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Jugend forscht  Jugend forscht : Sieben Jessener auf einen Streich

Von Thomas Tominski 02.03.2020, 07:00
Diese sieben Pennäler haben das Gymnasium Jessen beim Regionalwettbewerb „Schüler experimentieren“ in Greppin vertreten.
Diese sieben Pennäler haben das Gymnasium Jessen beim Regionalwettbewerb „Schüler experimentieren“ in Greppin vertreten. Thomas Tominski

Jessen - Michael Wagner übernimmt am Tisch sofort das Kommando. Der Fünftklässler aus dem Jessener Gymnasium hält einen detaillierten Fachvortrag zum Thema Oberflächenspannung, der sogar Chemielehrer Jürgen Reusch ein Staunen ins Gesicht zaubert. Ihn habe es schon immer interessiert, welche Veränderungen „auf der Haut des Wassers“ passieren, wenn seine Mutter beim Abwasch das Spülmittel „Fit“ dazugibt.

Seit intensiver Internetrecherche weiß Michael Wagner, dass schon ein kleiner Tropfen Spülmittel ausreicht, um die Oberflächenspannung um mehr als 70 Prozent zu verringern. Und: Mit „Fit“ kann man prima Flöhe fangen, sagt er, denn die kleinen Plagegeister besitzen die Eigenschaft, problemlos über das Wasser zu rennen. Geht die Spannung verloren, ist der Floh verschwunden.

Erfolgreiches Trio

Für die Präsentation beim jährlichen Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ in der Kantine von Bayer Bitterfeld in Greppin hat der kleine Wissenschaftler schnell die passenden Mitstreiter gefunden. „Wir haben uns vor drei Jahren mal bei einer Matheolympiade kennengelernt“, erzählt Kevin Witzke, der Wagner bei diesem Wettbewerb wiederholt trifft und beim gemeinsamen Gespräch schnell merkt: Wir haben die gleichen Interessen.

Auf dem Gymnasium sehen sich die beiden Jungs wieder und melden sich für die Arbeitsgemeinschaft „Jugend forscht“, die von Sandy Trabitz (Fachschaft Mathematik) und Jürgen Reusch (Chemie) betreut wird, an. „Wir sind beim Regionalwettbewerb aber in der Kategorie Schüler experimentieren gestartet“, stellt Sandy Trabitz klar, „Jugend forscht“ sei für Teilnehmer ab 15 Jahren. Die beiden Pennäler finden mit Aaron Stelbrink noch einen dritten Hobbytüftler, der ebenfalls viel Freude am experimentieren hat.

In Greppin zum Beispiel treten sie mit Löschpapier und Büroklammer vor die Juroren. Sie legen das kleine Stück Metall vorsichtig auf das im Wasser schwimmende Papier. Und siehe da: Das Papier geht unter, die Büroklammer schwimmt aufgrund der Oberflächenspannung. Spülmittel oder Seife zerstören diese - und der „Draht“ geht unter. Für Präsentation des Standes, gelungenes Experiment und sachliche Beantwortung von Fragen landen die drei Gymnasiasten im Fachgebiet Physik auf dem zweiten Rang.

Alina Böttger aus der 8 b hat es im Fachgebiet Arbeitswelt mit ihrer „Konstruktion zur Anzeige von Schülerlösungen am Beamer“ ebenfalls auf den zweiten Platz geschafft. Die Idee ist simpel sowie effektiv zugleich und erleichtert den Lehrern an der Bildungseinrichtung die Arbeit. Jedes Arbeitsblatt, das auf der digitalen Tafel gezeigt wird, muss vorher eingescannt und auf der Festplatte des Laptops gespeichert werden.

Die 14-Jährige hat eine Vorrichtung aus Pappe gebaut, die das Dokument wie eine Klemmmappe hält. Die Kamera des Computers spiegelt den Inhalt dann direkt auf die Leinwand. „Ich habe mich bewusst gegen Plaste entschieden“, so Alina Böttger, Pappe sei ein wiederverwertbarer Rohstoff.

Auf dem dritten Platz in Greppin sind Leonie Liedtke, Julia Koszuta und Melina Liedtke im Fachgebiet Chemie gelandet. Die drei Mädchen haben gezeigt, was Essig alles kann. Das sauer schmeckende Würz- und Konservierungsmittel kann als Reiniger verwendet werden oder wäscht Farbe aus einem Wollfaden. „Leider“, sagt Julia Koszuta, „hat letzteres Experiment bei der Vorführung nicht funktioniert. Die Farbe wollte einfach nicht weichen. Vorher hat es immer geklappt.“

Dagegen sei die Beseitigung von Schmutzresten auf einer Münze perfekt gelaufen. „Wir hatten Spritessig und eine Essigessenz mit“, ergänzt Leonie Liedtke, die das kleine Wundermittel vorher eher als Zutat im Essen gekannt hat. „Experimente machen einfach Spaß“, sagen die Mädchen, die sich in den zu bewertenden Kategorien Präsentation des Standes, Experimente und Beantwortung von Fragen viel Mühe gegeben haben, das Gymnasium in der Kantine des bekannten Unternehmens würdig zu vertreten.

Achter Preis in Folge

Sandy Trabitz, die zusammen mit Reusch als Betreuer vor Ort gewesen ist, betont, dass die Jury die Reihenfolgen in den verschiedenen Fachgebieten „sehr fair und passend eingeschätzt“ hat. Für das gesamte Team aus Jessen sei es ein langer Tag gewesen. „Wir sind um 7.15 Uhr losgefahren und um 18 Uhr zurück gewesen“, so die AG-Mitverantwortliche. Insgesamt habe sich der Aufwand jedoch gelohnt, selbst wenn Jessen keinen Sieger gestellt hat.

Für die mehreren erfolgreich vorgestellten Projekte habe es jedoch den „Schulpreis 2020“ gegeben. Diese Trophäe hat sich die Bildungseinrichtung bereits zum achten Mal in Folge erkämpft. Angestachelt von den Erfolgen, haben sich einige Teilnehmer aus dem Gymnasium sofort entschieden, im kommenden Jahr wieder beim Regionalwettbewerb zu starten.

Der Vortrag Wagners hat bei der Lehrerin ebenfalls Eindruck hinterlassen. Der Fünftklässler, sagt sie, sei ein kleiner Pfiffikus, der nicht nur schlaue Sprüche klopft. Bei der Mathematik-Olympiade des Landes Sachsen-Anhalt hat er sogar den zweiten Platz belegt. (mz)

Alina Böttger hat sich eine pfiffige Konstruktion ausgedacht.
Alina Böttger hat sich eine pfiffige Konstruktion ausgedacht.
Sandy Trabitz
Mit der Oberflächenspannung hat sich dieses Trio beschäftigt.
Mit der Oberflächenspannung hat sich dieses Trio beschäftigt.
Sandy Trabitz