Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Blaumänner mit weißer Band
Axien/MZ. - So war es auch diesmal und die Gäste strömten auf die Festwiese, wo etliche Schausteller ihre Fahrgeschäfte und Buden aufgebaut hatten.
Selbst Stehplätze werden rar
Das Ziel der meisten war am Freitag jedoch der Heimatabend, der Axien offensichtlich mitten in die bayrische Landeshauptstadt katapultierte. Besser hätten die echten Bajuwaren die "Wiesengaudi" auch nicht feiern können. Schnell waren die Plätze unter dem schützenden Dach besetzt und selbst die besten Stehplätze wurden rar, als stilecht Wiesenwirt Jens Lieschke und Weinwirtin Beate Trittin einzogen.
Nach dem Bierfassanstich durch den Wiesenwirt dauerte es nicht lange, da malten die Kinder aus der Prettiner Kindertagesstätte Fröhlichkeit in die Gesichter. Die Kleinen erschienen als Buam und Madels gekleidet und waren voll bei der Sache. Zur Musik bewegten sie sich ganz wie die Großen. Überhaupt konnten die Zuschauer an den 40 Darstellern, unter ihnen neun Kinder, tolle Kostüme bewundern. So auch an den Country-Girls, die alle in rot-weißen Dirndln kamen, sowie an den Herren des Männerballettes, die in Krachledernen die Damen zu "Schatzi, schenk mir ein Foto" herumwirbelten.
Alles klappte wie am Schnürchen, was keinesfalls ein Wunder war. Dahinter steckte konsequentes Training. Aller 14 Tage treffen sich dazu die jungen Frauen, die Männer einmal im Monat. Das ist notwendig, denn beide Formationen sind sozusagen ein Exportschlager Axiens und treten auch anderswo auf.
Das 38. Heimatfest wäre nicht vollständig ohne die Rede des im Wappen verewigten Landmannes. Der hatte sich lange Ausführungen zurecht gelegt. Wer des Axienischen nicht so mächtig war, musste ziemlich die Ohren spitzen, um wenigstens einige Fakten zu verstehen. Landmann Timo Kondritz bezog sich auf das anstehende 110-jährige Jubiläum der heimischen Feuerwehr und wusste zu berichten, dass beim Absägen eines Baumes dieser gleich mal eine Straßenlaterne "umjehaun" hatte. Als es im Landgut brannte, plauderte der Landmann weiter, waren die Kameraden fix am Gerätehaus. Nur leider ohne Führerschein. Das wird sich nun alles zum Besseren wenden, denn, so der Wappenmann, die Wehr hat weibliche Verstärkung bekommen. "Hoffe nur, dos de angaschierte Belinda eich nich den Kopf vardreht..." Seinem Wunsch entsprechend, feierten die Axiener und ihre Gäste bis in die Frühe, denn erst dann "verlohnte" sich die ganze Mühe.
Dirndl gehört einfach zur Wiesen, sagte sich Janet Leder und trug an diesem Abend stolz ein besonders schönes Exemplar, das die Festbesucher bei jedem Auftritt der Moderatorin aufs Neue anschauen konnten. Allerdings hat die Dirndlei in Axien zumindest erst einmal ein Ende, denn im nächsten Jahr steigt an gleicher Stelle das "4. Bulldog - Treffen". Daran verschwendeten die Akteure und Zuschauer aber noch keinen Gedanken.
Löschtruppe schrumpft
Die Country-Kids erfreuten genauso wie Andreas "Lope" Müller, der auf seiner Gitarre bekannte Songs interpretierte. Und wieder die Feuerwehr: Vier Kameraden ließen das Publikum einen Blick zehn Jahre voraus tun. 2022 bilden nur noch diese vier die Wehr von Axien. Mit einer Flasche Bier stießen sie auf das 120. Gründungsjubiläum an und diskutierten neben der Klimaerwärmung beispielsweise über das steigende Rentenalter: "...der ist 73 und muss noch fünf Jahre bis zur Rente."
Bis dahin sollten sie sich aber keinesfalls auf die Kunst des Landarztes verlassen, der kurz und mitten im Programm begann, seine Ratschläge zu erteilen. Besser wäre es da, sich den Prettiner Sportfrauen anzuschließen, die in bunten Trikots ihrem Namen alle Ehre machten. War der Arzt im weißen Kittel vielleicht ein Hochstapler? Oder wie sollten solche "Überweisungen", wie "Sie hams mit de Därme? Na da gehn se mal zum Dermatologen." zu verstehen sein? Und demjenigen, der über Schmerzen am Ende des Rückgrates klagte, riet er: "Lassen Sie sich von ihrer Frau eine Reise nach Ägypten schenken. Da arbeiten die Arschäologen." Janet Leder konnte also nicht nur prima moderieren, sie zeigte in der Rolle des Landarztes ihre ebenso gut entwickelte komödiantische Ader. Dabei musste sie auch noch ganz fix im Anschluss aus dem Arztkittel raus und ins Dirndl wieder rein schlüpfen. Oder hatte sie es drunter behalten? Wer weiß. Zwischen Arztauftritt und der nächsten Moderation gab es nur einen Auftritt. Aber der wurde eifrig beklatscht. Die Dance Girls, Lara Schindler und Karolin Meißner, wussten zu begeistern.
Axien, das 965 urkundlich Erwähnte, hat mehr als 1000 Jahre Geschichte. Aber inzwischen ist es scheinbar überall bekannt. Hier trifft sich zum Dorffest die Welt. So musste sich niemand wundern, als plötzlich Dschingis Khan der grausame Mongolenführer, neben Kosaken und Hadschi Ben Ali und einem gewissen Pistolero auf der Bühne stand und alle später behaupteten, sie seien Mitglieder der Country-Girls. Da konnten die Zuschauer schon eher erraten, wer hinter den wirklich verfremdenden blauen Masken der Axiener Blaumänner steckte, einem letzten Höhepunkt im reichhaltigen Programm an diesem Abend. Es waren Ralf Petrich, Dirk Meißner und Rico Bösigk, die gemeinsam mit ihrer weiß angestrichenen "Band" (Detlef Thomas, Volkmar Thieme, Thomas Lück und Volker Unger) noch einmal Rhythmus in die Show brachten.