Jubelkonfirmation in Seyda Jubelkonfirmation in Seyda: Ein kariertes Hemd als Geschenk

Seyda/MZ - Zu einem festlichen Gottesdienst waren traditionell Konfirmanden eingeladen worden, die vor 70 (Gnaden-), 65 (Eiserne), 60 (Diamantene) und 50 (Goldene Konfirmation) mit kirchlichem Zeremoniell in die Reihen der evangelischen Erwachsenen aufgenommen wurden. Die Zeremonie wurde von Pfarrer Thomas Meinhof zelebriert, jedem Jubelkonfirmanden erteilte er einzeln vor dem Altar erneut den Segen Gottes, anschließend fand das Abendmahl statt.
Gemeinsam gingen oder fuhren die insgesamt 25 erschienenen Jubilare, die Mehrzahl waren Diamantene, zum gemeinsamen Mittagessen und einer anschließenden gemütlichen Runde mit Kaffee und Kuchen ins „Schützenhaus“. Es gab reichlich Gesprächsstoff, Erinnerungen an längst vergangene Zeiten wurden noch einmal lebendig.
Siegfried Alicke wurde vor 50 Jahren im Seydaer Gotteshaus konfirmiert. Zuvor erlebte er das weltliche Pendant, die Jugendweihe. Daran teilzunehmen war ratsam, wollte man sich nicht die berufliche Zukunft vermasseln. Allerdings duldeten die DDR-Machthaber eine „Doppelgleisigkeit“, man durfte zusätzlich auch konfirmiert werden. In der Regel musste mindestens ein Jahr dazwischen liegen. Üppige Geschenke gab es trotzdem nicht, schon gar nicht zweimal. Der Seydaer kann sich an Strümpfe und Unterwäsche erinnern. „Auf keinen Fall gab es wie heute vielfach üblich ein Moped“, meinte er lachend. Ilse Rothe beging das Fest der Diamantenen Konfirmation. Sie stammt aus Schlesien, wurde jedoch in Arnsdorf heimisch. Der Ort gehörte damals zur Kirchengemeinde Elster, aber da war das Pfarramt nicht besetzt und so fand die Feier eben in Seyda statt. Pfarrer Hagendorf hielt die Andacht.
Erwin Letz aus Lüttchenseyda erzählte schmunzelnd vom größten Geschenk, das es gab: „Ein kariertes Hemd, denn 1953 war ein ziemlich schlimmes Jahr.“
Reinhard Bernhard gehörte zu den Eisernen Konfirmanden. 1948 war die Feier in der Kirche zu Elster. Er wohnte damals in Gentha und zog dann nach Schadewalde, wo er noch heute lebt. „Das schönste Geschenk damals war für mich mein Vater. Er war heil aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt. Bei der Konfirmation meiner Schwester im Jahr 1946 haben wir alle noch um ihn gebangt“, erinnerte er sich. Gefeiert wurde im engsten Familienkreis. Geschenke gab es kaum, wenigstens reichten die vorhandenen Lebensmittel für ein gemeinsames Essen, auch die Taufpaten waren erschienen. Angestoßen wurde dennoch. Der Nachbar von Bernhardts war damals ein Deutschstämmiger aus Rumänien. Der verstand sich vortrefflich auf die Kunst des Schwarzbrennens.
Gisela Müller wurde 1953 in Seyda konfirmiert, damals hieß sie noch Espig. „Das tollste Geschenk für mich waren plattierte Strümpfe, die Vorgänger der Nylon- oder Dederonstrumpfhosen.