Konzert in Jessen Konzert in Jessen: Monika Martin und Ronny Weiland zu Gast im "Schützenhaus"

Jessen/MZ - Ja, das ist er. Der Cocktail für die Seele - gemixt aus Sehnsucht, Liebe, Erinnerung, Hoffnung, Melancholie, Lebensfreude und vor allem aus Leidenschaft. Diese Zutaten dürfen am späten Sonntagnachmittag mehr als 300 Menschen beim „Fest der Stimmen“ im Jessener Schützenhaus genießen. Das Haus ist ausverkauft.
Zwei Stars, der Thüringer Ronny Weiland und Monika Martin, die sympathische Sängerin aus dem österreichischen Graz, bringen Stimmung von der ersten Minute an bis zur letzten Zugabe nach mehr als dreieinhalb Stunden. Ein Potpourri aus Evergreens, Schlagern und Volksmusik nimmt das Publikum gefangen, lässt es schunkeln, mitsingen – oder einfach nur andächtig lauschen. Und immer wieder präsentieren sich beide Künstler auch als charmante Moderatoren.
Neuer Ivan Rebroff
Ronny Weiland, dem der Ruf als „neuer Ivan Rebroff“ vorauseilt, gestaltet den ersten Teil des Programms und schlägt zunächst eine sanfte, italienische Nuance an: Mit „La Pastorella“ erzählt er von jenem Tag am Ende des Winters, an dem die Schäferin von Val Gardena für einen Sommer lang Abschied von ihrem Liebsten nimmt. Und weil fast alle den ursprünglich von Vico Torriani gesungenen Hit kennen, braucht es nur Sekunden, bis das Publikum leise den Background anstimmt.
In der letzten Reihe schwingt auch Kerstin Köster aus Apolda selig mit und jubelt: Ja, auch hier in Jessen wird „ihr Ronny“ die Herzen vieler Menschen erobern. Als Vorsitzende seines Fanclubs hält sie mittlerweile zu mehr als 400 Personen Kontakt, die den Sänger aus ihrer Heimatstadt virtuell und auch persönlich begleiten: „Es werden immer mehr, nicht nur in Deutschland. Sogar bis nach Australien klingt seine warme tiefe Stimme.“ Nach vielen Evergreens besingt er auch im Jessener „Schützenhaus“ die „Russische Seele“, und lässt im „Walzer Nr. 2“ das Publikum im Dreivierteltakt schwingen, bevor er mit reichlich Applaus bedacht die Bühne freigibt für Monika Martin.
„Hinter jedem Fenster“ heißt die neueste CD der österreichischen Schlagersängerin. Mit schier jedem Titel erzeugt sie Gänsehaut. Monika Martin singt, wovon sie träumt und was sie erlebt. Und sehr schnell merken die Menschen, dass in diesen Melodien auch ihr eigenes Träumen und Erleben hörbar wird: „Denkst du noch an Mississippi?“ – Diese Hommage an die Mädchenband „Pussycat“, die Anfang der 70er Jahre jenen Welt-Hit landete, weckt Erinnerungen. Wer von den über 40-Jährigen hört da nicht im Hintergrund, wie die Nadel des Plattenspielers über die Kunststoffscheibe kratzt? „Wenn wir ganz ehrlich sind, so haben wir doch alle unser ganz persönliches Mississippi. Lieder, die einfach bei uns bleiben“, lässt Monika Martin wissen.
Auch „Angelo“ wird bleiben. In dem Song erzählt sie von einem Jungen aus der Nachbarschaft, mit dem sie eine unbeschwerte Jugend verbracht hat – bis er bei einem Motorradunfall ums Leben kam. Und freilich schenkt sie ihrem Publikum auch „La luna blu“, der Titel, mit dem Mitte der 90er Jahre alles begann. Noch immer besingt Monika Martin die Leidenschaft einer Vollmondnacht so versonnen und begehrlich, als würden viele Jahrzehnte und das Alter nichts daran ändern. Was wohl auch stimmt.
Plötzlich im Rampenlicht
„Manche Lieder führen uns dahin, wo wir einfach tanzen und singen mögen. Die Kunst besteht darin, im Hier und Jetzt zu sein, wer das erkannt hat, der besitzt den wahren Reichtum“, sagt die 51-Jährige. Und wer diese Frau nur einige Minuten lang erlebt, kann spüren, wie sie ihre Lebensphilosophie in aller Tiefe auf die Bühne bringt.
Ihre Fans findet die Künstlerin nicht nur unter Erwachsenen. Auch Kinder haben Lieblingshits im Repertoire gefunden. Für die zehnjährige Enola Wachsmann aus Löben ist es „La luna blu“. Sie will ganz nach vorn. Und plötzlich schlägt ihr kleines Herz schneller, denn der Schlagerstar winkt sie auf die Bühne. Das Mädchen zögert nicht – und steht wenige Sekunden später neben ihr im Scheinwerferlicht. In einem herzigen Gespräch erzählt Enola etwas von sich – und beide singen gemeinsam: „Da kommt ein Engel in meine Welt.“
Monika Martin bekennt: „Konzerte zu geben, ist etwas sehr Schönes, und hin und wieder in einer Kirche singen zu dürfen, bedeutet mir etwas ganz Besonderes.“
Stehende Ovationen
Eine Kostprobe davon gibt sie abschließend auch im Jessener „Schützenhaus“ mit dem „Ave Maria“ – und bekommt stehende Ovationen. „Das ist für mich eine große Ehre“, bekundet sie – dankt mit mehreren Zugaben und herzlichen Worten. Die gelten vor allem ihrer Technik-Crew, dem Veranstalter von Event Management Kosciolek aus Guben und nicht zuletzt „Rüdiger“ (Döbelt) und dem Jessener „Schützenhaus“-Team: „Wer solche Menschen um sich hat, der ist gesegnet.“ Dem Publikum gibt sie mit auf den Heimweg: „Passt auf Euch auf, passt auf Eure Seele auf, denn sie ist der Schlüssel zur Gesundheit. Und gesund wollen wir uns wiedersehen.“
