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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Ehemalige Handelsgenossenschaftler blicken zurück

Von Evelyn Jochade 21.12.2012, 19:05

Klossa/MZ. - Die Idee entsprang einer Geburtstagsfeier. Eckhard Fritzsche, heute "EF-Transporte" und damaliger Einsatzleiter bei den Holzdorfern, brachte sie ins Gespräch. Ilona Thiele, die selbst ab 1972 als Lehrling bei der BHG gelernt hatte, griff den Gedanken auf und gemeinsam mit anderen "Ehemaligen" organisierte sie das erste offizielle Wiedersehen nach 22 Jahren. Nie hätten sie aber gedacht, dass 90 Zusagen kommen.

Einst fast 200 Beschäftigte

Die Bäuerliche Handelsgenossenschaft Jessen, Sitz Holzdorf, hatte zu ihren besten Zeiten 180 bis 200 Mitarbeiter und neben der Verkaufsstelle in Holzdorf noch elf in anderen Orten, darunter Jessen, Prettin, Elster, Annaburg und sogar Schönewalde. "Trotzdem war der Zusammenhalt groß", erinnerte sich Ilona Thiele, die 34 Jahre im Betrieb gearbeitet hat.

Der Saal im Klossaer Dorfkrug füllte sich schnell, man hatte sich einiges zu erzählen: von der jüngeren Vergangenheit, die 1990 begann, als es mit der Gründung der Raiffeisen BHG Herzberg nach der Wende weiter ging, bis 2006 die Insolvenz kam. Die Schließung der Märkte in Holzdorf, Annaburg, Schlieben, des Baustoffhandels in Herzberg und des Lebensmittelmarktes in Elster waren Tiefpunkte. Doch nach Klossa waren die BHG-ler keineswegs zum Trübsal blasen gekommen. Sie wollten sich der schönen Seiten ihres Arbeitslebens erinnern.

Gabi Lehmann aus der Verwaltung in Holzdorf hatte drei Brigadetagebücher gerettet. Die gingen nun von Hand zu Hand. Ilona Thiele hatte sich Stichpunkte heraus gegriffen und meinte: "Ohne die Tagebücher hätte ich mich an viele Dinge nicht mehr erinnert." So aber konnte sie zu dem Geschrieben noch eigenes Erleben hinzu fügen. Zum Beispiel, dass die Ferienobjekte, ob in Rangsdorf, Oranienburg, Schönheide oder Hinternah immer sehr gefragt waren. Ihre Pflege war Mitarbeitersache und so fuhr man vor Saisonbeginn dorthin, um alles zu reinigen.

Patenbrigade des Kindergartens

Die langjährige Bereichs- und Verkaufsstellenleiterin erinnerte auch an die Patenbrigade für den Kindergarten, dessen Steppkes zu Weihnachten stets ein kleines Geschenk erhielten und wenn möglich eine Apfelsine. Jedes Jahr fuhr man zur Obst- und Gemüseernte und half der LPG "Hermann Matern". Das war Teil des Programms zur Verteidigung des Staatstitels "Kollektiv der sozialistischen Arbeit". Noch vieles menr ließ sich aus den Brigadetagebüchern heraus lesen. Vor allem aber, dass trotz mancher Widrigkeiten die Menschen das Beste aus den Umständen machten. Die Brigadefahrten waren dafür beredter Ausdruck. Mal ging es nach Prag, mal nach Eisenach, Thale oder Dresden. Einige hatten das Glück per Auszeichnungsreise noch ein Stück mehr von der Welt kennen zu lernen. Da fuhr der Freundschaftszug bis in die Sowjetunion oder das Urlauberschiff "Arkona" sogar nach Kuba. Auch die Feiern zum Internationalen Frauentag und die Brigadeveranstaltungen waren beliebt. Sport als Ausgleich zum Arbeitsalltag - diesen Gedanken griff schon 1981 die Transportbrigade auf und organisierte ein Sportfest an der Premsendorfer "Rieke" und die Verwaltungsbrigade tummelte sich ab 1983 regelmäßig auf der neuen Holzdorfer Kegelbahn. Gabi Witzschorke hatte 1988 die Idee, jeden Morgen mit der Verwaltung Frühsport durchzuführen - sie selbst als Vorturnerin.