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Kartenspiel Kartenspiel: Doppelkopf-Turnier in Reicho

Von Evelyn Jochade 23.01.2013, 18:39

Reicho/MZ. - Zwei kurze Schafkopfblätter bilden die Grundlage für ein Spiel, an dem sich vor allem die Norddeutschen erfreuen. So steht es zumindest im Internet beschrieben und wer sollte daran zweifeln?

Ebenfalls dort zu finden, ist die Herkunft des Doppelkopfspiels, welches sich "wahrscheinlich" aus dem Schafskopf entwickelt hat, dem Spiel, das bereits 1895 über ein eigenes Regelwerk verfügte und für manchen selbst als Ursuppe des Skatspiels gilt. Zwar ist heute das französische Blatt mit Kreuz, Pik, Herz und Karo verbreiteter als das deutsche, viele Doppelkopfspieler aber entscheiden sich bewusst für die Spielkarten Eichel, Grün, Rot und Schellen.

So war es auch im Reichoer Gemeinschaftshaus, wohin der Heimatverein des Dorfes eingeladen hatte. 16 Männer und zwei Frauen hatten sich zum gemeinsamen Spiel eingefunden. Da aber immer Vier zusammen spielen müssen, ließen zwei Herren den Damen den Vortritt. Verständlich bei einem Spiel, in dem die Kreuz-Damen bzw. die Eichel-Ober die höchsten Karten darstellen.

Wer diese beiden auf der Hand hält, hat im wahrsten Sinne beste Karten und kann, um seine Mitspieler zu beeindrucken, schon mal verkünden, dass er eine "Hochzeit" feiert. Überhaupt ist das Doppelkopfspiel mit interessanten Bezeichnungen gesegnet. Da kann auch ein Fuchs gefangen werden und es gibt sogar ein Lustsolo.

Was das genau beinhaltet, hätten die gestandenen Spieler Fred Blüthgen und Reinhard Meier, die zugunsten der Frauen auf ihr Lieblingsspiel verzichteten, sicher erklären können. Doch zumindest Blüthgen hatte dafür keine Zeit. Er wuselte zwischen den Tischen hin- und her, bediente die, die insgesamt rund sechs Stunden voller Konzentration in ihre Karten schauten, mit kleinen Stärkungen. Klar, dass er da den ein oder anderen Blick riskierte.

Reinhard Meier wiederum erzählte lieber von den Zeiten, als das Gemeinschaftshaus noch die alte Dorfschule war und die Kinder, wie er, von der ersten bis zur achten Klasse von einem Lehrer unterrichtet wurden. Natürlich auch in einem Raum.

Dennoch hatten sich die Männer an deisem Abend schon mal als Lehrer betätigt. Die Vorsitzende des Heimatvereins, Eileen Große, wurde von ihnen im Doppelkopfspiel angelernt und spielte diese dann plötzlich, nach Aussagen ihrer Lehrer, an die Wand. Ina Preuß, die zu später Stunde zu dem Kreis stieß, konnte das erklären: "Sie spielt doch Skat und im Vorfeld hat sie schon die Spielregeln vom Doppelkopf gepaukt."

Zum Mitspielen reichte das Wissen scheinbar jedoch noch nicht aus. Aber vielleicht müssen sich die gestandenen Spieler demnächst warm anziehen? So aber wurden über drei Runden je 20 Spiele absolviert. Doch die Reichoer haben nicht nur das Doppelkopfturnier wieder belebt, welches mindestens zehn Jahre nicht stattfand, sondern wollen auch die "Mensch-ärgere-dich-nicht"-Frauen (und Männer) hinter dem Ofen hervor locken.

"Das war schon mal Tradition im Ort und man traf sich regelmäßig", wusste die Vorsitzende des Vereins zu erzählen. Vielleicht wird das dann auch, wie jetzt beim Doppelkopf, ein Länder übergreifendes Turnier, denn Sieger wurde aus dem brandenburgischen Brandis mit stolzen 1 410 Punkten Michael Stawsky vor dem Holzdorfer Andreas Weisbrodt (1 300) und den Lokalmatadoren Fred Däumichen (510 Punkte) und Udo Däumichen (460). Fünftplatzierter war Olaf Torga aus dem Nachbarort Holzdorf, der 450 Punkte holte.