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Inspektion in der Unterwelt mit modernen Kameras

Von H.-Dieter Kunze 09.11.2005, 16:25

Jessen/MZ. - Er möchte dabei sein fachliches Wissen einbringen, dass er sich in 17 Jahren Tätigkeit beim Wasser- und Abwasserzweckverband Jessen als Bauleiter angeeignet hat. Durch Strukturveränderungen beim Verband wurde sein Arbeitsplatz gestrichen.

Jochen Rupprecht besuchte kürzlich mit Erfolg einen Lehrgang bei der Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) in Kassel und erhielt ein Zertifikat als Kanalinspekteur. Der Transporter, der künftig sein mobiler Arbeitsplatz sein wird, ist bis unters Dach voll gestopft mit Technik eines Unternehmens aus Österreich. Dazu gehören zwei fahrbare Kameraroboter für Rohre von 70 bis 1 000 Millimeter Durchmesser. Bis zu 200 Meter weit können sie über ein Kabel ferngesteuert werden und den Zustand von Abwasser-, Regenwasser- und Hausanschlusskanälen "beäugen". Schad- und Sickerstellen sowie Wurzeleinwuchs werden erkannt.

Die allradgetriebenen, einem Marsmobil ähnlich sehenden Gefährte sind mit leistungsstarken Scheinwerfern und in alle Richtungen schwenkbaren Kameraköpfen ausgestattet. Die Fahrten werden im Fahrzeug dokumentiert und aufgezeichnet. Je nach Kundenwunsch erfolgt das auf Videoband, CD oder DVD. Außerdem wird per Drucker ein Prüfprotokoll mit allen relevanten Daten erstellt.

Zur Stromversorgung dient ein Notstromaggregat, falls in der Nähe des Einsatzortes kein Netzanschluss vorhanden ist. Der große Kameraroboter, immerhin 25 Kilogramm schwer, wird mittels eines kleinen Kranes und Seilwinde in die Schächte abgelassen.

"Natürlich ist der Schritt in die Selbstständigkeit ein Risiko. Aber man darf nicht resignieren, muss vorausschauen. Mit 51 Jahren bin ich zwar nicht mehr der Jüngste, aber arbeitslos sein, das möchte ich auf keinen Fall", begründet Jochen Rupprecht seinen Schritt, der ihm keinesfalls leicht gefallen ist.