Investition in Annaburg Investition in Annaburg: Holzbau Schröder will mehr Aufträge an Land ziehen

Annaburg - Mit einer rund 300.000-Euro-Investition sichert sich das Annaburger Unternehmen Holzbau Schröder eine größere Flexibilität am Markt. Dachbinder sollen zwar das Hauptprodukt des personell eher kleinen Unternehmens bleiben, „für Einfamilienhäuser, Supermärkte, Ställe und größere Hallen“, wie Martin Lommert, der MZ erläutert. Der Wittenberger hat gemeinsam mit seinem Axiener Kollegen Thomas Marx den Hut auf. Wenn auch der Annaburger Betrieb zu dem im Emsland ansässigen Unternehmen Holzbau Janssen gehört. Dessen Chef Rolf Janssen ist auch der Geschäftsführer für die Annaburger Firma.
Drehbar in jede Richtung
Die seit Ende September installierte Sägeanlage mit dem Namen Speed-Cut ist deutlich multifunktionaler einsetzbar als die bisher betriebene. Die freilich weiter genutzt wird. Beim neuen System kann das Sägeblatt allerdings nicht nur selber rotieren, sondern auch in jede erdenkliche Richtung und in jeden Winkel gedreht werden. Zusätzlich sind Fräsköpfe dabei, die Einkerbungen, Nuten und vieles mehr ins Holz bringen können. Gleichzeitig können die Löcher für die großen Sparrennägel vorgebohrt werden.
Bisher, so Martin Lommert, fertigte das Annaburger Holzbauunternehmen die Dachstühle ausschließlich im Nagelplattenverfahren. Das bedeutet, die einzelnen Teile der Konstruktion werden durch Metallplatten zusammengefügt. Die bestehen aus unzähligen ausgestanzten und hochgebogenen Nägeln, die an den Verbindungsstellen ins Holz gepresst werden. Die neue Sägetechnik, so erläutert der Diplomingenieur, erlaubt nun auch das Abbundverfahren. Das bedeutet, alle für den Bauablauf relevanten Maße und Kennzeichnungen werden automatisch auf dem Holz angerissen. Das vereinfacht es den Zimmerern auf der Baustelle ungemein, erläutert Lommert, der gemeinsam mit seinem Kollegen die Dachbinder wie vom Auftraggeber gewünscht am Bildschirm konstruiert. Das Abbinden erleichtert die Arbeit insbesondere auch denjenigen, die die Dachkonstruktion nach traditioneller Art, also unter Verzicht auf Nagelplatten mit traditionellen Holzverbindungen herstellen wollen.
Die nicht unbeträchtliche Investition eröffnet dem Annaburger Betrieb noch weitere Möglichkeiten. In den zurückliegenden Jahren hat sich die Dachbautechnik mit Grundrahmen weiter entwickelt. Das sind Rahmenkonstruktionen, die an den gegenüberliegenden Seiten eines Bauwerkes auf die Ringanker aufgelegt werden. Ohne für den Laien zu weit ins Detail zu gehen - jedenfalls erleichtert diese Technik den Zimmerleuten auf der Baustelle ungemein die Arbeit. Da einige sonst notwendige Arbeitsschritte wegfallen, wie der Ingenieur erklärt.
Auch ganz neue Geschäftsfelder eröffnen sich dem Annaburger Unternehmen. Lommert denkt etwa an die Fertigung von Holzrahmenwänden, „die man weitgehend bisher aus Amerika kennt“. Die werden, wie sich unschwer vermuten lässt, natürlich auch im Häuserbau eingesetzt. Und nicht erst seit die „große Politik“ aktuell auf der Suche nach Unterkunftsmöglichkeiten für Kriegsflüchtlinge und Asylbewerber ist, bieten sich solche Holzrahmenwände zudem im Containerbau an. Ein Wettbewerber habe dies bereits als Markt für sich erkannt. Selbst an solche Produkte denkt Lommert: „Im Winter vielleicht - wenn wir wirklich mal wieder einen haben - könnten wir sogar Stelzenhäuser für Kinder bauen.“ Solche Anfragen habe es in der Vergangenheit schon gegeben.
Das Annaburger Holzbauunternehmen Schröder hat gegenwärtig neun Mitarbeiter. Das sind neben Martin Lommert und Thomas Marx, die für die konstruktiven Belange zuständig sind, eine Bürokauffrau, vier Mitarbeiter in der Fertigung, ein Fahrer des Lkw mit Ladekran und noch ein so genannter Springer in der Fertigung. Je nach Auftragslage werden dann weitere Mitarbeiter dazugeholt. Der Umgang untereinander ist sehr familiär, wie Martin Lommert schildert.
Die Bestellzeit für die Dachbinder, die nach wie vor die Hauptproduktion darstellen, beträgt laut Lommert zwei Monate. Elemente bis zu zwölf Metern Länge können gefertigt werden.
Mehr Möglichkeiten
Während mit der bisherigen Sägetechnik „vor allem auf Masse“ gearbeitet werden konnte, so der Wittenberger, bietet die Neuinvestition viele Möglichkeiten mehr, Feinheiten herauszuholen. Denn die Zeiten, da viele Supermärkte, Ställe und Hallen gebaut wurden, die große flächenüberspannende Dachbinder brauchten, sind weitgehend zu Ende. Zeitweise, so bestätigt Lommert MZ-Beobachtungen, verließ jeden zweiten oder dritten Tag ein Sondertransport den Betriebshof. Meistens am späten Abend, weil die in der Regel Überbreite aufweisenden und langen Holzkonstruktionen unter Absicherung durch die Polizei aus Annaburg an ihren Bestimmungsort transportiert werden mussten. Jetzt sind auf dem Betriebshof in der Nähe der Annaburger Samendarre bereits einige ganz unterschiedliche Pakete von Dachbindern zu sehen. Sie deuten im Grunde schon auf die zunehmende Bandbreite der jetzigen Produktion. Und die wird sich, wenn die Pläne so aufgehen, in Zukunft noch deutlich vergrößern. So dass demnächst nicht mehr nur Dachbinder auf dem Hof auf ihre Abholung auf die jeweiligen Baustellen warten werden. (mz)
Mehr über das Annaburger Unternehmen Holzbau Schröder ist im Internet zu erfahren unter der Adresse www.holzbau-hschroeder.de

