Jeden Tag ein bisschen Freude bereiten
Elster/MZ. - Dorther nämlich stammt Hildegard Thieme.
Sie ist eine geborene Bauer. Und bevor jemand auf die Idee kommt, auf ihren Mädchennamen einen Scherz zu formulieren, wie es früher der Schwiegervater manchmal tat, fügt die 69-Jährige an: "Aber ich bin kein Bauer!" Im Übrigen hat auch sie eine plausible Erklärung für das anhaltende Eheglück. "Wir haben uns immer gut verstanden. Bei uns ist das so: Was ich nicht kann, das kann mein Mann und umgekehrt." Außerdem berufen sich die beiden auf einen aufschlussreichen Leitspruch für ihr Leben: "Lass nie die Sonne über deinem Zorn untergehen."
Dass ihnen das bis heute gut gelingt, kann man den Goldjubilaren regelrecht ansehen. Ein Grund dafür ist vielleicht ihr christlicher Glaube. Ganz sicher aber hat die neuapostolische Gemeinde Elster einen Anteil, dass sich Hildegard und Friedhelm Thieme kennen gelernt haben. Der gebürtige Elsteraner, Jahrgang 1931, und die Herzbergerin begegneten sich nämlich unter anderem bei Jugendstunden der neuapostolischen Kirche in Elster. Überhaupt zog es Hildegard, damals noch Bauer, öfter in die hiesige Region, denn in Seyda wohnte ihre Lieblingsschwester. Und von Seyda nach Elster ist es schließlich nur ein Katzensprung.
Die Entfernung von Herzberg nach Elster ist zwar einiges größer, aber das hinderte die Liebenden im Weiteren nicht, die Strecke in beiden Richtungen per Fahrrad oder Motorrad so oft wie möglich zurückzulegen. Rund drei Jahre ging das so, bis sie am 3. März 1956 den Bund der Ehe schlossen und dann zusammenzogen.
Ihre erste Heimstatt war vier Jahre lang ein Zimmer im Haus der Eltern von Friedhelm Thieme in Elsters Lindenstraße, wo sie nun seit 1971 wieder wohnen. Zwischendurch verschlug es sie für elf Jahre nach Annaburg. Zwei Töchter wurden dem Paar geboren (1957 und 1960), beide leben in Artern. Inzwischen gibt es auch fünf Enkelkinder, zwei davon sind schon verheiratet, ein drittes zieht in Kürze nach. Nur die Urenkel lassen noch auf sich warten. In Familie gefeiert wird die goldene Hochzeit übrigens nicht heute, sondern erst am 19. März, dann aber mit kirchlicher Segnung und gemeinsamem Essen in der Galliner Gaststätte.
Zu dem, was Hildegard Thieme nicht kann, um auf das oben erwähnte gegenseitige Ergänzen zurückzukommen, rechnet sie handwerkliche Tätigkeiten. Dafür ist ihr Mann in jedem Fall die richtige Adresse. Und das nicht nur, weil er im väterlichen Betrieb Maler gelernt hat, 1955 seinen Meister machte (in Cottbus), 1959 in die Jessener PGH eintrat (heute "Colorit") und dort bis zum Vorruhestand 1992 wirkte. Das Metier der Goldbraut waren mehr Büroarbeiten, Stenoblock und Schreibmaschine ihre Werkzeuge. Drei Jahre arbeitete sie im Herzberger Krankenhaus, später bei Dr. Krause in Elster (Sprechstundenhilfe). Aber auch die Kinderkrippe, die Annaburger Molkerei, das dortige Fahrzeugwerk (vier Jahre), das Elsteraner Betonwerk (17 Jahre) sowie das Genthaer Gemeindebüro waren Stationen ihres Berufslebens. 1995 ging Hildegard Thieme in Rente.