Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Dank Eigeninitiative für Zukunft gewappnet
JESSEN/MZ. - Die Vergabe der Lehrstellen für das kommende Ausbildungsjahr geht in die finale Phase. Die Chance, sich im Wunschberuf ausbilden zu lassen, werden aber nur jene finden, die mit schulischer Leistung und Eigeninitiative punkten können. Es sind die immer wiederkehrenden Sätze bei Geschäftsführern und Unternehmer. "Das Leistungsniveau der meisten Bewerber liegt deutlich unter dem, was erforderlich wäre, um eine Ausbildung bei uns sicher zu absolvieren", sagt auch Walter J. Meyer, Vorstandsmitglied der Volksbank Elsterland e.G. in Jessen.
Keine Abstriche
Schwache Deutsch- und Mathematikkenntnisse sind seinen Worten zufolge oftmals die erste Hürde, über die Jugendliche bei der Lehrstellensuche stolpern. Ein von der Bank erarbeiteter Eignungstest deckt Leistungsgrenzen auf. Abstriche daran kann und will das Geldinstitut aber nicht vornehmen. "Das Niveau, das die Berufsschule erfordert, ist sehr hoch. Wer hier den Anschluss nicht verpassen will, muss leistungsbereit und lernwillig sein", ergänzt Marktbereichsleiterin Isolde Gawallek.
Christina Haiduk aus Wittenberg, Gina Sperlich aus Jessen und Juliane Trojandt aus Holzdorf können genau das von sich behaupten. Die drei Jugendlichen haben den Test mit Diktat, Matheaufgaben und Fragen zur Allgemeinbildung bravourös bestanden, überzeugten mit guten schulischen Noten und bewährten sich bereits im Verlaufe eines freiwillig geleisteten Praktikums. Dass Gina Sperlich und Juliane Trojandt den Weg zur Volksbank fanden, geht auch auf die Kooperationsvereinbarung "Zukunftsprogramm Ausbildung" zurück, die das Geldinstitut mit den Sekundarschulen Annaburg und Jessen abschloss. "Im Rahmen dieser Vereinbarung ist es den Schülern unter anderem möglich, Praktika in der Bank zu absolvieren", sagt Isolde Gawallek.
Auf ihren künftigen Arbeitgeber aufmerksam geworden ist Juliane im Verlaufe einer von der Schule organisierten Betriebsbesichtigung. Nach dieser wandte sich die 16-Jährige an eine Servicemitarbeiterin und bat darum, ein Praktikum in den Sommerferien absolvieren zu dürfen. "Danach stand fest, dass dies der richtige Platz für mich ist", sagt sie rückblickend. Hilfreich in der Entscheidung war dabei nicht allein die Offenheit, mit der man ihr begegnete, auch das familiäre Umfeld und das freundliche Miteinander behagten ihr.
Lehrauftakt ist für die drei jungen Damen der erste August. Ab dann gilt es drei Jahre zu beweisen, dass das von der Bank ihnen entgegengebrachte Vertrauen gerechtfertigt ist. Während die schulische Ausbildung in Dessau absolviert werden muss, gilt es die praktischen Inhalte in einer der Filialen zu erlernen. Diese befinden sich jedoch in Jessen, Klöden, Prettin, Holzdorf, Annaburg, Schönewalde und Elster. Um dorthin zu gelangen, macht sich ein schneller Erwerb der Fahrerlaubnis erforderlich. Da die Holzdorferin bis zum Autoführerschein noch mindestens ein Jahr warten muss, beweist sie guten Willen und büffelt vorerst für den Motorradschein.
Noch etliche freie Stellen
Dass positive Fälle wie die von Christina Haiduk, Gina Sperlich und Juliane Trojandt nicht die Regel sind, lässt sich schon am Vermittlungsstand von Julianes Annaburger Klassenkameraden nachweisen. Demnach hätten zum gegenwärtigen Zeitpunkt von 15 Schülern acht noch immer keine Lehrstelle. Insgesamt, so die Pressesprecherin der Agentur für Arbeit in Wittenberg, Sandra Gnerlich, hätten die Arbeitgeber für das Ausbildungsjahr 2010 / 11 im Landkreis 525 Ausbildungsplätze zu vergeben. Dem gegenüber stehen 412 Bewerber, 66 weniger als im Jahr zuvor. "Nach aktuellem Stand sind jedoch erst 115 Stellen vermittelt", erläutert Sandra Gnerlich.
"Wer die Lehre sicher meistert hat beste Chancen, danach von uns in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen zu werden", betont Bankvorstandsmitglied Meyer. Immerhin ginge es nicht nur darum der Jugend eine berufliche Perspektive zu bieten, sondern auch den regionalen Fortbestand des Geldinstitutes zu sichern. Eigener Nachwuchs ist dafür noch immer die beste Lösung.