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Jessen Jessen: Stau am Gemüsestand

Von KLAUS ADAM 14.12.2010, 19:20

JESSEN/MZ. - Für eine reichliche Viertelstunde ist kein Durchkommen. Wer schnell noch etwas Grünzeug für den sonnabendlichen Mittags-Suppentopf braucht, hat schlechte Karten. "Mindestens hundert Leute", schätzt Marktbetreiber Frank Jähnel, versperren ihnen den Weg. Das wären dann doppelt so viele, als er mit seiner Wette verlangt hätte. Dafür gab es allerdings nicht den doppelten Wetteinsatz. Der Chef des Jessener Rewe-Marktes hatte ja auch "nur" gewettet, dass die Jessener Kantorei es nicht schaffen würde, mindestens 50 Leute zusammenzubekommen, die als Weihnachtsmann verkleidet gemeinsam "O Tannenbaum" singen. Wenn doch, dann gäbe es dafür 500 Euro aus dem Rewe-Topf.

Freilich wünschte Jähnel es sich natürlich, dass es klappt. Ist er doch selbst Sänger in der Jessener Kantorei, die sich die traditionelle Aufführung des Weihnachtsoratoriums nicht vom schnöden Mammon streitig machen lassen mochte. Des Werkes Aufführung stand vor noch nicht allzu langer Zeit mangels der nötigen Finanzen tatsächlich in den Sternen. Denn auch Musiker müssen von irgendetwas leben. Doch der eine Stern erleuchtete nicht nur drei Königen den Weg zur Futterkrippe, sondern drei ganzen Chören.

Die Frauen vom Jessener Frauenchor, die Männer vom Jessener Männerchor erklärten sich mit dem Kantor und seiner Kantorei solidarisch und strömten hin, in den Markt. Des Kantoren Freizeitband - wie heißt sie doch gleich? - ist auch dabei. Und da stehen sie nun und singen gemeinsam "O Tannenbaum". Und einer, der arge Textprobleme einräumen muss, ist der Kantor Volkmar Genterczewsky selbst. Das Singevolk verzeiht es ihm sofort. Und das nicht nur, weil er statt des filigranen Dirigentenstabs diesmal die Rute schwingt. In seinem Weihnachtsmannkostüm macht er die Nachlässigkeit seiner Mit-Weihnachtsmänner und -frauen wett. Denn die meisten haben lediglich ein rotes Mützchen auf. Gegen-Wetter Jähnel reicht es. Er hat sogar noch einige der Mützen in petto für die Ganz-Nachlässigen. Und wenn's mit den Weihnachtsutensilien völlig eng geworden wäre, dann hätte der Kantor noch den einen oder die andere in sein weites Kostüm mit einsteigen lassen können, wie sich zeigt. Ein zufriedener Frank Jähnel überreicht einem glücklichen Volkmar Genterczewsky den symbolischen großen Scheck über 500 Euro. Der Rewe-Markt-Chef vergisst auch nicht, ihn zu erinnern, dass er sich anschließend im Büro das Geld in real abholen soll.

Bevor Gurke und Tomate wieder freigegeben werden, müssen die Kunden aber noch "Alle Jahre wieder" abwarten.