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Hirschmühle Prettin Hirschmühle Prettin: Deswegen will Privatmann Straße über sein Grundstück versperren

Von Klaus Adam 15.02.2017, 05:00
Das Schild zeigt an: Ab hier geht es für Fahrzeuge an der Hirschmühle in Prettin nicht weiter.
Das Schild zeigt an: Ab hier geht es für Fahrzeuge an der Hirschmühle in Prettin nicht weiter. Klaus Adam

Prettin - Links und rechts neben der Fahrbahn sind die Pfosten schon eingelassen. Noch fehlt die Sperrkette quer über die Straße. Doch ein rundes Schild daneben zeigt an, dass hier an der Prettiner Hirschmühle ein Privatgrundstück beginnt und Schluss ist mit Fahren. Ortsbürgermeisterin Helga Welz (parteilos) hatte die Frage im jüngsten Hauptausschuss des Annaburger Stadtrates aufgeworfen: „Stimmt es, dass an der Hirschmühle eine Schranke aufgestellt werden soll?“

Bürgermeister Klaus-Rüdiger Neubauer (parteilos) bestätigte den Sachverhalt. Der jetzige Eigentümer der Hirschmühle „hat mit mir immer wieder gesprochen. Es gibt dort einzelne Unbelehrbare, die dort fahren, wie sie wollen“, erklärte er. Helga Welz mochte sich mit dem Argument nicht abfinden.

„Da hat es immer einen Weg gegeben, auf dem früher die Wassermühlen erreicht wurden“, so die Ur-Prettinerin. Neubauer wies darauf hin, „dass dies definitiv ein Privatweg“ ist. Mit allen potenziellen Nutzern, für die dieser Weg wichtig ist, sei gesprochen worden. Sie würden den Code zum Öffnen erhalten, so der Bürgermeister.

„Also mir ist das völlig neu“, wandte daraufhin Mike Lange, Stadt- und Prettiner Ortswehrleiter der Feuerwehr, ein. „Mit mir hat niemand gesprochen. Und wir brauchen auch die Zufahrt, weil wir unser Feuerwehrboot hin und wieder an der Slipanlage der Kanuten zu Wasser lassen.“ Es gebe zwar einen anderen Weg zur Elbe, etwa 100 Meter vor der Hirschmühle. „Aber da müssten wir dann über die Wiese fahren. Und unser Transporter für das Boot ist nicht allradgetrieben. Das wäre also nicht so gut.“

Jörg Herrmann, zuständiger Flussbereichsingenieur des Landesamtes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft, kenne die Pläne des Hirschmühleneigentümers. „Das ist schon längere Zeit im Gespräch. Wir erhalten eine Zuwegungsmöglichkeit“, sagte er am Freitag der MZ und drückte aus, dass er von daher für seinen Verantwortungsbereich keine Probleme mit der Sperrung des Weges für die Öffentlichkeit sieht.

„Wir wollten das Grundstück schon vom vorherigen Eigentümer der Hirschmühle kaufen. Er hat es aber nicht abgegeben.“ Dieser Wunsch des LHW bestehe nach wie vor. Doch das sei nicht vordringlich, weil die Aspekte des Hochwasserschutzes ohnehin Priorität haben und von daher die reinen Grundstücksfragen eher zweitrangig seien.

Alexander Pirich, er ist der jetzige Eigentümer der Hirschmühle, erläuterte der MZ gegenüber sehr ausführlich die Gründe für die geplante Sperrung. „Wir haben uns das eine ganze Weile angeschaut“, sagte er. Dann war die Geduld zu Ende. „Es gibt dort einen regen Fahrzeugverkehr, der mit der Hirschmühle gar nichts zu tun hat“. Autos fahren dort über die Wiesen, einige fahren dort Motocross.

Da die Straße asphaltiert ist, werde teils auch regelrecht gerast. Das sei für ihn nicht länger hinnehmbar. Nicht zuletzt, weil es schon zu gefährlichen Situationen gekommen sei. Mit seiner Partnerin und kleinem Kind möchte er sich unbeschwert auf dem eigenen Grundstück bewegen können. „Jeder andere in der Stadt schützt sein Grundstück. Das machen wir ganz einfach auch. Und es gibt für niemanden eine Notwendigkeit, über diesen Weg auf die Wiesen zu fahren.“ Zumal es nur wenig entfernt (wie auch von Mike Lange beschrieben) einen öffentlichen Weg gebe.

Dass die Mitarbeiter des Hochwasserschutzes und die Feuerwehr Zugangsmöglichkeiten erhalten, stehe für ihn außer Frage, so Alexander Pirich. Er habe das im vergangenen Jahr angesprochen. Da jetzt im Winter der bewusste Fahrzeugverkehr doch reduzierter ist, werde er erst im Frühjahr die Sperrkette mit Zahlenschloss anbringen. Das sei dann die Zeit, zu der er allen Beteiligten den Code für das Schloss mitteilen werde.

Mit dem Verein Wasserwanderfreunde Prettin sehe Pirich gar keine Probleme. „Mit einigen sind wir sogar schon gut befreundet.“ Und da er als Konstrukteur und Bootsbauer quasi im ähnlichen Metier arbeite, gebe es gute Anknüpfungspunkte zwischen ihm und dem Verein. Spaziergänger und Radfahrer können weiterhin über das Grundstück zur Elbe oder zum Deich gelangen, sofern sie sich ordentlich bewegen. „Das sind dann aber auch meist die Nachbarn. Die grüßen freundlich, da gibt es gar keine Probleme.“ (mz)