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Kapelle Mark Zwuschen  Kapelle Mark Zwuschen : Spiegelbild der Seele

Von Sven Gückel 27.08.2018, 07:15
Sie sorgten an der Kapelle in Mark Zwuschen für ein sehr unterhaltsames Programm: Anna-Sophia Koenen, Bruce Antony Cobb, Matthias Wacker und Christina Unnerstall (von links).
Sie sorgten an der Kapelle in Mark Zwuschen für ein sehr unterhaltsames Programm: Anna-Sophia Koenen, Bruce Antony Cobb, Matthias Wacker und Christina Unnerstall (von links). Sven Gückel

Mark Zwuschen - Wenn der Brite Bruce Antony Cobb sich an die Fertigung eines neuen Bildes macht, dann weiß er, dass er damit ein einzigartiges Werk schafft. Etwas, das sich nicht kopieren oder vervielfältigen lässt. Cobb, der auf Malta geboren wurde und in Großbritannien aufwuchs, entdeckte eher zufällig die Wirkung von Säure auf Metallen.

Beim Entwickeln von Fotografien in einem Fotolabor verschüttete der studierte Grafikdesigner, Fotograf und Seidendrucker Chemikalien auf einer Kupferplatte und ätzte so ein Muster in diese ein. Der Vorgang, der dabei entstand, bewegte Cobb so sehr, dass er begann, die alte Technik des Patinierens zu studieren. Ein künstlerisches Handwerk, das Japaner als Erste zu Hochform brachten.

Seither hat Bruce Antony Cobb etwa 600 Werke geschaffen. Der passionierte Segler, der schon mit einem Dreimaster Atlantik und Pazifik überquerte, hat viele seiner Arbeiten an Schiffseigner verkauft, so dass sie auf kleinen und großen Schiffen die Welt umrunden. Alle seine Kunden wissen diese Bilder zu schätzen. Denn Cobb, der heute in Ahresdorf bei Ludwigsfelde lebt, ist einer von nur acht Künstlern weltweit, die diese Technik beherrschen und zur Vollendung bringen.

Bei der Wahl der Motive lässt sich der Brite von vielen Dingen leiten und inspirieren, sagte er im Verlaufe einer Ausstellung an der Kapelle Mark Zwuschen. „Dinge, die ich in Büchern gelesen oder in Filmen gesehen habe zählen ebenso dazu wie Tagesereignisse. Ich habe Kriege in Afrika erlebt, aber auch den Tod von Lady Diana auf einem Bild verarbeitet“, gab er den Besuchern der Vernissage preis. Mittlerweile setzt er sich seit fast dreißig Jahren über diese Art mit seiner Umwelt auseinander.

„Ich bin quasi ein Gefangener meiner eigenen Kunst“, gab er lächelnd zu. Kunst, so Cobb weiter, ist ein Tagesgeschäft. Nicht der Künstler solle dabei im Mittelpunkt stehen, vielmehr soll sein Werk für ihn sprechen, betont er immer wieder. Genau so verhielt es sich auch in Mark Zwuschen. Mit nur wenigen Worten gab Cobb Einblick in sein Schaffen, überließ ansonsten aber anderen den Verlauf der Veranstaltung. Matthias Wacker und Christina Unnerstall etwa, die als Sax Two die Veranstaltung musikalisch umrahmten.

Wacker, der seine Fans jedes Jahr vor Weihnachten bei einem Konzert in der Kirche Kleindröben begeistert, reiste im Duett mit Unnerstall wie Cobb als Segler durch viele Welten. Von Mozart über Schostakowitsch bis hin zu modernen Jazz-Titeln hielten beide ein breites Portfolio bereit, mit denen sie die Zeit umgarnten.

Abgelöst wurden sie auf ihrer Reise zwischenzeitlich von Anna-Sophia Koenen. Die junge Frau gewann in diesem Jahr den Rezitierwettbewerb ihrer Schule, dem Goethe-Schiller-Gymnasium in Jüterbog, und bot einen Auszug ihres Könnens. Dabei las sie zur Freude der Anwesenden aus Jorge Bucays Buch „Der Portier des Freudenhauses“.

„Ich mache keine hübschen Bilder. Aber das, was sie zeigen, kommt aus meinem Inneren, spiegelt meine Seele und alle Gedanken wieder“, lud Bruce Cobb mit britischem Akzent die etwa 70 Gäste abschließend zum Betrachten seiner Arbeiten ein. Dabei wird er den Besuchern bestimmt auch tief in die Augen geschaut haben. Denn, so sagt er: „Für einen Künstler sind seine Augen wichtig. Er lebt in seiner Zeit, bildet ab, was um ihn herum passiert.“

(mz)