1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Hochwasser-Abwehr: Hochwasser-Abwehr: Flut rollt in Annaburg, Jessen und Elster an

Hochwasser-Abwehr Hochwasser-Abwehr: Flut rollt in Annaburg, Jessen und Elster an

Von Boris Canje 04.06.2013, 17:34
Maik Brachwitz, Sarah Hoffmann, Roman Böttcher, Erik Witsche (v.l.) füllen Sandsäcke, um mit ihnen die Folie am Damm zu beschweren.
Maik Brachwitz, Sarah Hoffmann, Roman Böttcher, Erik Witsche (v.l.) füllen Sandsäcke, um mit ihnen die Folie am Damm zu beschweren. Canje Lizenz

Elster/Annaburg/Jessen/MZ - Das Wasser der Elbe stand am Montag noch etliche Zentimeter unterhalb des Radwanderweges (Elbstraße). Ausgehend von den Erfahrungen zurückliegender Hochwasser war es höchste Zeit zu reagieren, zumal der Wasserstand sehr schnell gestiegen ist, wie Ortsbürgermeister Wolfgang Fröbe (Freie Wähler) erklärte. Die Elsteraner entschlossen sich, einen Damm, etwa 50 Zentimeter hoch und 300 Meter lang, zu errichten.

Sandsäcke gefüllt

Gegen 14 Uhr kam der erste Kiestransporter. Zuvor hatten die Mitarbeiter des Bauhofes, Ingolf Nitzsche, Mario Prell und Harald Lindemann, eine große Folie ausgelegt. Sie wird nach Abschluss des Aufschüttens über den Damm geschlagen, verhindert so ein eventuelles Ausschwemmen. Dafür muss die Folie beschwert werden. Deshalb schickte Mario Prell die zu Hilfe geeilten Feuerwehrleute Maik Brachwitz, Sarah Hoffmann, Roman Böttcher und Erik Witzsche auf das Bauhofgelände am Sportplatz, um Sandsäcke zu füllen.

Wie ein Magnet wirkte der Pegelmessstab neben dem Fähranleger. Auch Heike Schutzsch schaute hier nach dem Wasserstand. Die gebürtige Elsteranerin ist erst vor kurzem wieder in ihren Heimatort zurückgekehrt, kennt die Geschehnisse von 2002 daher nicht aus eigenem Erleben. Angst hat sie keine, aber Respekt vor den Wassermassen. Er habe damals zwei Wochen in Linda übernachten müssen, erinnert sich Martin Müller aus Grabo. Er glaubt nicht, dass es ihn diesmal wieder so schlimm erwischt. „Da müsste es noch einige Tage weiter so regnen“, zeigte er sich überzeugt. Ruhig bleibt auch Manfred Grahl aus Elster. „Ich lebe seit 75 Jahren mit der Elbe und immer mal mit Hochwasser.“ Er sieht noch überhaupt keinen Grund, sich aufzuregen oder gar in Panik zu verfallen.

Im Kieswerk Lindwerder wurde gestern Nachmittag ebenfalls mit dem Füllen von Sandsäcken begonnen. „Jetzt haben wir noch Zeit dafür“, sagte Jessens Stadtwehrleiter Hans-Peter Schaefer. Zum Einsatz kommen sollen die Sandsäcke neben anderem in Gorsdorf. Dort gibt es unweit der Brücke eine Senke, die überspült werden könnte. Die noch nicht sanierten Deiche insbesondere bei Gorsdorf an der Elster und die Situation an der Elbe bei Elster sieht auch Flussbereichsleiter Frank Beisitzer vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz als Schwerpunkte. Dort werden die Dammwachen und die Fachleute des LHW intensiv hinschauen müssen, erklärte er. An der Schwarzen Elster, so stellte er fest, habe sich das Vorlandmanagement bewährt. Hier waren die Bereiche zwischen Ufer und Dammfuß von Bewuchs befreit worden. Das habe dazu geführt, dass bei gleichen Durchflussmengen der Wasserstand niedriger ausfalle.

Annaburgs Bürgermeister Erich Schmidt (SPD) rief gemeinsam mit Stadtwehrleiter Roland Karthäuser zur Lageberatung. An der nahmen die Ortsbürgermeister und Ortswehrleiter von Prettin und Axien als Elbeanrainer sowie von Löben, Premsendorf und Kremitz teil. Der Schutz von Kremitz als Jessener Enklave zwischen zwei Annaburger Ortsteilen wird durch die Annaburger Verwaltung mit koordiniert. Das war eine Lehre aus den Hochwässern 2010/11 an der Elster.

Drei Kontrollgänge

Ab einem Wasserstand von 2,80 Metern am Pegel Löben sollten die Dammwachen mindestens einen dritten Kontrollgang unternehmen, regte Schmidt an. Abgestimmt wurde, dass der Bauhof bereits einen Vorrat an gefüllten Sandsäcken anlegt. Zudem will die Runde heute entscheiden, ob sie für die nächsten Tage einen ständigen Krisenstab einsetzt.

Unterdessen beeinflussen Auswirkungen des Hochwassers vor allem Verkehrsteilnehmer direkt. Bei Mauken musste ein Straße gesperrt werden, und die Fahrbahn zwischen Schweinitz und Dixförda ist ebenfalls überspült, so dass auch hier derzeit kein Durchkommen ist. Und an der Brücke über das Schweinitzer Fließ (B 187) spitzt sich die Lage ebenfalls zu. Sie war bei den vorangegangenen extremen Hochwässern im Herbst 2010 und Januar 2011 nicht passierbar.

In der Elbstraße in Elster entsteht ein 300 Meter langer Damm.
In der Elbstraße in Elster entsteht ein 300 Meter langer Damm.
Canje Lizenz
Harald Lindemann (links) und Ingolf Nitzsche legen die vier Meter breite und 25 Meter lange Folie aus, in die dann der Kies geschüttet wird.
Harald Lindemann (links) und Ingolf Nitzsche legen die vier Meter breite und 25 Meter lange Folie aus, in die dann der Kies geschüttet wird.
Canje Lizenz