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Heimatverein Rade Heimatverein Rade: Oldtimer, Blasmusik und Feuerstühle beim Hoffest

Von Gabi Zahn 04.05.2015, 17:52
Auf dem Sozius einer russischen „Dnepr M 72 M“, Baujahr 1956, genießt Hartwig Jänichen, Chef-Organisator des Biker-Treffens, die Hofrunde. Gesteuert wird die Maschine von Karsten Preibisch aus Lausitz.
Auf dem Sozius einer russischen „Dnepr M 72 M“, Baujahr 1956, genießt Hartwig Jänichen, Chef-Organisator des Biker-Treffens, die Hofrunde. Gesteuert wird die Maschine von Karsten Preibisch aus Lausitz. Gabi Zahn Lizenz

Rade - Urige Feuerstühle, Lederkluft, Volksmusik und eine wahrlich anrüchige Kuh-Wette: Diesen Mix hat der Heimatverein zu einem Hoffest arrangiert. Mehr als 300 Besucher lassen sich von der nunmehr sechsten Auflage begeistern. Das sind etwa doppelt so viele wie der Jessener Ortsteil Einwohner zählt. In bewährter Weise hat es Hartwig Jänichen aus Grabo übernommen, ein Treffen historischer Motorräder zu organisieren: Mehr als 60 Teilnehmer rollen an. Jänichen begrüßt die stolzen Biker, die ihre Schmuckstücke zur allgemeinen Bewunderung vor dem Hof platzieren. Er vergleicht und registriert technische Daten, füllt die Urkunden für den Wettbewerb aus. Jänichen läuft dabei selbst zu Hochtouren auf, lässt sich über einen Motorumbau aufklären und bestaunt die verchromten Teile von mehr als 50 Jahre alten Bikes.

Statt Musik gibt es Motorenknattern

Moderator Walter Fromm und seine „Elbaue Musikanten“ singen und spielen nach Herzenslust. Das Publikum ist beseelt von dieser Stimmung. Jens Lieschke hat mit seinem Team am Ausschank gut zu tun. „Prost“ klingt es am Tisch von Gerhard Dobrawa (Bad Schmiedeberg), Franz-Otto Emmer (Elster), Wilfried und Ruth Schildhauer (Düßnitz) sowie Manfred und Heidrun Bachmann (Hemsendorf).

Neun Mitglieder zählt der Heimatverein Rade unter Vorsitz von Dietmar Schugk. Gemeinsam mit dem Ortsteilbeirat wurde vor dem Hoffest ein lang gehegter Wunsch realisiert. „Wir haben den Fußboden der Hofscheune betoniert. Somit steht jetzt eine Schlechtwettervariante für Feste zur Verfügung“, so Schugk.

Die Stadt übernahm die Kosten fürs Material. Viele Einwohner beteiligten sich an den Arbeiten. Im Beisein von Bürgermeister Michael Jahn (SPD) wurde die Scheune feierlich eingeweiht. (gzn)

Übers Mikrofon kündigt Walter Fromm die Biker-Prämierung an. Statt Musik ertönt nun ein knatterndes Geräusch: Jürgen Frömelt aus Falkenberg/Elster fährt auf einem „Phänomen-Bob“ in den Hof. Das Gefährt, Baujahr 1936, hat 98 Kubik und 2,25 PS. Frömelt wird als Besitzer des ältesten Krades geehrt. Ihm folgt der 75-jährige Reinhard Lehmann aus Seehausen als ältester Biker des Treffens. Auf seiner BMW, Baujahr 1971, macht der Senior einen überaus fidelen Eindruck. Lehmann verrät: „140 Sachen sind immer noch drin.“ Als Dritter dreht der am weitesten angereiste Fahrer eine Hofrunde. Etwa 60 Kilometer hat Karsten Preibisch aus Lausitz (Elbe-Elster) zurückgelegt – fest im „Sattel“ sitzend auf einer „Dnepr M 72 M“ nebst Seitenwagen. Das Motorrad wurde 1956 in Irbit/Sibirien gebaut und scheint mit seinem 750er Hubraum und 23 PS unverwüstlich zu sein.

Juwel der Nachkriegszeit ist restauriert

Alle Prämierten erhalten von Dietmar Schugk und Horst Purschwitz jeweils eine Urkunde und eine Flasche „Sprit“. Das Publikum dankt auf seine Weise mit Beifall. Diesen bekommt auch Ronny Hopp, der seinen blauen Lanz Bulldog, Baujahr 1947 (45 PS, 10 Liter Hubraum, 30 PS) millimetergenau durchs Hoftor steuert. Das Juwel aus Nachkriegszeiten wurde von ihm restauriert – und wird noch immer genutzt: „Zum Holzholen.“

Ein Höhepunkt jagt den anderen: Auf der Wiese hinter dem Gebäude hat sich auf einem mit Kreide markierten Spielfeld ein eher stiller Wettbewerb entschieden. Das dort weidende Rindvieh ließ nach einstündigem Inspektionsrundgang sein „Häufchen“ auf ein Planquadrat fallen. Somit stehen die Gewinner des Kuh-Roulettes fest: Antje Böhme, Sylvia Fröbel, Jan Gießberg und Patrick Gräbner teilen sich den Wetteinsatz untereinander auf, wobei Patrick zweifach richtig getippt hatte und somit den doppelten Anteil erhält.

Kerstin Schild vom Heimatverein schließt am Abend die Hoftüren und resümiert: „Der Aufwand hat sich gelohnt, wir hatten tollen Zuspruch, und das Wetter war uns ebenfalls hold.“ (mz)