Jessen Jessen: Marterpfahl muss umgetauft werden

Jessen - Amerikas Ureinwohner standen in der vorigen Ferienwoche im Mittelpunkt des Geschehens im Kräutergarten des Jessener „Wir“-Vereins. Um die zehn Kinder, so Betreuerin Eva Reinel, zog es regelmäßig in das mit Wigwam und anderen nachempfundenen Accessoires ausgestattete kleine Indianerdorf.
Sogar ein Marterpfahl stand dort. Bunt bemalt. Doch niemand, auch nicht die Erwachsenen - Muttis, Vatis und erst recht nicht die Großeltern - mussten Angst haben, von den Jungindianern an diesen gebunden zu werden. Denn, die Kinder zwischen vier und 13 Jahren, lernten hier, wie das Leben in einem echten Indianerdorf abläuft. Und da ist nun mal der Marterpfahl nicht, wie es sein Name vermuten lässt, für das Bereiten von Pein gedacht. Eva Reinel klärte auf: „Der Marterpfahl ist sozusagen das Gedächtnis des Stammes. Hier trifft man sich unter dem eigenen Wappen, und in sein Holz werden wichtige Ereignisse der Stammesgeschichte geritzt und gemalt. Kriege und Krankheiten beispielsweise.“ Die gab es glücklicherweise beim Stamm der „Wir“-Indianer nicht, dennoch war der Pfahl mit vielen Zeichen übersät. So viele kunterbunte Ferien-Erlebnisse mit dem „Wir“-Verein waren den Kindern eingefallen.
Den letzten Tag der Indianer-Woche gestalteten die Betreuer als Höhepunkt. Die Rituale blieben: Treffpunkt war wie immer der Marterpfahl. Der vorige Tag wurde ausgewertet und Lob in Form von Federn verteilt. So ist das bei Indianern üblich. Der Kopfschmuck muss verdient werden. Entweder durch Mut und Geschick oder, wie hier, durch Fleiß: Geschirr abwaschen, Steine suchen für die Grillstelle bzw. sich im Wald bei der Büffeljagd beweisen. Selbst der Jüngste, der kleine Jan, erhielt zwei Federn, die er, wie alle anderen Stammesbrüder an seinem selbst gefertigten Stirnband befestigte. Auch Oma Gudrun, die alles mitmachte, bekam Federn und war begeistert über das Programm: „Was den Kindern hier alles geboten wird!“
Und da Indianer und Pferde nicht zu trennen sind, bastelten die Jungindianer Pferdeköpfchen. Das war allerdings nicht alles. Einige Meter entfernt im Schatten standen zwei richtige Indianerpferde aus dem Herzberger Zirkus Rolandos zum Reiten bereit. Ein großes Reitpferd und ein kleines Pony, beide mit toller Zeichnung, waren abgestimmt auf die Größe der Ferien-Indianer, für die es, anders als bei den amerikanischen Ureinwohnern, auch Kuchen und Eis gab.