Hundeschule Wolf Hundeschule Wolf: Zum zweiten Mal Neustart
Gerbismühle/MZ. - Sie wissen, was die stinkende, ölversetzte Kloake auf ihrem Grundstück anrichtete. Und wie viel Arbeit es bedurfte, das alles wieder herzurichten, wie es jetzt ist.
Zum zweiten Mal übrigens. "Denn wir waren gerade soweit fertig, dass wir meinten, das erste Jahr mal ohne Bauarbeiten ,genießen' zu können", erzählt Gabi Wolf, Lehrerin in der Sekundarschule Lingner. Wenn Familie Wolf wenigstens ihr Wohnhaus zu Weihnachten wieder beziehen konnte (nachdem im Erdgeschoss alle Zwischenwände herausgeschnitten und erneuert werden mussten) dann unterscheidet sie das nicht sehr von anderen Betroffenen. Doch bei ihnen hat die Flut eben auch das Wohnhaus von Tochter und Schwiegersohn sowie die berufliche Existenz beschädigt. Hundezwinger waren davongeschwommen, das Bürogebäude trug Schäden davon. Und auch das Vereinsgebäude der Jessener Hundesportler stand lange unter Wasser.
Doch jetzt, rund ein Dreivierteljahr, nachdem die Flut über Gerbismühle hereinbrach, ist noch lange keine Rede von Normalität. Hans-Jürgen Wolf zeigt besorgt auf Risse, die sich in fast jeder Wand des Bürogebäudes zeigen. Sie werden von Woche zu Woche größer, ebenso, wie der Spalt zwischen Giebelwand und Fliesen. Die Wand driftet nach außen. Noch weiß niemand, wie weit das gehen wird. "Das muss sich noch mal ein Gutachter anschauen", meint der Chef der Hundeschule. "Dabei sind mächtige Fundamente drunter", ergänzt er im Gespräch mit der MZ.
Trotz allem hat er nie ans Aufgeben gedacht. Zuviel hat er an Kraft, Ehrgeiz und natürlich auch an Geld in den Aufbau der eigenen Firmenexistenz gesteckt. "Man muss verrückt sein", sagt Hans-Jürgen Wolf an einer Stelle. Vielleicht nicht nur der Hundeliebe wegen, sondern auch, sich nach dieser Katastrophe noch mal an den Aufbau zu wagen. Doch es kam Hilfe. Von der gesamten Familie, von Kollegen, sogar von Fremden. Ein Kunde aus Wiesenburg, der lediglich mal Hundefutter bei ihm gekauft hatte, so erinnert sich Hans-Jürgen Wolf, erschien plötzlich mit zehn Freunden, als der Aufbau wieder starten konnte. Sie harkten sämtliche Wiesen ab, egalisierten, säten neues Gras an. "Allein hätten wir Wochen dazu gebraucht." Oder die Sportler des Jessener SV 53, die eine größere Spende überbrachten. Oder eine gänzlich fremde Familie aus dem Altbundesgebiet, die aus Tierliebe eine Spende schickte.
Mit seinen Hunden kann er immer noch nicht auf den Trainingswiesen arbeiten. Das ausgesäte Gras muss aufgehen und eine stabile Narbe bilden. Sonst wäre wieder etwas umsonst getan worden. So halten die Wege und Areale außerhalb des Grundstücks als Trainingsplätze her. "Denn meine Kunden wollen ausgebildete Hunde", erläutert Hans-Jürgen Wolf. Doch immer wieder wird er von seiner eigentlichen Arbeit abgelenkt durch Neuigkeiten, die die Nachwirkungen des Hochwassers offenbaren. So auch jene, die Familie Wolf im Oktober erleben musste. Da rissen Herbststürme Hundezwinger um. Die waren nach der Flut notdürftig wieder zusammengezimmert worden, um baldmöglichst weiter ausbilden zu können. Neben privater Hilfe und einigen Spenden hat Familie Wolf inzwischen auch staatliche erhalten. Für den Betrieb über die Deutsche Ausgleichsbank, "das ging relativ unbürokratisch". Für das Wohnhaus noch nicht. Da laufen die wiederholt abgeforderten Anträge noch. Einen Beitrag zum Wiederaufbau leistete vor kurzem auch der Verein "Wir helfen", dem die Mitteldeutsche Zeitung angehört.