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Kartoffelfest in Mügeln Kartoffelfest in Mügeln: "Knollen" im Sturm erobert

Von Hans-Dieter Kunze 29.09.2013, 19:21
Vier Sorten Kartoffeln konnten von den Besuchern verkostet werden - allerdings war selbst Schälen angesagt.
Vier Sorten Kartoffeln konnten von den Besuchern verkostet werden - allerdings war selbst Schälen angesagt. Kunze Lizenz

MÜGELN/MZ - Das Kartoffelfest in Mügeln scheint sich zum Markenzeichen zu entwickeln. Noch mehr als die 1 400 Besucher des vergangenen Jahres, so Hauptorganisatorin Madlen Schaller-Bock, strömten in diesem Jahr herbei. Schon zur Eröffnung um 11 Uhr waren sechs Reihen auf dem großflächigen, gemähten Naturparkplatz gleich gegenüber dem Gelände der Glücksburg Agrar-Genossenschaft von Fahrzeugen belegt. Es sollten noch viel mehr werden. Zahlreiche Radler und Fußgänger hatten ebenfalls dieses Ziel. Das Wetter war ideal, blauer Himmel und Sonnenschein zauberten unweigerlich ein Lächeln in beinahe jedes Gesicht. Dazu der verführerische Duft von Deftigem, Süßem und natürlich Kartoffelgerichten. Lange Schlangen bildeten sich unweigerlich, mit Geduld und einem Plausch mit Bekannten steckten viele der Gäste dies jedoch locker weg.

Madlen Schaller-Bock wuselte rastlos durchs Getümmel, räumte da einen Abfallbeutel weg oder schaute mal kurz am Stand ihrer Mutter Sabine vorbei. Ihr Team verabreichte dort Leckeres aus Kartoffeln zubereitet. In der Pfanne brutzelte Birgit Henkel aus Linda unentwegt Puffer. Kathleen Andreas, Inhaberin vom Buffet- und Partyservice „Die Küche“ in Großkorga, hatte eigens zum Fest neue Häppchen kreiert, kredenzt auf selbst gebackenem Kartoffelbrot und Pellkartoffelhälften. Belegt waren diese ausschließlich mit einheimischen Produkten, frischem Ziegenkäse oder Kräuterschinken zum Beispiel. Und mit verschiedenen Sorten Kartoffelmarmelade.

Die Kartoffel hat ihren Ursprung in Südamerika. Dort wurden Spuren einer wilden Kartoffelsorte gefunden. Das Alter wird auf 13 000 Jahre geschätzt. Der Anbau als Speisekartoffel begann 1684 in Lancashire, England. 1738 wurde ihr Anbau, damals Tartoffel genannt, durch den Preußenkönig Friedrich den Großen forciert. Weltweit gibt es heute etwa 5 000 Sorten.

Im Raum Mügeln hat der Kartoffelanbau eine lange Tradition. Die Glücksburg Agrar e.G. bestellt derzeit etwa 300 Hektar. Das Gros wird in der Stärkefabrik Golßen verarbeitet. Speisekartoffeln wachsen auf acht Hektar. (hdk)

Dieses Produkt hatte einst Sigrid Rau aus Genthin gemixt, ebenfalls zum dortigen Kartoffelfest. In Mügeln konnte man sie mit Vanille-, Walnuss-, Krokant und anderen Ingredienzien verkosten und kaufen. Probieren verständlicherweise nur in klitzekleinen Portionen, denn der Aufstrich kommt nicht aus dem großen Sudkessel.

Dagegen konnten in der Halle Pellkartoffeln ohne Limit vertilgt werden. Allerdings mussten die heißen Erdfrüchte frisch aus dem Topf selbst geschält werden. Welche schmeckt denn nun am besten? Das wollten der Produzent und Vermarkter Günter Rothe gerne wissen. Deshalb lagen Zettel neben den Schüsseln, insgesamt zehn Punkte konnten vergeben werden. Da die Geschmäcker sehr unterschiedlich sind, favorisierte man entweder Laura, Valisa, Talent oder Belana.

Chefkoch an den Töpfen war Stephan Wache. In Steinsdorf groß geworden, lebt er jetzt in Potsdam. „Das Knullenkochen ist ein schöner Ausgleich zu meiner Arbeit im öffentlichen Dienst“, meinte er. Flugs kam seine Lebensgefährtin Nadine Rothe an die Töpfe geeilt. Sie stellte sich lachend vor: „Ich bin eine Enkelin vom Mügelner Kartoffel-König.“ Gemeint war natürlich Günter Rothe.

Die „Knollen“ fanden auch im 25- oder Zehn-Kilogramm-Sack einen sehr guten Absatz. Verständlich, sind sie doch alle aus frischer Ernte. Die ist nach Günter Rothes Einschätzung nicht ganz so, wie erwartet. Um den Absatz macht er sich jedoch keine Sorgen. „Die Knollen reichen voraussichtlich nicht mal bis zum Ende der Verkaufssaison. Reklame brauchen wir deshalb keine zu machen. Die Kunden kommen von selbst“, ist er sich ziemlich sicher.

In das Kartoffelfest hatten sich wie in jedem Jahr auch die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Mügeln eingebracht. Sie öffneten die Tore zum Gerätehaus. Hartwig Matthies ließ vor allem die Kinder im Tanklöschfahrzeug Platz nehmen und fuhr sie mit Martinshorn und Blaulicht durch die Mügelner Auen. Aus Gallin waren Kameraden erschienen, Nicole Meihofer, ihr Lebenspartner Björn Aksamska und der zweijährige Sohn Kolin. Der fand es besonders am Strahlrohr sehr spannend. Am Nachmittag, als die Lustigen Blasmusikanten aus Seyda ihr letztes Lied spielten, atmete Madlen Schaller Bock erleichtert durch: „Das war wieder ein tolles Fest und das Wetter hätte schöner nicht sein können.“

Mit zwei Jahren ist Kolin Meihofer jüngstes Mitglied der Feuerwehr Gallin. In Mügeln wollte er unbedingt mit Mutter Nicole zur Spritze greifen.
Mit zwei Jahren ist Kolin Meihofer jüngstes Mitglied der Feuerwehr Gallin. In Mügeln wollte er unbedingt mit Mutter Nicole zur Spritze greifen.
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