Im Bett entstehen viele Ideen
Jessen/MZ. - Viele seiner Ideen entstehen abends. Denn auf dem Nachttisch liegen immer Skizzenblock und Bleistift bereit. Da kann er in aller Ruhe Formen (er)finden, mit ihnen spielen, ausprobieren, ob die eine oder andere Idee, die er bereits hat, funktioniert. Zwischen Daumen und Zeigefinger lässt Klaus Kuhrmann die Seiten eines Blocks durchrattern, er will ein ganz bestimmtes Motiv zeigen. Der Block ist gerade voll und liegt deshalb griffbereit an der Werkbank.
",Marktwirtschaft', da ist es doch", sagt er und zeigt eine seiner abendlich auf diese Weise geborenen Ideen, die er demnächst umsetzen möchte. "Viele der Sachen taugen nichts. Doch obwohl, wenn ich sie nach einer Weile wieder ansehe, denke ich manchmal, na, das eine oder andere könntest du doch machen."
Die auf den Dielen der Werkstatt des Jessener Holzbildhauers herumliegenden groben Späne verraten, er hat gerade wieder an einem Exponat gearbeitet. Die "Bucklige Alte" steht daneben, als überlegte sie, ob sie nun auch noch Schaufel und Besen herbeiholen solle, das aufzufegen, was der Meister gerade von ihrem Stamm geholt hat. Auch wenn sie kein gegenständliches Gesicht hat, mit Augen, Nase, Mund, es scheint, sie lebt. Der Eindruck kommt nicht von ungefähr. Der Holzkünstler holt quasi das heraus, was im Holz ist. "Holz ist ein edles Material, und es muss auch edel behandelt werden", dieses Motto hat Klaus Kuhrmann einmal geprägt. Mitbekommen hat er die Liebe dazu schon von seinem Vater, der ebenfalls Holzbildhauer war, sich aber mehr Möbelverzierungen zugewandt hatte. "Auch viele andere in meiner Familie hatten mit Holz zu tun, waren Tischer oder Zimmerleute", beschreibt der 66-Jährige die Ursprünge seines Faibles für das natürliche Material. "Wenn man so lange mit Holz umgeht, dann weiß man ganz genau, wie es drinnen aussieht." Und so gelingt Kuhrmann die Symbiose seiner Idee mit der natürlichen Struktur des Materials. Als sei gerade diese Form schon immer drin gewesen.
Der Ausstellungsraum auf seinem Grundstück beweist, dass sich der Künstler ungern von einem seiner Werke trennt. Aber auf zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland hat er sie schon gezeigt.