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Jessen Jessen: Tagsüber umsorgt

Von EVELYN JOCHADE 09.09.2011, 17:33

JESSEN/MZ. - Nur die ganz Blutjungen interessiert das Thema wohl noch nicht. Aber schon in den mittleren Jahren machen sich Leute Gedanken. Und spätestens, wenn die eigenen Eltern in das Alter kommen, wo sie besser nicht mehr allein zu Haus wirtschaften sollten oder können, wird es aktuell und rückt ins Blickfeld. Wie erhalte ich weitgehend ihre Lebensqualität? Wer kümmert sich um sie, während ich arbeite? In Jessen hat vor mittlerweile zwei Jahren eine Einrichtung eröffnet, die darauf eine Antwort gibt. Die Tagespflege des Deutschen Roten Kreuzes.

Rundgänge durchs Haus

Kürzlich hatte das Haus, das sich im Jessener Gewerbegebiet befindet und von einem hübschen kleinen Garten umgeben ist, zum Tag der offenen Tür eingeladen. Die noch rüstigen Senioren aus dem Altkreis sollten sich einmal ein Bild machen können, was Tagespflege heißt und welche Vorteile sich auch für sie selbst damit verbinden. Und tatsächlich, das Interesse war groß und das schön hell und freundlich gestaltete und eingerichtete Haus wurde voll. Die vier Krankenschwestern und drei Betreuungsassistenten hatten alle Hände voll zu tun. Sie führten durch Räume, servierten Essen, erläuterten Abläufe und beantworteten unablässig Fragen. Davon hatten die älteren Leute verständlicherweise viele. Einige aber saßen an den großen Fenstern in den bequemen Sitzgarnituren und genossen einfach den Tag und die Aussicht, später einmal so umfassend betreut zu werden.

So Gerta Kammer (83) und Edeltraud Heinrich (81) aus Annaburg. Beide fanden das Ambiente sehr schön und könnten sich vorstellen, später einmal die angebotenen Leistungen in Anspruch zu nehmen. Allerdings erst, wenn es gar nicht mehr anders geht, versicherten sie, und wenn sie sich diesen Luxus leisten könnten. Doch Luxus sei das alles nicht, erklärte Schwester Sabine Leja. Finanziert würde der Aufenthalt hauptsächlich über die Pflegestufen und über Sachleistungen der jeweiligen Krankenkasse. Das müsse im Einzelfall durchgerechnet werden. Dann stehe der Betreuung nichts im Wege. Morgens holen Kleinbusse die Patienten ab und bringen sie zum Frühstück. Auch an Rolli-Fahrer ist gedacht, denn nicht nur ältere Menschen brauchen Hilfe. Auch durch Unfälle oder Krankheiten Gehandicapte sind willkommen. Zumeist zwei Beschäftigungsangebote schließen sich im Tagesverlauf an, wobei jeder selbst entscheiden kann, ob und was er tun möchte. Von den eigens dafür geschulten Beschäftigungsassistenten werden die Senioren zwar animiert mitzumachen, aber mancher sitzt eben lieber mal im Sessel und freut sich, zusehen zu können.

Verschiedene Angebote

Abwechslung gibt es, so Sabine Leja genug. Mal seien es die Kinder aus einer Tagesstätte, die ein kleines Programm aufführen, mal komme die Hundeschule Wolf aus Gerbisbach. Da würden beim Streicheln der wirklich zahmen Tiere sogar bei den Demenzkranken die Augen leuchten. Gerade auf diese Menschen wird hier besonders liebevoll eingegangen. Oft finden Singe-Nachmittage statt, woran alle viel Freude haben. Auch der Pfarrer schaut nicht selten vorbei.

25 Frauen und Männer werden in der DRK-Tagespflege betreut. Die Patienten kommen aus Prettin, Zahna, Seyda und weiter her. Die Älteste ist derzeit 98 Jahre. Und sie sind froh, hier einen geregelten Tagesablauf zu haben, ohne selbst dafür Verantwortung übernehmen zu müssen. Sie sind versorgt und man kümmert sich um sie. Abends jedoch geht es wieder heim in die eigenen vier Wände und nichts schätzen die Senioren mehr als das. Für die Angehörigen ist der Schritt, die Eltern oder ein Elternteil am Tag betreut zu wissen und sie nach der Arbeit wider in ihre Obhut zu nehmen, wesentlich leichter als die Hilfebedürftigen sofort ins Heim zu geben. Der Aufenthalt in der Tagespflege macht eine Heimeinweisung eventuell sogar unnötig, denn hier werden die Fähigkeiten der älteren Menschen konsequent gefördert und daran gearbeitet, ihre Selbständigkeit im Täglichen zu erhalten oder zu verbessern. Die Seniorinnen und Senioren, die sich die Tagespflege-Station ansahen, waren beeindruckt von der modernen Ausstattung, von der Sauberkeit und den Möglichkeiten der Gestaltung des Tages. Vor allem aber waren sie des Lobes voll über die liebevoll auf sie eingehenden Pflegekräfte.

Da war das Konzert des "Käpt'n-Kuck"-Trios, das mit bekannten Melodien begeisterte, das Sahnehäubchen auf diesen Tag.