Kfz-Meister aus Jessen Kfz-Meister aus Jessen: Erlebnis Autoreparatur

Jessen/MZ - „Wer möchte ein Rad vom Auto abmontieren?“, fragt Uwe-Ives Schöne. Da schnellen zwölf kleine Hände in die Höhe. So viele potenzielle „Schlosserlehrlinge“ hatte der Jessener Kfz-Meister kürzlich zum Schnupperbesuch in seine Werkstatt am Gorrenberg eingeladen. Es sind Vorschulkinder aus der Tagesstätte „Koboldmühle“ in Begleitung von Leiterin Heidrun Schreck. „Auf diesen Ausflug haben sich alle riesig gefreut.“ Meister Schöne entscheidet: „Jeder darf es mal versuchen.“ Allerdings müssen sich die Steppkes in einer Reihe aufstellen. Der Platz ist begrenzt, denn so viele „Monteure“ sind sonst nicht zur gleichen Zeit in der Werkstatt. Maja freut sich, dass sie ganz vorn steht und zuerst arbeiten darf. Beherzt greift das Mädchen gemeinsam mit Kfz-Service-Techniker Christoph Sudau zum Schlagschrauber. Beide bringen ihn in Position – und los geht’s. Nach wenigen Sekunden lösen sich die Radmuttern.
Besuch gut vorbereitet
Das gesamte Team hat den Besuch der kleinen Gäste gut vorbereitet. Schritt um Schritt erkunden die künftigen Abc-Schützen die gesamte Werkstatt. Freilich sind Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden, so dass sich niemand verletzt. Luise, Leon und ihre Freunde erfahren, wie ein Radwechsel erfolgt, wie der Bremsenprüfstand funktioniert, wozu die Schweißmaschine benötigt wird und warum jeder Handwerker beim Benutzen dieses Gerätes einen „Helm“ aufsetzen muss. Anton jubelt: „Jetzt bin ich ein Außerirdischer“, als er seinen Kopf kurz unter die Schutzhaube hält. An der Hebebühne staunen alle: So also sieht ein Auto nach fast 100 000 gefahrenen Kilometern von unten aus: auf den ersten Blick nur grau und schmuddelig. Uwe Schöne zeigt, wo sich die einzelnen Bauteile befinden und warum diese regelmäßig von Fachleuten überprüft werden müssen.
Mit Ingo Pöllmann und Christoph Sudau weiß der Meister zwei langjährige Kollegen an seiner Seite. Als weitere Fachkraft ergänzt Benjamin Koch, ehemaliger Azubi, als angehender Jungmeister das neunköpfige Team. „Nimmst du mich auch als Lehrling, wenn ich größer bin?“, fragt Finn Luca. Von der Größe her reicht ihm der Junge gerade mal bis in Bauchnabelhöhe. Schöne geht in die Knie, blickt dem Jungen in die Augen und nickt. Dann hält er ihm seine Hand hin – und Finn Luca legt seine kleine hinein: „Abgemacht, wenn du in der Schule fleißig lernst, sollte das kein Problem sein“, verspricht er und rechnet: „Etwa 2025 könnte es soweit sein.“
Ehemalige Lehrlinge als Ingenieure bei namhaften Autofirmen
So ein Versprechen hat Gewicht, denn mit Lukas Horn – Abiturient am Jessener Gymnasium – wird im August ein ehemaliges „Koboldmühlen-Kind“ seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker in Schönes Firma beginnen. Stolz ist Schöne auch auf zwei ehemalige Lehrlinge, die jetzt als Ingenieure bei namhaften Autofirmen arbeiten.
Mit dem Kita-Werkstattbesuch greift der Jessener Unternehmer eine Initiative der Handwerkskammer auf: „Überall fehlt der Nachwuchs. In unserer Branche wird es trotz modernster Technik auch in zehn bis zwanzig Jahren keine Fahrzeuge geben, die nie kaputt gehen oder die gänzlich ohne Service auskommen“, versichert der 53-Jährige. „Die Anforderungen an den Beruf steigen sogar noch, je mehr die Fahrzeuge mit elektronischen Bauteilen ausgestattet werden“, prophezeit er. Deshalb sei es umso wichtiger, das Interesse von Kindern und Jugendlichen frühzeitig und altersgerecht zu wecken, um sie mit den Handwerksberufen vertraut zu machen. Eine letzte Überraschung: Der neu entstandene Pausenraum der Firma gleicht ausnahmsweise einer Malwerkstatt. Auf dem großen Tisch steht an jedem Platz ein weißes Spielzeugauto. Daneben liegen jede Menge Stifte. Die Kinder können die „Karossen“ farblich gestalten und nebenbei leckeren Bananen- und Kirschsaft trinken. Natürlich dürfen sie „ihre Autos“ mitnehmen und auch das „Große Kinderbuch des Handwerks“, das sie als Geschenk erhalten.