Jessener Gymnasium Jessener Gymnasium: Hinter der Tür des Wissens

Jessen - Türen werden im Advent gern geöffnet. Das Jessener Gymnasium macht das alle Jahre wieder und lädt in dieser Zeit zum Tag der offenen Tür ein. Vor allem künftige Fünftklässler und ihre Eltern zog es am Samstag zum Ypsilon-Bau in die Mühlberger Straße. Mehr als 600 Schüler lernen hier und werden von 48 Lehrern unterrichtet. 2015 feiert die Bildungseinrichtung ihr 25-jähriges Bestehen.
Hinter der großen Eingangstür erleben die Gäste einen stimmungsvollen Empfang durch die Schulchöre. Dem schließt sich Schulleiterin Monika Kaufhold mit einem Willkommensgruß an und lädt zur ausgiebigen Schnuppertour durch das Haus ein. Dazu verlockt zuallererst das Forum. Es gleicht einem Weihnachtsmarkt: Egal ob Naschwerk, deftige Kost oder Dekoration – alles Angebotene ist handgemacht und bestens geeignet, anderen oder sich selbst eine Freude zu bereiten.
Große Wiedersehensfreude
Auf allen Fluren und Etagen gibt es offene Klassenräume. Darin liegen Lehrbücher, Unterrichtsmittel und Projektarbeiten aus. Naturwissenschaftliche Experimente vermitteln spannende Einblicke in das breite Wissensspektrum, das die Mädchen und Jungen erobern. Auch die Bibliothek mit mehr als 5 000 Büchern und anderen Medien trägt dazu bei. Im Kunstbereich zeugen Galerien von der Kreativität der Schüler. Bisweilen sind Gespräche zwischen Eltern und Lehrern von Wiedersehensfreude geprägt: Anke Pflug aus Ruhlsdorf trifft ihre ehemalige Lehrerin Renate Fuchs wieder: „1996 habe ich das Abitur gemacht, und jetzt bin ich hier, weil unser Sohn Hannes nächstes Jahr in die fünfte Klasse kommt“, erzählt sie.
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Wie intensiv das Erlernen von Fremdsprachen mit dem Kennenlernen anderer Kulturen verknüpft wird, zeigt das Comenius-Projekt, das in den Jahren 2013 bis 2015 unter dem Titel „Es war einmal – Der europäische Märchenschatz“ von Schülern der 8. bis 10. Klasse mit Leben erfüllt wird. Nach Besuchen von Partnerschulen in der Türkei, in Ungarn, Polen und den Niederlanden geht die Reise im Februar nach Italien. An der Festwoche zum 25-jährigen Schuljubiläum, die vom 1. bis 6. Juni 2015 stattfindet, werden wohl Vertreter aller Partnerschulen teilnehmen.
Unter den Besuchern sind viele Großeltern. So verfolgt Oma Rita Herrmann aus Zahna aufmerksam den Schnupperunterricht im Fach Geografie bei Fachlehrer Matthias di Dio. Mehrmals zuckt ihre Hand in die Höhe, als dieser seine Fünftklässler nach Kontinenten und Meeren fragt. Am liebsten wäre Oma Rita selbst wieder eine Schülerin. „So jung kann ich mich aber nicht mehr machen“, scherzt sie. Umso mehr freut sich die wissbegierige Seniorin, dass ihre Enkelin Kuki die Möglichkeit hat, am Jessener Gymnasium zu lernen.
Sowohl in naturwissenschaftlichen Kabinetten als auch im Gespräch mit Lehrern anderer Fachschaften wird klar: Wenn die Schüler nach der vierten Klasse ins Gymnasium wechseln, werden sie im Wissensstand dort abgeholt, wo sie nach erfolgreichem Abschluss der Grundschule angelangt sind. Monika Kaufhold verdeutlicht: „Viele meinen, dass bei uns nur die Besten gefördert werden. Das stimmt nicht. Unser Schülerrat ist sehr engagiert und organisiert Schülerhilfe: Ältere geben Jüngeren Nachhilfe, wenn Probleme beim Lernen auftreten. Das klappt organisatorisch und fachlich äußerst gut. Erste Ergebnisse in Form von besseren Noten gibt es bereits. Das motiviert natürlich.“ Allerdings, so bemerkt sie, ersetzte diese Unterstützung keinesfalls aktives Mitarbeiten im Unterricht.
Motivation ist ganz wichtig
Die Motivation von Schülern spielt auch in älteren Klassenstufen eine wichtige Rolle, wie Hans-Joachim Zierold, Vorsitzender des Schulelternrates, verdeutlicht: „Das trifft insbesondere für achte und neunte Klassen zu. Wenn Niveau und Umfang des Lernstoffes ansteigen, bedingt das oft vermehrte Anstrengungen und höheren Zeitaufwand. In dieser Altersgruppe steigt jedoch auch der Hormonspiegel. Das reizt zu neuen Erfahrungen. Welche Motivation brauchen die Jugendlichen also, damit sie im Unterricht aktiv bleiben? Was können wir in dieser Hinsicht tun? Damit beschäftigen wir uns intensiv im Schulelternrat. Unter anderem ist die Vorbereitung eines thematischen Elternabends im Gespräch.“
Hilfreich könnte eine Änderung im Landesprogramm „Schulerfolg sichern“ sein. Sie greift aber erst ab Schuljahresbeginn 2015/16: „Auch Gymnasien können künftig Schulsozialarbeiter und pädagogische Mitarbeiter beantragen. Bisher wurde das nur für andere Schulformen bewilligt“, so Zierold. „Um die erforderlichen Schritte auf den Weg zu bringen, wird die Gesamtkonferenz demnächst einberufen. Wir haben mit dem Internationalen Bund Wittenberg einen möglichen Partner gefunden“, kündigt Monika Kaufhold an. (mz)
