Humboldt-Studenten richten Forschungswerkstatt ein
Prettin/MZ. - Landrat Hartmut Dammer (parteilos) als "Herr" über das Kreismuseum hatte der MZ unmissverständlich erklärt, diese Ausstellung nicht weiter zu betreiben. Wenn sich die Stadt Prettin nicht entschlösse, das Museum in ihre Trägerschaft zu bringen, dann würde es aufgelöst und die Exponate gingen zurück in die Herkunftsorte. Für einen großen Teil der Ausstellung ist das ohnehin die Elbestadt. Denn die ständige Exposition zur Stadtgesichte nimmt einen bedeutenden Raum ein. Dazu kommen noch weitere thematisch gestaltete Ausstellungen, etwa das Back- und Brotgewölbe oder zum Weinanbau.
Noch ist auch räumlich die ständige Ausstellung zur Gedenkstätte über die KZ-Geschichte in der Lichtenburg Teil des Kreismuseums. Doch die wird auf keinen Fall mehr in der bestehenden Form geöffnet. Das war Konsens einer Aussprache des Landrates mit der Bürgermeisterin und dem zuständigen Abteilungsleiter im Innenministerium, Thomas Veil (die MZ berichtete).
Bis zur Eröffnung der neugestalteten Dauerausstellung im früheren Werkstattgebäude (in Trägerschaft des Landes) bleibt nur der Bunkerbau zugänglich. Der Bedarf einer Besichtigung dieses Teils der Gedenkstätte kann mit dem Hausmeister der Lichtenburg, Frank Rink, abgesprochen werden. Er schließt dann dort auf. Das war einer Bemerkung von Helga Welz zu entnehmen, die allerdings darauf verwies, dass Rink Angestellter des Kreises ist.
Mitte Januar werden die Studenten der europäischen Ethnologie der Berliner Humboldt-Universität mit ihrer Professorin, Dr. Sigrid Jacobeit, wieder in Prettin sein. Inzwischen sei eine Etage des alten Amtsgerichtes in der Lindenstraße als Basis der wissenschaftlichen Arbeit der Studenten hergerichtet, so Frau Jacobeit. Hier wird die Studiengruppe eine Forschungswerkstatt einrichten. Von Landrat und Bürgermeisterin wird sie auch gern Außenstelle der Humboldt-Universität genannt.
Was hier in den nächsten Wochen entsteht, wird voraussichtlich ab Ende April im Hof des Schlosses zu sehen sein. Die Studenten erarbeiten eine Freilichtausstellung, die als erste Phase auf dem Weg zur neugestalteten Dauerausstellung gesehen wird. Einweihungstag könnte der 30. April 2005, ein Sonnabend, sein, hofft Sigrid Jacobeit. Deshalb kommt auch mit Norbert Günther ein professioneller Gestalter (aus Fürstenberg / Havel) regelmäßig zu den Treffen der Arbeitsgruppe. Er hat bereits Erfahrung bei der visuellen Gestaltung von Gedenkstätten, unter anderem in Ravensbrück, deren Leiterin Prof. Jacobeit im Übrigen neben ihrer Lehrtätigkeit ist.
Sie rechnet weiter auf die Bereitschaft von Zeitzeugen in Prettin, ihre Erlebnisse der Studentengruppe zugänglich zu machen. "Die Studenten sind hoch motiviert", bekennt die Hochschullehrerin. Sie werden allerdings nicht ständig in Prettin sein, aber immer wieder bis die Dauerausstellung fertig ist.
Gute Kontakte gibt es weiterhin mit dem Verein, der sich aus Studenten der Humboldt-Universität und der Bauhaus-Universität im vergangenen Jahr gegründet hatte, erklärt Frau Jacobeit auf eine Nachfrage der MZ. In einem Kolloquium waren seinerzeit erste Entwürfe der räumlichen Gestaltung der Gedenkstätte in dem Werkstattgebäude vorgestellt worden.