Jessen Jessen: Hoffnung auf guten Ausgang
Jessen/MZ. - "Ein Insolvenzplan-Verfahren wäre der uns liebste Weg." Das bekennt Arno Vogel, Mitgesellschafter der Agratec Biogas Jessen GmbH, kurz gesagt, der Biogasanlage im Jessener Gewerbegebiet. Denn sie ist seit Jahresbeginn insolvent, wie Vogel der MZ auf Nachfrage bestätigt. Im Moment läuft noch das vorläufige Verfahren. Ein Verwalter hat derzeit das Sagen.
Was allerdings nicht heißt, dass in der Anlage, die sowohl Strom als auch Dampf und Wärme produziert, zwangsläufig die Lichter ausgehen müssen. In Absprache mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter hat die Agratec AG - eine Holding mit Sitz in Berlin, die über drei eigenständige GmbH Biogasanlagen betreibt und Firmen zu Aufbau und Betrieb der Anlagen unterhält - eine interne Lösung gefunden. Die Bioenergie GmbH, ein weiteres Tochterunternehmen, ist seit Jahresbeginn als Betreiber der Jessener Biogasanlage tätig. "Die Kosten laufen seither über diese Firma", so Vogel.
Damit hält sich Agratec den Rücken frei für die weiteren Entscheidungen im Insolvenzverfahren, dessen Ausgang noch völlig offen ist. Wesentliche Gründe für die Zahlungsschwierigkeiten sieht der Mitgesellschafter in der Hochwassersituation 2010 / 2011 der Region. Damit habe das vergangene Jahr sehr schlecht begonnen. Es fehlten die Ausgangsstoffe zur Herstellung der Bioenergie. "Die Landwirte kamen nicht auf die nassen Felder", erläutert Wolfgang Polzin, Geschäftsführer der Agratec Betriebsmanagement GmbH, den die MZ am Dienstag in der Jessener Anlage traf.
"Dazu kam der lange Frost", ergänzt Arno Vogel aus Berlin. "Wir mussten die Anlage in der Leistung zurückfahren." Aufgrund der dadurch bedingten Mindereinnahmen habe das Unternehmen technische Revisionen verschieben müssen. Und als im April vergangenen Jahres die Leistung langsam wieder hochgefahren werden konnte, sei ein Fermenter ausgefallen, weil sich dort ein Schaden am Rührwerk gezeigt habe. Diese Reparatur habe der Hersteller zwar als Gewährleistung vorgenommen, aber das Ausräumen eines solchen Teiles der Anlage habe langwierige Folgen.
Ein Fermenter kann nicht einfach an- oder abgeschaltet werden, erläutert Wolfgang Polzin vor Ort. Wenn er - zur Reparatur einmal geleert - wieder angefahren wird, dann müsse sich die Fermenter-Biologie, die letztlich den Zersetzungsprozess des pflanzlichen Materials herbeiführt, erst wieder aufbauen. Das dauert seine Zeit. Zu der Negativbilanz des Unternehmens gehört auch der Ausfall guter Abnehmer, einer Druckerei nebenan etwa oder der Troy Aqua GmbH. Beliefert werden die Jessener Molkerei und die Störfarm Aqua Orbis. Ideen, die Schulen und die Turnhalle anzubinden, gibt es ebenfalls. Der Betrieb der Jessener Biogasanlage mit sieben Beschäftigten sei derzeit also nicht gefährdet.