Insolvenz bei Annaburg Porzellan Insolvenz bei Annaburg Porzellan: Das Verfahren ist noch vorläufig

Annaburg - Noch ist das Insolvenzverfahren über die Annaburg Porzellan GmbH im Status des „Vorläufigen“. Das heißt, es ist noch nicht offiziell eröffnet. Der hallesche Rechtsanwalt Lucas Flöther erklärte der MZ auf Nachfrage: „Wir sind gerade in einer Ansprache der Märkte“. Sein Team ist also noch mit dem Ausloten der Potenzen und Chancen des Traditionsunternehmens beschäftigt. „Wir haben schon viele solcher Verkaufsprozesse mitgemacht Die sind schwierig und es braucht Zeit“ (siehe auch „Erfahrener Mann“).
Rechtsanwalt Lucas Flöther, Jahrgang 1974, stammt aus Leipzig, studierte in Halle und gilt als erfahrener Sanierungsexperte. In seiner jetzt rund 15-jährigen Tätigkeit habe er über 1 000 Insolvenzverfahren betreut. Seit seinem Karrierestart 1999 werde er von Gerichten zum Insolvenzverwalter bzw. zum Sachwalter in so genannen Eigenverwaltungsverfahren bestellt. Er ist seit 2000 promovierter und seit 2005 Fachanwalt für Insolvenzrecht. Seit 2012 ist er Honorarprofessor an der Uni Halle. (Quelle: Wikipedia)
Geschäftsführer Peter Ploss hatte in der zweiten Maihälfte den Insolvenzantrag gestellt. Ende Mai hatte die MZ berichten können, dass Rechtsanwalt Flöther die Löhne und Gehälter der mehr als 60 Mitarbeiter für die nächsten drei Monate gesichert sieht. In dieser Phase befindet sich das Unternehmen noch immer, bestätigt der vorläufige Verwalter. Die Produktion läuft nach wie vor. Und: „Wir versuchen, den Betrieb weiter am Laufen zu halten“, erklärt Flöther. Das ist aus Sicht des erfahrenen Insolvenzverwalters kein geringes Kriterium für einen erfolgreichen Verkauf des Unternehmens.
Mit Detailinformationen hält sich der Anwalt noch sehr zurück. Noch laufen die nötigen Wert- und Bestandsermittlungen. Flöther bestätigt zumindest, dass sich „verschiedene Interessenten schon gemeldet“ haben. „Es ist aber Stillschweigen vereinbart worden“, so der Rechtsanwalt. Daher mag er auch zur Zahl der Interessenten keine Angaben machen. Außerdem, erklärt Lucas Flöther, sei noch nicht bei allen Bewerbern klar, wie ernst sie es meinten. Wollen sie etwa nur Informationen und haben sie eine zuverlässige Finanzierung in petto?, seien weitere zu klärende Fragen, meinte der Insolvenzspezialist nur allgemein.
Die Geschäftsführung habe den Schritt zum Insolvenzgericht rechtzeitig unternommen, lobte er. Nur deshalb kann der Produktionsbetrieb aufrechterhalten werden. „Aber irgendwann muss natürlich eine Entscheidung fallen“, stellte Flöther auf Nachfrage klar, dass es nicht ewig so weitergeht. Dann muss das Werk entweder verkauft oder abgewickelt werden.
Konkrete Gründe, die zur Insolvenz führten, kann der Verwalter noch nicht benennen. Aus der Kenntnis der wirtschaftlichen Situation sagte er nur: „Fast jede Insolvenz hat einen gesamten Blumenstrauß an Gründen.“ Dazu zählten sicher auch Managementfehler. Doch nach seinen bisherigen Erkenntnissen „liegen hier keine auf der Hand“. Flöther verweist darauf, dass die gesamte Branche der Porzellan- und Keramikindustrie gegenwärtig in einer schweren Krise steckt. „Alle haben es schwer. Nicht nur Annaburg“, meinte er.
Der vorläufige Verwalter geht davon aus, dass sich in den nächsten zwei bis drei Monaten herauskristallisieren werde, welchen Weg das Unternehmen gehen wird. (mz)