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Heimatverein Holzdorf Heimatverein Holzdorf: Vortrag befasst sich mit der Geschichte des Militärflugplatzes.

Von Frank Grommisch 30.03.2017, 15:16
Gesprächsstoff gab es in Holzdorf reichlich. Hier erfährt Manfred Lau (links) in der Pause noch weitere Details aus der Flugplatzgeschichte von Uwe Gäbelein und Volker Rauch (rechts).
Gesprächsstoff gab es in Holzdorf reichlich. Hier erfährt Manfred Lau (links) in der Pause noch weitere Details aus der Flugplatzgeschichte von Uwe Gäbelein und Volker Rauch (rechts). F. Grommisch

Holzdorf - Die Bedenken waren völlig unbegründet. Im Vorfeld des heimatkundlichen Vortrags vom Heimatverein Holzdorf gab es Zweifel, ob das Thema ankommen würde. Schließlich gehe es nicht Hunderte Jahre zurück in der Geschichte, sondern nur einige Jahrzehnte.

Und die Geschichte des Objekts, das an diesem Nachmittag im Fokus des Interesses stand, ist längst noch nicht abgeschlossen. Dennoch, viele wollten hören, was Manfred Lau zur bisherigen Entwicklung des Militärflugplatzes Holzdorf zusammengetragen hatte.

Besondere Unterstützung bekam er dabei von Alfred Lehmann, der nicht allein die Technik bediente, sondern dem Referenten mit eigenen Erfahrungen aus seiner Dienstzeit im heutigen Fliegerhorst beim Erarbeiten seiner Ausführungen half, ebenso Uwe Gäbelein, der im Mai 2015 aus dem Militärdienst ausschied, als dienstältester Soldat in Holzdorf.

Fernverkehrsstraße verlegt

Am 1. März 1968 war die Entscheidung der damaligen Partei- und Staatsführung der DDR gefallen, bei Holzdorf zunächst einen Feldflugplatz der Nationalen Volksarmee (NVA) zu errichten. Die Folge war ein tiefer Einschnitt in die Natur und auch in die Infrastruktur des Ortes und seiner Umgebung.

Zur Geschichte des Hubschraubergeschwaders 64 (HSG 64) informierte die Luftwaffe, dass es am 1. Januar 2013 am Standort Laupheim neu aufgestellt wurde. „Das HSG 64 ist das einzige Hubschraubergeschwader der Luftwaffe und mit Transporthubschraubern vom Typ CH 53 ausgerüstet. Das HSG 64 führt Ausbildung und Lufttransport durch und stellt die Verfügbarkeit des Flugplatzes Laupheim sicher.“ In Holzdorf besteht eine Lufttransportgruppe des Geschwaders.

Zudem hat hier der Einsatzführungsbereich 3 seinen Sitz. „Die Aufgabe des Verbandes besteht in der Überwachung des Luftraums.“

„Jahrhundertealte Wege verschwanden.“ Und viel Wald, Wiesen und Äcker. Rund 1.000 Hektar wurden zum militärischen Sperrgebiet. Die Eigentümer sollen damals vier Pfennige je Quadratmeter erhalten haben. Zu den gravierendsten Veränderungen gehörte das Verlegen der vormaligen Fernverkehrsstraße 187.

Sie führte später nicht mehr von Holzdorf kommend geradeaus zur Grassauer Kreuzung auf die Fernverkehrsstraße 101, sondern bog hinter dem Ort links ab in Richtung Brandis. 1976/77 sei die neue Fahrbahn mit einer Überführung über das extra zum Flugplatz verlegte Anschlussgleis passierbar gewesen. Für die Militärs stellte das Jahr 1974 eine erste wichtige Etappe dar, erfuhren die Zuhörer.

Da sei das Areal bei Holzdorf als Feldflugplatz nutzbar gewesen. Doch im Jahr darauf fiel die Entscheidung zum weiteren Ausbau des NVA-Flugplatzes. 1980 seien dann im Rahmen einer Übung die ersten Landungen und Starts auf der Piste erfolgt. Zwei Jahre später zogen die künftigen Hausherren ein.

Das Jagdfliegergeschwader 1 wurde von Cottbus, wo es Kritik wegen des Fluglärms gab und die Angst vor Flugunfällen bestand, nach Holzdorf verlegt. Letzteres war nicht unbegründet. Von den 50er Jahren bis zur Verlegung in den Westzipfel des damaligen Bezirkes Cottbus war es in Cottbus zu mindestens 35 Zwischenfällen bzw. Flugunfällen gekommen.

Mehrere Menschen, Zivilisten und Piloten, waren dabei ums Leben gekommen. Am 1. Dezember 1982 wurde der Flugplatz Holzdorf offiziell in Dienst gestellt. Er sei einer der Modernsten in den Staaten des Warschauer Vertrags gewesen.

43 Kampfflugzeuge und acht Schulmaschinen, alle vom Typ MiG 21, seien in Holzdorf stationiert gewesen. Viele NVA-Angehörige zogen von Cottbus nach Holzdorf. „Sie genossen die Ruhe hier oder trauerten dem städtischen Leben nach“, merkte Manfred Lau dazu an.

Die politische Wende brachte auch für die Holzdorfer Kaserne gravierende Einschnitte. Aus dem Flugplatz der NVA, auf dem am 26. September 1990 das Jagdfliegergeschwader 1 seinen letzten Flugtag absolvierte, wurde der Fliegerhorst Holzdorf der Bundeswehr.

Die Kampfflugzeuge flogen bis Mai 1991 und wurden dann nach Drewitz überführt, zum Verschrotten oder zum Verkauf an Museen. Danach gab es wechselnde Verantwortlichkeiten für den fliegenden Bereich. So waren Maschinen der Lufttransportgruppe 62 in Holzdorf stationiert, jetzt trägt das Hubschraubergeschwader 64 Verantwortung.

Absturz bei Lindwerder

Die Zahl der Flugunfälle fiel in der Holzdorfer Zeit gering aus. Im April 1984 stürzte eine Maschine aufgrund von Problemen mit dem Fahrwerk in ein Waldgebiet zwischen Mügeln und Lindwerder. Der Pilot konnte sich mittels Schleudersitz retten.

Später stürzte ein Hubschrauber um. Alles ging glimpflich ab. Manfred Lau erinnerte an die Landung des riesigen Transportflugzeugs AN-124 in Holzdorf. Dazu wurde auch ein Video gezeigt. Anerkennung gab es für die große Hilfe der Holzdorfer während der Hochwasserkatastrophen 2002, 2006, 2010/11 und 2013.

Neben dem Flugplatz war eine Wohnsiedlung entstanden, „die so uniform war wie ihre Bewohner“. Doch leider seien jetzt mehrere Gebäude dem Verfall preisgegeben. Das sei eine traurige Geschichte. Erwähnt wurden die Bemühungen des Städtebundes „Elbe-Elsteraue“ vor allem um die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur.

Uwe Gäbelein und Volker Rauch, auch er diente bis nach der Wende in Holzdorf, lobten die Leistung des Referenten. „Es ist toll, was sie hier alles recherchiert haben“, anerkannte Volker Rauch. (mz)

Der Vortrag hatte wieder viele Interessierte in das Domizil des Heimatvereins gezogen.
Der Vortrag hatte wieder viele Interessierte in das Domizil des Heimatvereins gezogen.
F. Grommisch