Insolvenzverfahren in Annaburg Insolvenzverfahren in Annaburg: Porzellanfabrik bald mit Museum?

Annaburg - Trotz des Insolvenzverfahrens der Annaburg Porzellan GmbH sollen über 140 Jahre Industriegeschichte nicht in Vergessenheit geraten. Der Stadtrat hat sich am Dienstagabend einhellig für den „Erhalt des touristisch und museal bedeutsamen Gebäudeteils“ ausgesprochen.
Auf Unterstützung wird gesetzt
In dem Haus, in dem sich der Werksverkauf, das Cafè und das Museum befinden, könnte ein Industriemuseum mit Porzellanverkauf bewahrt werden. Zu den wesentlichen Voraussetzungen hierfür gehöre aber, dass dies nicht der Stadt allein überlassen wird. Bürgermeister Klaus-Rüdiger Neubauer (parteilos) wurde von den Stadträten beauftragt, „entsprechende Gespräche mit Vertretern auf Landes- und Kreisebene“ zu führen, schließlich sei Annaburg Porzellan der einzige Porzellanhersteller in ganz Sachsen-Anhalt gewesen. Über einige positive Reaktionen, so von Landtagsabgeordneten, konnte er in der Beratung am Dienstagabend im Rathaus bereits berichten. „Der Landrat hat diesbezüglich seine volle Unterstützung zugesagt.“
Auf Entscheidung des Hauptausschusses hat die Stadt bereits gehandelt und dafür gesorgt, dass bewahrenswerte Zeugnisse der Industriegeschichte nicht verloren gehen. Für die Ausstellungsgegenstände samt Vitrinen im jetzigen Porzellanmuseum, das sich im Vorraum zum Café befindet, hat die Stadt Annaburg 1 000 Euro geboten. Der Insolvenzverwalter sei darauf eingegangen. Somit ist gesichert, dass die geschichtlich wertvollen Materialien nicht in einer für Oktober angekündigten Auktion in dem Porzellanwerk unter den Hammer kommen. In jenem Monat sind zudem Gespräche mit der Landesregierung von Sachsen-Anhalt und der Sachsen-Anhaltinischen Landesentwicklungsgesellschaft in Aussicht gestellt, „um die Überführung dieses Gebäudeteils in öffentliche Hand zu beraten“. Als Beispiel für ein gelungenes Projekt dieser Art wurde das Porzellanikon in Selb (Bayern) genannt. Es befindet sich in einer 1969 stillgelegten Fabrik der Firma Rosenthal. Seit 2012 gehört das Porzellanikon zum „Städtenetzwerk für Keramikinnovation“ und ist Teil der Europäischen Keramikstraße.
Bedeutend für die ganze Region
Der Verein für Heimatgeschichte und Denkmalpflege, so wurde in der Ratssitzung informiert, habe auf die Bedeutung des Werkes für die Entwicklung der Region hingewiesen. Der Wegfall dieses Magneten würde negative Auswirkungen auf die Bemühungen haben, den Tourismus in Annaburg zu stärken, hieß es. Mehrere Stadträte und Groß Naundorfs Ortsbürgermeister Reinhard Pfeil (parteilos) bekundeten, dass sie den von der Annaburger Verwaltung vorgeschlagenen Weg unterstützen. (mz)