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«Ich weiß, dass ich dummes Zeug rede»

Von H.-Dieter Kunze 22.01.2007, 16:12

Jessen/MZ. - In einem mehr als dreistündigen Programm mit kurzer Pause zeigte er konsequent "Schnauze mit Herz".

Kaum jemand war vor seinen verbalen Eskapaden sicher. Anzunehmen, dass vor allem viele Politiker in den nächsten Wochen seiner Tournee durch die neuen Bundesländer heftigen Schluckauf bekommen werden. Fips sieht das allerdings realistisch. Er zog zwar kräftig vom Leder und verteilte Seitenhiebe ohne Ende in alle politischen Windrichtungen ohne Rücksicht auf Position und Parteizugehörigkeit. Doch: "Ich weiß, dass ich dummes Zeug rede. Im Gegensatz zu vielen Politikern. In Berlin teilen sich doch 26 Minister ein Gehirn", stellte er unter dem frenetischen Beifall der Gäste fest.

Nur dummes Zeug quatschen? Da stellt Fips Asmussen sein Licht unter den Scheffel. Was er von sich gibt, hat ohne Gnade Hand und Fuß. So live zu erleben in Jessen. Kein schriftliches Konzept, keine Spickzettel. Der grauhaarige Krauskopf - "Baujahr 1948" - mit seiner flachen Mütze als Markenzeichen, zieht vom Bauch, besser aus einem scheinbar genialen Gedächtnis heraus, voll vom Leder. Angela Merkel lobte er für ihre Hosenanzüge: "Steinalt und bei einem Discounter von der Stange gekauft. Sie ist die ,Miss Marpel' von Deutschland", stellte er fest. Auch längst vergangene Minister bekamen ihr Fett weg: "Da war doch mal einer, dieser ,Dosen-Rambo', Umweltminister Jürgen Trittin", erinnerte sich Fips Asmussen. Erinnern konnte er sich bei einem MZ-Gespräch auch an seinen ersten Auftritt in Jessen vor neun Jahren beim Schul- und Heimatfest: "Fast 40 Grad im Festzelt, da habe ich ganz schön geschwitzt. Aber das Publikum war echt toll. Deshalb bin ich gern wieder nach Jessen gekommen."

Und immer wieder flocht er in seine Sketche ein: "Jessen, ja richtig, das liegt ja bei Zwuschen oder Zwutschen?"

Die Einstellung und Anpassung ans Publikum gehört zu einem besonderen Markenzeichen des Humoristen. Er zieht nicht steril von der Bühne aus seine Show ab. Er sondiert mit wachem Gespür die Situation und stellt sich auf seine Gäste ein. Diese Art kam sehr beim Publikum an. "Fips, der könnte ja fast ein Jessener sein", staunte ein Gast nicht schlecht.

Fips Asmussen, gebürtiger Hamburger, steht seit rund 30 Jahren auf der Bühne, ist aus Funk und Fernsehen bekannt wie ein "bunter Hund". 41 unterschiedliche CD-Produktionen mit einer Auflage von über sieben Millionen Verkaufsexemplaren sind nur einige Meilensteine auf dem Erfolgsweg. Viele "Goldene Schallplatten" erhielt er dafür, als erster Humorist Deutschlands auch eine "Platin-Schallplatte". Natürlich liest sich seine Vita, sozusagen ein kurzer Steckbrief, humorvoll wie es sich für einen Künstler ziemt: "Geboren? Ja. Wo? Zu Hause, meine Mutter kam erst ins Krankenhaus, als sie mich sah. Wie viele Kinder? Keine Ahnung, ich bin ja immer auf Montage."

Die neue Heimat von Fips Asmussen ist Querfurt in Sachsen-Anhalt. Grund dafür: Seine Lebenspartnerin Barbara Duhnke. Sie betreibt die Künstleragentur "Nabitte" und begleitet den Humoristen mit einem Ton- und Lichttechniker zu den Auftrittsorten. Wohl keiner der Gäste hat den Samstagabend im Jessener "Schützenhaus" bereut. Natürlich kam Fips nicht ohne Zugabe von der Bühne. Von wegen Erschöpfungserscheinungen! Er lief noch einmal zur Höchstform auf und plauderte so richtig aus dem Nähkästchen, verabschiedete sich dann aber endgültig mit den Worten: "Ich mache jetzt auf Kölnisch Wasser und verdufte. Und denken sie dran - nur wer Spaß versteht, weiß was ernst ist." Zu den Gästen des Asmussen-Abends gehörte auch Regine Wassermann. Ihre zwei Begleiterinnen drängelten zwar auf die Heimfahrt, aber sie ließ nicht locker und kaufte sich nach etwas Anstehen "Das Buch", natürlich nicht ohne persönliche Widmung des Autors und Künstlers.

Thoralf Pabst aus Premsendorf war ebenfalls dabei. "Ich finde Fips und seinen hintergründigen und geistvollen Humor einfach toll", sagte der Büttenredner, der vor allem in der Karnevalsszene in der Jessener Region kein "unbeschriebenes Blatt" ist. Der Premsendorfer hatte sogar auf die Fremdensitzung der Karnevalisten in Wittenberg verzichtet. Nur um Fips Asmussen aus vorderster Reihe direkt vor der Bühne zu erleben. "Von Fips lernen, heißt lachen lernen. Aber auch Eberhard Chors war nicht schlecht", bemerkte er.