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Holzsauger und Schwedentrunk

Von Evelyn Jochade 19.05.2008, 16:33

Plossig/MZ. - Nein, es waren keine Gewichte zu bewegen, wenngleich solche dort in allen Varianten vorhanden sind. Der Plossiger Heimatverein hatte sich wieder einmal etwas einfallen lassen. Diesmal etwas für den Kopf. Auf einem A4-Blatt hatte man acht Fragen zum im Museum ausgestellten Inventar formuliert. Wer aber dachte, es sei ein Leichtes, diese zu beantworten und einen der drei ausgelobten Preise abzuräumen, der sah sich getäuscht. Erst mit Hilfe von den schon bekannten Führerinnen oder dem Heimatvereinschef Rudolf Ruprecht persönlich gelang das den Meisten.

Oder wüssten Sie auf Anhieb, was ein Schwedentrunk im 30-jährigen Krieg war. Natürlich handelte es sich hierbei nicht um eine Stärkung für Soldaten oder gar einen Schnaps mit schwedischen Kräutern. Nein, es war eine Foltermethode. Kannten einige noch die Erbsenschnecke als Sortiergerät, so war man sich beim Holzsauger gar nicht so sicher, ob dies auch wirklich Teil einer Pumpenanlage oder doch ein Holzschädling oder ein frühgeschichtlicher Kindernuckel sei. Auf jeden Fall mussten die Beschriftungen der Exponate genau studiert werden, und das hatte zur Folge, dass sich etliche Besucher in dem Museum drängten. Genau das hatten die Plossiger beabsichtigt, denn, wie der Heimatvereinsvorsitzende zur Eröffnung sagte: "Wir freuen uns, wenn Gäste kommen. Aber es könnten mehr sein."

Udo Döring war mit seinen beiden Söhnen Franz und Johannes gekommen. Weniger um am Quiz teilzunehmen, eher um mal den Jungs die Gerätschaften und das Leben von früher nahe zu bringen. Und die schienen tatsächlich beeindruckt. Franz gefiel besonders die Wandwaage aus DDR-Zeiten. Warum wusste er nicht zu sagen. Und auch am Butterfass musste mal gedreht werden. "Ganz schön schwer", stellte er da fest. Ein Stück weiter ließen sich einige Männer den Holzhebebaum von 1836 erläutern. Rudolf Ruprecht meinte auf die Bemerkung hin, dass die Plossiger wohl an die schwere Eisenkette früher ihre Frauen angebunden hätten, dass dies ein großes Geheimnis sei.

Einen ganz konzentrierten Eindruck machten die Zwillinge Tim und Tom Krusch. Die waren schwer am Berechnen, welche Strecke ein Bauer hinter seinem Pflug herlaufen musste, um bei einer Arbeitsbreite von 33 Zentimetern einen Hektar zu pflügen. Natürlich gab Ilse Seidel, Museumsführerin seit der Eröffnung 2002, den beiden Hilfestellung. Gemeinsam kamen sie auf immerhin 30 Kilometer. Derweil hatten die auf dem Hof des Museums aufgereihten Motoren angefangen, mächtig Qualm und Krach zu machen und eine ganze Schar Männer um sich zu versammeln. Andächtig bestaunten sie die alten, vor sich hin blubbernden Kraftprotze der Anfangsjahre des Motorenbaus.

Aus den Eilenburger Motorenwerken stammte zum Beispiel ein Motor, Baujahr 1913, Typ 109 mit einem Gewicht von 200 Kilo, ein anderer, ein Deutz von 1938. Auch Kartoffelsortierer und eine so genannte Kartoffelklapper von 1948 gab es zu sehen. Alls das konnten die Besucher zwar ansehen, aber nicht mitnehmen. Anders sah das bei den Künstlerpuppen von Ramona Döring aus. Seit sie vor rund zehn Jahren anfing, diese zu sammeln, haben 50 der in tollen Roben steckenden Mädchen und Jungen bei ihr ein Zuhause gefunden. Inzwischen jedoch ist Platzmangel angesagt und so kamen einige am Museumstag zum Verkauf.