Historie Historie : Sühne- oder Wegekreuz?

Axien - Die romanische Dorfkirche von Axien zählt, wie Pfarrer Hans-Jörg Heinze herausstellt, zu den „verlässlich geöffneten Gotteshäusern“ in der Region. Das ist auch deshalb möglich, weil der Geistliche und seine Frau Almuth gleich nebenan im Pfarrhaus wohnen.
Sehenswertes hat die Axiener Backsteinkirche - sie soll um 1171 erbaut worden sein - nicht nur im Inneren zu bieten, wo vor allem die um 1235 gemalten Wandbilder (im Chor und in der Apsis) auf das Interesse der Besucher stoßen dürften. Ein vor Ort erhältlicher Flyer gibt hierzu einen groben Überblick. Doch auch außen kann das Gotteshaus mit Details aufwarten, die einen Blick durchaus wert sind.
Ein Beispiel dafür ist das Axiener Steinkreuz, das an der Wand neben der Tür zum Turmaufgang steht. Über dieses markante Kreuz aus leicht rötlichem Sandstein gibt besagter Flyer keine Auskunft.
„Es wurde vermutlich aus einer Grabplatte gefertigt, die wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert stammt“, weiß der Pfarrer darüber zu berichten. „Es ist nicht klar, ob es sich um ein Sühnekreuz handelt oder ein Wegekreuz“, fügt er an. „Für ein Sühnekreuz wäre es aber wohl ein bisschen zu groß“, meint Hans-Jörg Heinze.
Standort Kähnitzsch
Allerdings berichten einschlägige Quellen der Bodendenkmalpflege, dass das Kreuz früher tiefer eingegraben war und der untere, heute ebenfalls sichtbare Teil in der Erde steckte, um dem Kreuz Standsicherheit zu verleihen. Sein ursprünglicher Aufstellungsort war übrigens am Axiener Ortsausgang in Richtung Düßnitz (einstiger Ortsteil Kähnitzsch, östliche Straßenseite). Dort befindet sich jetzt eine Kopie, 1989 zum Schutz mit einem Stahlkorsett versehen.
Und das kam so: Im Mai 1982 wurde das Steinkreuz von einem ausscherenden Heuwender, den ein Traktor im Schlepp hatte, umgeworfen und dabei stark beschädigt. Es brach an zwei Stellen - in Erdbodennähe sowie am Ansatz des oberen Kreuzarmes. Der treckerfahrende „Bruchpilot“ soll, wie der Pfarrer hörte, ein Lehrling gewesen sein.
Das Originalkreuz wurde in der Folge, Ende 1989/Anfang 1990, wieder zusammengesetzt - die beiden Repartur- bzw- Klebestellen sind noch deutlich zu erkennen - und an der Westseite der Axiener Kirche aufgestellt. Als Wetterschutz erhielt es bei der Gelegenheit ein kleines ziegelgedecktes Dach.
Auf der Vorderseite ist das Kreuz reich verziert. In seinem Zentrum und im unteren Schaftteil kann man eine Frauenfigur - einige vermuten eine Marienfigur - erkennen. Sie trägt eine Haube und hat die Hände vor der Brust zusammengelegt. Über die Frau spannt sich ein dachförmiger Baldachin, links neben ihrem Kopf meinen Experten einen Spaten (Schaft nach unten) auszumachen.
Oben in der Mitte befindet sich ein Malteserkreuz und in den Randbereichen des Steins sind inzwischen unleserliche Buchstaben angeordnet. Auffällig sind eine Vertiefung und ein Loch im Schaft des Kreuzes. Das Loch, so eine Vermutung, könnte zur Befestigung eines Lichthalters gedient haben.
Gruselige Sagen
Mit dem Stein verbinden sich verschiedene Sagen, die sich vor allem auf die Frauenfigur beziehen. Die Sagen-Palette reicht von einer bedrängten Magd, die ihren Widersacher mit einer Mistgabel erstach und dafür in einer Jauchengrube ertränkt wurde, bis hin zu einem tätlichen Riesen, den die Frau per Mistgabel tötete und mit dem Spaten köpfte. Das Haupt des Riesen soll unter dem Kreuz begraben sein.
Zurück ins Reich der Fakten. Zu denen gehört u.a., dass das Uhrwerk mit zwei Ziffernblättern im Axiener Kirchturm ein noch rein mechanisches ist. Es stammt aus dem Jahr 1920, wurde - wie man darauf lesen kann - von der Firma J. F. Weule in Bockenem (Harz) fabriziert und läuft sehr zuverlässig, wie Hans-Jörg Heinze bestätigt. Der Axiener Pfarrer muss es wissen, weil er, abgesehen von den Urlaubsvertretungszeiten, das Uhrwerk regelmäßig einmal pro Woche aufzieht. (mz)