Grundschule Seyda Grundschule Seyda: Drohende Schulschließung überstanden

Seyda - In der Grundschule Seyda werden die Segel gesetzt für die Weiterfahrt in die Zukunft. Der Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung Sachsen-Anhalts ist der Seewetterbericht: Verbünde kleinere Grundschulen, so steht es auf Seite 75, sollen für Schulstandorte im dünn besiedelten ländlichen Raum Planungssicherheit und Verlässlichkeit erhöhen.
Wieder über 60 Schüler
Die Prognose ist also günstig, zumal mit 61 Schülern zum kommenden Schuljahr auch die vom Land gesetzte Mindestmarke wieder überschritten wird. Für Schulleitung und Schulelternrat der Grundschule Seyda Anlass, nach zwei Schulerhaltungsfesten, bei denen der Protest gegen die drohende Schulschließung im Vordergrund stand, wieder ein fröhliches Schulfest auszurufen.
Sie wolle nicht lange politisieren, sagt Schulleiterin Jacqueline Meißner am Freitagabend zur Begrüßung der zahlreichen Besucher. „Es scheint, unser Protest ist angekommen. Nun heißt es weitermachen!“.
Und weil sich die Grundschule vorgenommen hat, das vor mehr als zwei Jahren geschriebene Schulerhaltungslied so lange zu singen, bis der Standort wirklich sicher ist, ertönt es auch diesmal aus den Kehlen der 54 Grundschulkinder. „Diese Schule ist für uns Heimat“, heißt es darin, und das ist auch ablesbar an den Besuchern. „Es sind alles Schulkinder“, sagt Jacqueline Meißner, „zukünftige, gegenwärtige und ehemalige“.
Zu den ehemaligen Schülern, die sich im Schulhaus umsehen, gehören die Geschwister Anke und Gerd Müller, 1968 und 1972 geboren. Wie sie gewandert sind, bevor 1981 das neue Schulhaus übergeben wurde, erzählen sie. „Unseren Klassenraum hatten wir in Gadegast“, so Anke Müller. „Musik hatten wir im Amtshaus und Zeichnen im Amtshof“.
Auch die beiden Lehrerinnen im Ruhestand, Gerda Röder und Helga Wieczorek - letztere die ältere von beiden - können sich noch gut an den Einzug im Januar 1981 erinnern. „Zwischen Weihnachten und Neujahr haben wir alle geputzt“, erzählt Gerda Röder. ,„Dabei war das Haus noch gar nicht richtig fertig.“ Im Flur fehlte das Treppengeländer. „Wir mussten die Schüler morgens und nach den Pausen deshalb in die Klassenräume hinauf begleiten, dass ja keiner zu nahe an den Rand kam.“
Heute wäre die Eröffnung einer Schule unter diesen Umständen undenkbar. Als Oberstufenlehrerin ist Gerda Röder bei der Einführung des dreigliedrigen Schulsystems 1991 in die Sekundarschule Elster gewechselt. Helga Wieczorek blieb bis zum Renteneintritt im Jahr 2000 Grundschullehrerin in Seyda.
Die Ungewissheit über die Zukunft - merfach wurden die Mindestschülerzahlen heraufgesetzt - hat freilich auch dazu geführt, dass am Schulhaus Sanierungsstau herrscht. Man sieht es schon an den Fenstern. „Eigentlich müsste alles gemacht werden“, sagt die Schulleiterin. Dem Spaß am Lernen und Lehren tut das aber keinen Abbruch, davon können sich die Gäste bei den Führungen mit Silke Gräbitz durchs Haus überzeugen.
Spaß am Musizieren
Das Herz dieser Lehrerin schlägt besonders für den Musikunterricht und so wird im Musikraum länger verweilt. „Wir waren begleitende Schule im Landesschulversuch Musik und Instrumente“, berichtet Silke Gräbitz dort.
Das Langzeitprojekt im Land lief von 2003 bis 2007 und zielte darauf, bei Grundschülern mit einfachen Instrumenten Spaß am Musizieren zu wecken. Seither lernen die Seydaer Grundschüler Blockflöte und es brachte der Schule einen großen Fundus an Schlaginstrumenten ein.
„Wir wollen schrittweise unsere Klassenräume modernisieren“, berichtet Jacqueline Meißner. Die Stadt Jessen habe dafür für dieses Jahr Geld zugesichert. Von der Sparkassenstiftung kommt derweil eine 2 800-Euro-Spende, die die weitere Teilnahme am Schulobstprogramm sichert. Dass es nur eine Frage des Anrichtens ist, Kinder zum Griff nach gesunden Snacks zu bewegen, zeigt bei diesem Fest auch ein Stand auf dem Schulhof.
Weitere Angebote werden von örtlichen Vereinen wie Feuerwehr und Diesthof unterbreitet, auch die Tanzgruppe des Trachtenvereins - die sieben Grundschüler in ihren Reihen hat - sowie Spielmannszug und weitere Sponsoren tragen zu einer unbeschwerten Festatmosphäre bei. (mz)
