "heißen Phase, in der die Weichen über die Zukunft der Bundeswehr endgültig gestellt werden". So sehr sich Terasa auch für den NH90 begeistert: Vor die Wahl gestellt, was er tun wolle, entscheidet er sich klar für Holzdorf. "In dem Fall ist die Heimat das stärkere Argument", begründet er sein Votum. Wie viele seiner Kameraden ähnlich denken, vermag der Sammler von historischen Motorrädern aber nicht zu sagen. Es gebe etliche, die in der Region sesshaft geworden sind, ihre Familien nachgeholt haben und Häuser bauten. Sie alle hatten gehofft, am modernsten Luftwaffenstandort der Bundeswehr nie wieder vor derartige Entscheidungen gestellt zu werden. Ein Irrtum, wie sich nun zeigt. In eine ähnliche Zwangslage werden absehbar auch 100 Mechaniker und 60 Piloten (einschließlich dem Fliegerhorst Landsberg) geraten, die gegenwärtig noch mit der Bell UH-1D arbeiten. Ihr Fluggerät ist definitiv nur noch bis 2014 im Einsatz.