1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Kunsthandwerk in Jessen: Jessener Holzbildhauer Klaus Kuhrmann veröffentlicht vierten Bildband

Kunsthandwerk in Jessen Jessener Holzbildhauer Klaus Kuhrmann veröffentlicht vierten Bildband

Der Jessener Kunsthandwerker Klaus Kuhrmann hat seinen vierten Bildband mit eigenen Arbeiten herausgegeben. Welche Intentionen er mit seinem Werken verbindet.

Von Klaus Adam 04.07.2025, 13:15
Klaus Kuhrmann neben einigen seiner Werke. In den Händen hält er sein neues Buch   „Klare Formen“.
Klaus Kuhrmann neben einigen seiner Werke. In den Händen hält er sein neues Buch „Klare Formen“. (Foto: Klaus Adam)

Jessen/MZ. - Der Jessener Kunsthandwerker Klaus Kuhrmann hält sein viertes selbst herausgegebenes Buch in den Händen. Erst am Donnerstag hat er die druckfertigen Exemplare geliefert bekommen. Auf rund 80 Seiten sind vor allem Abbildungen von Bronze- und Holzarbeiten darin enthalten, auch einige Modelle, deren Bronzeguss vor der Drucklegung nicht rechtzeitig fertig wurden. Entstanden sind die Kunstwerke des heute 87-Jährigen in den zurückliegenden zehn Jahren. Zwei Jahre lang, so sagt er, hat er sich mit diesem Sammelband intensiv beschäftigt.

Klaus Kuhrmann beherrscht die Kunst des Weglassens

Klaus Kuhrmann, heute 87, der vor der politischen Wende in der DDR auch mehrfach viel beachtete Ausstellungen im Ausland hatte, ist gelernter Holzbildhauer. 1973 bestand er in diesem Metier seine Meisterprüfung in Weimar. Seit 1976 ist er anerkannter Kunsthandwerker.

Bewegung
Bewegung
(Repro: Klaus Adam)

Selbst wenn der Jessener figürlich arbeitet, bevorzugt er die Abstraktion. Im Weglassen allzu filigraner oder gar naturalistischer Elemente formt er das Wesentliche, das er darstellen möchte, aus dem Material heraus. Seine Figuren sollen in den Augen der Betrachter leben. Und genau das tun sie. Der „Leidende“ scheint wirklich zu leiden, der „Hinkende“ hinkt mit schmerzverzerrtem Gesicht. Und der „Lausbub“ feixt lausbübisch.

Gymnastik
Gymnastik
(Foto: Klaus Adam)

Galerist Bernd Kruckow formuliert es im Vorwort zu dem neuesten Kuhrmannschen Kunstband so: „Seine fast noch jugendlich erscheinende ‚Spitzbübigkeit‘ hat er (Kuhrmann) sich bis ins hohe Alter erhalten. Das betrifft auch seinen Scharfsinn und seinen Humor. Seiner Neugier und seinem Interesse entgeht nichts.“

Doch selbst die völlig abstrakten Werke fangen an zu leben in den Augen der Betrachter. Setzt man den von Kuhrmann gegebenen Titel des jeweiligen Werkes an, geht einem beinahe plastisch auf, welche Intuition und Intention der Künstler damit verbindet. Nicht selten setzt Klaus Kuhrmann auch auf die Korrelation verschiedener Materialien, Holz und Metall etwa. Kruckow wiederholt in seinem Vorwort einen Satz, den Kuhrmann auch der MZ bereits sagte: „Holz ist ein edles Material. Bloß nicht das Naturgegebene vergewaltigen oder zerstören.“ Insbesondere beim Holz ist das Credo des Jesseners, der oft den Gang der Maserung besonders herausarbeitet: „Ich verstehe gar nicht, wie ein anderer das nicht sehen kann.“

Den Skizzenblock hat Klaus Kuhrmann stets bereit

Nach wie vor liegt an seinem Bett ein Skizzenblock bereit. Dort zeichnet er seine Ideen auf, wie sie ihm in den Sinn kommen. Nicht alles setzt er gleich um, manches auch erst Jahre später. „Was gar nichts ist, das werfe ich gleich weg“, schränkt er ein. Doch ein ums andere Mal hat er auch frühere Ideen wieder herausgekramt und sie plötzlich in einem neuen Licht bewertet. „Die Kunst liegt beim Weglassen“, sagt er. Das meint nicht nur die aus seiner Sicht nicht treffenden Ideenskizzen, sondern vor allem sein Herangehen. Hände müssen nicht filigran ausgeformt sein. Es reicht die Andeutung der Geste, der Haltung. Ausdruck und Darstellung müssen aus einem Guss sein, nicht nur bei der Bronze.