Holzdorf Holzdorf: Familie Wils ist vom Pech verfolgt
Holzdorf/Reicho/MZ. - Wenn man schon kein Glück hat, kommt auch noch Pech dazu - dieser saloppe Spruch versucht, den Ernst des Lebens durch Humor zu brechen. Aber Karl-Heinz Wils und seiner Familie, auf die dieser Satz in vollster Konsequenz zutrifft, können ihrer Situation derzeit sicher nicht sehr viele lustige Momente abgewinnen. Am Freitag nämlich verlassen sie endgültig das bisher von Karl-Heinz Wils als Autowerkstatt genutzte Objekt in der Hauptstraße 120 in Holzdorf.
Fahrzeuge wurden dort schon seit Ende November nicht mehr repariert. Der Dezember stand Familie Wils zur Verfügung, um alles zusammenzupacken und nach Reicho auf ihr Grundstück Am Teich 19 zu verfrachten. Dort will Karl-Heinz Wils, der Industrie-, Handwerksmeister und Maschinenbauingenieur ist, im neuen Jahr in kleinerem Stil seine Autoschlosserei fortsetzen. Dann allerdings nur noch im Nebenerwerb, nicht mehr hauptberuflich wie bislang, sagt der 60-Jährige.
Wann genau sich in Reicho die Werkstatttore öffnen, steht noch nicht fest - zuerst müssen verschiedene Umbauten abgeschlossen werden und der Inhaber muss seiner arg angeschlagenen Gesundheit Tribut zollen und sich einer Operation an der Schulter unterziehen. Trotzdem hofft er auf die Treue seiner Kundschaft, der er dann zu gegebener Zeit wieder zur Verfügung stehen will.
Daraus lässt sich schon erahnen, die Verkleinerung und der Umzug nach Reicho sind zum einen der körperlichen Verfassung von Karl-Heinz Wils geschuldet. Zum anderen aber stehen handfeste ökonomische Zwänge hinter dem Schritt, der dem 60-Jährigen nicht gerade leicht fällt, denn "ich wollte eigentlich mal bis zur Rente in Holzdorf durchziehen". Aber die Miete und die Nebenkosten in dem Holzdorfer Objekt könne eine Person, zumal eine gesundheitlich gehandicapte, allein nicht erwirtschaften. Und es müsse ja zum Leben auch noch was übrig bleiben. Also wird sich der Handwerksmeister, sobald er wieder halbwegs fit ist, einen neuen Job suchen - wie übrigens seine Frau Marlen auch - und nebenher zu Hause Autos reparieren.
Seine gesundheitliche Misere begann 2009, da demolierte sich der Reichoer im Januar bei einem Sturz die Schulter und die Halswirbelsäule. Außerdem wurde als Spätfolge des Ausrutschers ein Hämatom im Kopf festgestellt, das eine Not-Operation erforderlich machte. Wils verzichtete auf jede Rehabilitation und arbeitete weiter, um seine Werkstatt am Laufen zu halten. Unterstützung bekam er dabei von seinen Söhnen Tobias und Michael, die beide Kfz-Mechatroniker sind, aber nicht mehr in der Nähe leben. Sie und die beiden anderen Söhne Torsten und Matthias halfen auch fleißig beim jetzigen Umzug.
Im September 2012, bei Umzugsvorbereitungen in Reicho fiel Karl-Heinz Wils schließlich noch von einer drei Meter hohen Leiter, womit die nun anstehende Operation unumgänglich wurde. Denn wiederum traf es die Schulter und die Halswirbelsäule.