Hochwasserschutz in Neubleesern Hochwasserschutz in Neubleesern: Siel ist trockengelegt
NEUBLEESERN/MZ - Etwas Verzug haben die Arbeiten an dem Siel nahe dem sächsischen Neubleesern, das in den ersten Hochwassertagen Anfang Juni geborsten war. Jetzt laufen die Reparaturarbeiten. Verzögert wurden sie allerdings, wie Axel Bobbe von der sächsischen Landestalsperrenverwaltung auf MZ-Nachfrage erklärte, weil in einem Altarm und in zahlreichen Senken „im Hinterland“ noch viel Nass stand, das erst einmal wieder in die Elbe zurückfließen musste, wie der Betriebsleiter für diesen Bereich der Landestalsperrenverwaltung bekundet. Dazu ist der Horstgraben, der bei Normalwasserstand durch das Siel in die Elbe fließt, umgeleitet worden. Ein dickes Rohr führt nun an dem Siel vorbei in die Elbe.
Das Durchlassbauwerk selbst ist bereits durch einen „Kasten“ aus Spundwänden, die sowohl wasser- als auch landseitig ringsherum in die Erde getrieben wurden, trocken gelegt worden. Laut Axel Bobbe sollten diese Arbeiten am gerade vergangenen Wochenende beendet werden. Auf diese Art kann das aus Beton bestehende Siel problemlos abgetragen und neu gebaut werden. „Dabei würde uns auch kein erneutes Hochwasser stören“, bekundet Bobbe. Noch im laufenden Jahr soll an dieser Stelle das neue Siel seine wichtige Funktion aufnehmen.
Dem während des Elbehochwassers gebrochenen Bauwerk - die hölzerne Klappe war abgerissen worden - gehört damit gegenwärtig die besondere Aufmerksamkeit der Fachleute von der sächsischen Landestalsperrenverwaltung. Das ist das Pendent zum hiesigen Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft. „Wir haben das Siel aus der eigentlichen Planung zur Deichinstandsetzung herausgenommen“, antwortet Axel Bobbe, Betriebsleiter für diesen Flussbereich, auf eine entsprechende Nachfrage der Mitteldeutschen Zeitung, „und haben sofort mit der Sanierung begonnen.“ Denn eigentlich war der gesamte Abschnitt, in dem das Siel zu finden ist, als nächster in puncto Dammertüchtigung geplant. „Im August oder September, auf alle Fälle noch in diesem Herbst, sollten und werden auch die Arbeiten für diesen Bereich ausgeschrieben“, so Bobbe. Solange wollten die für den sächsischen Hochwasserschutz Verantwortlichen jedoch nicht warten. Denn mit dem Beginn des Baues des nächsten Deichabschnittes könne erst nach dem Ergebnis der Ausschreibung und der Auftragsvergabe begonnen werden. Das wäre wohl nicht vor dem nächsten Frühjahr. Mit der Fertigstellung wird dann allerdings der Damm von Neubleesern aus bis über die Deichbruchstelle von 2002 in Richtung Prettin hinaus neu gebaut sein - auf rund fünf Kilometern. Von der Landesgrenze an auf sachsen-anhaltischer Seite ist er das bereits ein weites Stück. Gerade in Arbeit ist der Abschnitt, der aus Richtung Torgau bis an das kaputte Siel führt.
Die Zeit zur Entscheidung, das Siel aus der ursprünglichen Planung herauszunehmen und seinen Neubau vorzuziehen, drängte vor allem deshalb, weil es die starke Strömung des Flusses völlig unterspült hatte, erinnert Bobbe an seinen Befund bereits aus Fluttagen. Nicht zuletzt deshalb sind seinerzeit nicht weniger als 1 300 Tonnen Wasserbausteine und Geröll auf der Landseite vor das Siel geschüttet worden. Und nicht zu vergessen die zahlreichen Big Bags mit Sandsäcken auf der Wasserseite, die bekanntlich von Hubschraubern abgesetzt wurden, um der Strömung einiges an Kraft zu nehmen.
Dennoch war das Siel nicht restlos dicht, und das sei auch gar nicht beabsichtigt gewesen, erläutert Bobbe jetzt. Die Wassermenge, die aus dem Fluss ins Hinterland, in einen alten Elbearm strömte, der gut anderthalb Kilometer wegführt, sei dadurch jedoch enorm reduziert worden. Und außerdem schützte diese Masse an Material, dass das desolate Bauwerk noch herausgespült werden könnte.