Karneval in Klöden Karneval in Klöden: Frisch, frei und unverbraucht

Klöden/MZ - Warum lange um den heißen Brei reden: Obwohl ich ein Karnevalsmuffel bin und leide, wenn die Glotze stundenlang von Umzügen und Prunksitzungen berichtet, frage ich mich jetzt: Warum können es nicht alle so handhaben wie der Kleindröbener Carnevalsverein, der den Ernst dieser doch so spaßig gewollten Sache zurückschraubt, mit Einfachheit überzeugt und das pure Vergnügen in den Vordergrund stellt? Kein inszeniertes Gehabe, kein Herausstellen bemützter Persönlichkeiten.
Seit 1974 ziehen die Kleindröbener Jecken jährlich einmal zu Felde. 1974, nach Ansicht der Moderatoren des Abends, Annett Berger und Matthias Richter, ein gutes Jahr, in dem ABBA mit „Waterloo“ den Grand Prix gewann, Helmut Schmidt Bundeskanzler wurde und, so Braumeister Richter, die einfache Flasche Bier noch 74 Pfennig kostete. Das bessere Pils gab’s für 1,28 Mark. Seit dieser Zeit also widmen sich die Männer und Frauen des KCV der kostümierten Unterhaltung. Bemerkenswert dabei ist vor allem, dass man sich selbst nicht zu ernst nimmt. Proben finden einzig im kleinsten Rahmen statt, was der Anreise der mitwirkenden Akteure geschuldet ist, die auf ganz Deutschland verteilt wohnen. Der Schlusspunkt unter die Programmgestaltung wird erst am Premierenabend gesetzt. Folgeveranstaltungen: ausgeschlossen.
Dass der Verein eine Fahne hat und den Einmarsch zelebriert, ist wohl schon die einzige Vergleichbarkeit mit thematisch ähnlich gelagerten Veranstaltungen. Denn schon beim Prinzenpaar werden sichtlich Grenzen gezogen. Kleindröben bietet kein Paar auf, das Schlüssel empfängt und residiert, Kleindröben lädt sich Charles und Camilla ein, Englands ewiges Prinzenpaar. Ein Schottenrock, ein altbackenes Kleid und zwei Masken, mehr bedurfte es nicht, um besagte Personen in den Saal zu holen. Hinter der Pappmaché verbargen sich mit charmantem Lächeln Berger und Richter. Letzterer zu dem Zeitpunkt noch mit einem kräftigen Backenbart, der fast unscheinbar im Laufe des Abends verschwand. „Man muss auch Opfer bringen“, betonte der 36-Jährige ganz nebenbei vor seinem Einstieg in die Bütt.
Überhaupt schienen die Moderatoren Gefallen am Kleiderwechsel zu haben. Annett Berger, die neben Richter ihre Premiere als Moderatorin hatte, überzeugte sowohl als Camilla und im Charleston-Kleid als auch als Musikantenfreundin Anneliese beim Karaoke der Zuschauer, für das ihr Partner den Wolfgang mimte.
Mädchen und Frauen ließen beim Tanz ihre Beine und Röcke schwingen, Männer versuchten es ihnen gleich zu tun. Kinder überzeugten mit ihrer Unbefangenheit und Sketche trafen die lachende Seele des Publikums. Allem voran der gespielte Blick in die Zukunft, der die Funkengarde des Vereins bei der gemeinsamen Abendtoilette im Altenheim zeigte.
Die Bütt entzog sich jedem klassischen Klamauk, mündete vielmehr in einer gesungenen Ode auf das Bier, vorgetragen von und mit Braumeister Matthias Richter an der E-Gitarre. Kein Tä-tä-tä-tä, allein Beifall und lautes Johlen entließen die Akteure vom Parkett. Wahrhaft verdienter Lohn von den Gästen im Saal.

