Jubiläum in Falkenberg Jubiläum in Falkenberg: Noch immer unter Dampf

Falkenberg/Holzdorf - Im Eisenbahnmuseum in Falkenberg (Elbe-Elster) wird Geschichte lebendig - im alten Fahrkartendrucker, in Uniformen, Schautafeln und in Geschichten, die auf harten Fahrgast-Bänken erzählt werden. Das begeistert auch Besucher aus dem Jessener Land. Einige hatten Glück und haben Hildegard Lehmann im Museum getroffen. Sie ist Falkenbergs „Eisenbahn-Omi“ und feiert an diesem Sonnabend in Berlin ihren 100. Geburtstag.
Es verging bisher kaum ein Aktionstag im Museum, den Hildegard Lehmann nicht besuchte. Noch im Herbst nahm sie im braun-karierten feschen Kostüm flink und im Reitersitz auf dem Waggon der Miniaturbahn Platz. Quietschvergnügt ließ sie sich mit Besuchern aus Jessen und Torgau über den Museumshof chauffieren von Lokführer Heiko Gunkel.
Bis 1942 hat Hildegard Lehmann im Falkenberger Bahnhof am Fernschreiber gearbeitet, dann wurde sie nach Warschau versetzt. Möglicherweise hat ihr dieser Wechsel das Leben gerettet, denn der Bombenhagel, der am 18. und 19. April 1945 über Falkenberg niederging, hat ihre einstige Arbeitsstätte und die Gleisanlagen nahezu zerstört. Nach Kriegsende wohnte Hildegard Lehmann bis 1948 weiterhin in Falkenberg, zog dann aber nach Westberlin. „Ihren Bahnhof“ und „ihre Eisenbahner“ hat sie jedoch immer im Blick behalten. „Ohne euch würde Falkenberg um vieles ärmer sein. Das Museum ist ein echter Schatz“, sagt sie.
Bei ihrem jüngsten Besuch ist die (noch) 99-Jährige redegewandt wie immer. Museumsleiter Heinz Welisch frohlockt wiederholt: „Sie steht noch immer voll unter Dampf!“ Ganz genau will sie wissen, welche Ereignisse das Museum für 2016 plant: „Ich muss ja meinen Terminplan machen“, begründet sie. Was Hildegard erfährt, gefällt ihr sehr, auch wenn sie vermutlich nicht mehr jedem Ereignis persönlich beiwohnen wird.
Schon jetzt bereiten Welisch und seine Mitstreiter den Tag des Eisenbahners für den 12. Juni vor. Er rückt die einstigen Schwerlasttransportwagen der Deutschen Reichsbahn ins Blickfeld. Federführend dabei ist Hans-Joachim Bedrich. Der heute 80-Jährige war als Wagenmeister tätig: „Das sind die, die mit dem langen Hammer rumgelaufen sind und auf die Räder geklopft haben“, verrät er.
Ein interessantes Programm verheißen auch die Erlebnistage am 8. und 9. Oktober: „50 Jahre Diesellokbetrieb im Dienstort Falkenberg“, lautet das Thema. Eine Ausstellung erklärt wichtige Ereignisse und Fakten. Dazu organisiert der Förderverein eine Fahrzeugausstellung mit Dieselloks und SVT-Lokmitfahren im Bahnhofsbereich. Ein Museumsrundgang ist jedoch zu jeder Jahreszeit empfehlenswert: „Im Vorjahr kamen etwa 1 800 Besucher.
Vor allem die Anzahl der Schulklassen hat sich nahezu verdoppelt. Trotz moderner ICE-Züge - die gute alte Eisenbahn begeistert auch den Nachwuchs“, freut sich Heinz Welisch. Eines der am meisten bewunderten Ausstellungsstücke im Museum ist ein Modell des ursprünglichen Bahnhofs von Falkenberg. Er wurde im Maßstab von 1:5 nachgebaut. (mz)