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Jessen Jessen: Bürgermeisterkandidaten stellen sich Einwohnern

Von Frank Grommisch 26.10.2014, 18:01
Die drei Bürgermeisterkandidaten stehen in der von Torsten vom Schloß (links) moderierten Veranstaltung Rede und Antwort: Frank Brettschneider (rechts), Ines Kluge und Michael Jahn.
Die drei Bürgermeisterkandidaten stehen in der von Torsten vom Schloß (links) moderierten Veranstaltung Rede und Antwort: Frank Brettschneider (rechts), Ines Kluge und Michael Jahn. Thomas Christel Lizenz

Jessen - Da war Stefan Brabant dann doch erstaunt. Er hätte gar nicht gedacht, äußerte er am Freitagabend in der Veranstaltung zur Vorstellung der drei Bewerber für das Amt des Bürgermeisters in Jessen, dass er seine Fragen so leicht loswerde. Von Frank Brettschneider (CDU), Michael Jahn (Einzelbewerber) und Ines Kluge (Einzelbewerberin) wollte er neben anderem wissen, wie sie sich die Zukunft des Jessener Gewerbegebietes vorstellen. Die drei Kandidaten nutzten die Frage, um sich zur wirtschaftlichen Entwicklung zu äußern. Jessen sei wirtschaftlich stark und so solle es auch bleiben, meinte Frank Brettschneider. Große Unternehmen in der Stadt zu haben oder in die Stadt zu holen, habe nicht allein Auswirkungen auf die Arbeitsplätze, sondern auch auf das gesellschaftliche Leben, indem die Unternehmen hier Unterstützung geben könnten. Michael Jahn sprach sich dafür aus, auch Erfahrungen anderer Kommunen zu nutzen. „Wir wollten nach links und rechts schauen, etwa nach Herzberg.“ In der Verwaltung sollte es jemanden geben, der sich intensiv mit diesem Thema befasse und als Ansprechpartner zur Verfügung stehe. Ines Kluge ist der Ansicht, dass die Stadt nicht versuchen sollte, in dieser Hinsicht etwas allein zu bewegen, sondern Kreisverwaltung und Land gehörten da mit ins Boot.

Hilfe für Gemeinschaftsschule?

Um Möglichkeiten der Zusammenarbeit ging es ebenfalls bei der schriftlich eingereichten Frage zur Evangelischen Gemeinschaftsschule Holzdorf. Kooperation oder weitere Steine auf dem Weg des Aufbaus? Anlass für die Fragestellung war, dass zur Erweiterung der Bildungsstätte ein kommunales Gebäude in der Nachbarschaft gekauft werden sollte. Erst war es von der Stadtverwaltung im Internet angeboten worden und dann wieder aus der Verkaufsliste verschwunden. Michael Jahn anerkannte die Aufbauleistung in Holzdorf. „Das Angebot hat sich behauptet und bewiesen, dass es gut ist.“ Er stehe den Vorhaben offen gegenüber, signalisierte er. Sie stehe für eine breitere Schullandschaft, äußerte Ines Kluge. Da sei die Gemeinschaftsschule ein Musterbeispiel. Im Sinne der Kinder und der Stadt sollte hier eine Lösung gefunden werden. In dieser Angelegenheit sei eine Menge Geschirr zerbrochen worden, meinte Frank Brettschneider. Er riet dazu, die Scherben zusammenzukehren und neu anzufangen.

Fragen zur Berufung

In der Kritik steht auch die in Jessen praktizierte und von der Hauptsatzung gedeckte Berufung der Ortsteilbeiräte durch den Bürgermeister. Nicht jeder, der aus den Stadtteilen vorgeschlagen wurde, darf letztlich mitarbeiten. Ingo Böttcher aus Gerbis hatte das angesprochen. Solche Berufungen haben für ihn einen Beigeschmack, erklärte Michael Jahn. „Ich finde das ungünstig.“ Sie habe in dieser Hinsicht ein anderes Demokratieverständnis, äußerte Ines Kluge. Es dürfe nicht passieren, dass jemand mitarbeiten wolle, aber ausgegrenzt werde. Frank Brettschneider verwies auf die aktuelle Beschlusslage. Der Ortsteilbeiräte sollen mit dem Bürgermeister zusammenarbeiten. Wenn da jemand vom Bürgermeister kritisch gesehen werde, sollte man sich auf einen anderen einigen, meinte er. Siegfried Kramer aus Arnsdorf kritisierte daraufhin, dass keiner der drei Kandidaten ankündigte, diese Verfahrensweise ändern zu wollen. Doch das wurde bereits mit der neuen Kommunalverfassung geregelt, zumindest ab der nächsten Legislaturperiode.

Natürlich beschäftigte Zuhörer die Absicht von Frank Brettschneider, die Nachfolge von seinem Vater antreten zu wollen. Er hatte dazu erklärt: „Es gibt keine Erbfolge“. Er habe sich aus eigener Entscheidung als Kandidat gestellt. Als Gabriele Wolf (BBP - Bürgerinitiative Jessen) den Umgang der Verwaltung und der CDU/FDP-Fraktion mit der Schweinemastanlage kritisierte, erwiderte Frank Brettschneider: „Sie sehen hier vermutlich jemand anderen, der hier aber nicht sitzt.“ Er sei gesprächsbereit.

Blick in die Zukunft

Was die Kandidaten in ihren ersten 100 Tagen als Bürgermeister gern bewegen würden und wo sie die Stadt in sieben Jahren sehen, danach erkundigte sich Holger Lehmann. Ines Kluge würde anfangs mit den Ortsteilbeiräten sprechen, einen Kinder- und Jugendrat bilden und auch den Start zum Erarbeiten eines Gesundheitskonzeptes vollziehen wollen. In sieben Jahren hofft sie, dass mehrere Wünsche und Vorstellungen erfüllt werden konnten. In den ersten 100 Tagen wolle er „viel lernen“, so Frank Brettschneider. Reichlich Arbeit sei zu bewältigen. Konkrete Ziele für die ersten 100 Tage zu benennen, sei ihm derzeit nicht möglich. In sieben Jahren möchte er wesentliche Punkte seines Programms erfüllt haben, so Vorhaben zur Verbesserung der Kinderbetreuung. Die ersten Monate der Amtszeit würden wohl von Analysen und Lernen bestimmt sein, meinte Michael Jahn. Treffen mit Ortsteilbeiräten und Vereinen könnten da in seinem Terminkalender stehen. In sieben Jahren möchte er ein buntes Jessen, kein schwarzes (in Anspielung auf die CDU-Regentschaft).

Die mehr als 320 Zuhörer im „Schützenhaus“ verfolgten die ganzen zweieinhalb Stunden lang das Forum, in dem Moderator Torsten vom Schloß jeweils festlegte, in welcher Reihenfolge die Kandidaten zu antworten haben, sehr aufmerksam. Welche Schlüsse haben sie daraus für ihr Wahlverhalten gezogen? Sicher ist nur, dass entweder eine Frau oder ein Mann die Nachfolge von Bürgermeister Dietmar Brettschneider (CDU) am 1. Januar 2015 antritt, der auf eigenen Wunsch vorzeitig ausscheidet. Die Wähler haben es am 9. November in der Hand. Dass sie von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen, dazu forderte Torsten vom Schloß am Ende des Forums auf. (MZ)

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Stefan Brabant
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Siegfried Kramer
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