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Grüffelo Grüffelo: Ein Monster auf dem Schulfestplatz

Von Evelyn Jochade 22.04.2014, 19:24
Das Puppenspiel wurde Jessica Scheit (Maus) und Oliver Meritz (Grüffelo) in die Wiege gelegt. Beide stammen aus einer Darstellerfamilie.
Das Puppenspiel wurde Jessica Scheit (Maus) und Oliver Meritz (Grüffelo) in die Wiege gelegt. Beide stammen aus einer Darstellerfamilie. E. Jochade Lizenz

Jessen/MZ - Kinderaugen leuchten. Das war früher so im Puppentheater und heute ist es nicht anders. Selbst die Erwachsenen sind schnell gefangen von den Ereignissen auf der „Bühne“. Zu beobachten war das über die Ostertage auf dem Jessener Schulfestplatz, wo das Herzberger Puppentheater sein Zelt aufgeschlagen hatte.

Schlaues Mäuschen

Mitgebracht hatten die Spieler die Geschichte vom „Grüffelo“, einem Monster, welches zunächst der Fantasie eines schlauen Mäuschens entsprungen schien. Doch nachdem sich diese vor dem gefräßigen Fuchs, der Eule und der Schlange gerettet hatte, indem sie mit der Freundschaft zu dem wilden „Grüffelo“ prahlte, erschien dieser plötzlich leibhaftig und hatte Appetit auf das Mäuschen. Aber Fräulein Piep bewies dem „Grüffelo“, dass sich alle Tiere im Wald vor ihr fürchten. Die liefen natürlich vor dem „Grüffelo“ weg und nicht vor dem Mäuschen, aber das schnallte der Zottel nicht. Als die Maus ihm dann noch verkündete, ihre Lieblingsspeise wäre Grüffelo-Grütze, gab es für ihn kein Halten mehr: Laut nach seiner Mami rufend gab er Fersengeld.

Wo und wann kam der Grüffelo in die Welt?

Oliver Meritz: 1999 erschien das Buch der englischen Schriftstellerin Julia Donaldson. Unser Exemplar aber wurde erst 2012 geboren. Bei „Figuren Schneider“ (Norman Schneider) in Bielefeld.

Wie sieht es denn beim Grüffelo mit der Liebe aus?

Meritz: Die Richtige hat er noch nicht gefunden. Allerdings hat er, wie er sagt „eine in Aussicht“.

Der Grüffelo ist doch beim Spielen bestimmt ziemlich schwer?

Meritz: Bisher wiegt er ziemlich ein Kilo. Aber wenn er so weiter frisst…

Und wie sieht’s mit seiner Reinlichkeit aus?

Meritz: Naja, mit waschen hat er es nicht so. Sein Zottelfell lässt er, wenn nötig, in Bielefeld reinigen.

Und wenn er mal krank ist?

Meritz: Dann schicken wir ihn auch dorthin. Vor kurzem musste er sich dort einer Augenbehandlung unterziehen. Kinder hatten ihm in die gelben Lichter gefasst, so dass sie nicht mehr richtig schlossen.

Die Kinder im Publikum, erleichtert vom Ausgang der Geschichte, hatten danach noch Gelegenheit, den Hauptdarsteller aus der Nähe zu betrachten. Doch nur wenige Mutige wollten ihn berühren. Zu martialisch sah er mit seinen Hauern, Krallen und Zähnen aus. Und die großen, gelben Augen erst… Ein gestandener Mann aber bewies seinen Enkeln, dass der „Grüffelo“ gar nicht so schrecklich sein konnte. Er steckte ihm einfach seine Hand ins riesige Maul. Und der Zottel biss tatsächlich nicht zu.

Paul und Max Obenhaus aus Neuerstadt, die Enkelsöhne des Wagemutigen, hatten ihren eigenen „Grüffelo“ auf dem Arm. Einige Nummern kleiner gab es ihn am dazugehörigen Zirkuswagen. Die Zwillinge hatten tags zuvor, wie Oma Karin Hansen verriet, ihren dritten Geburtstag gefeiert und zufällig von ihrer Patentante das Kinderbuch mit der Geschichte vom „Grüffelo“ geschenkt bekommen. „Das passte prima.“

Traumberuf gefunden

Jessica Scheit hatte der Maus und der Eule im Stück Leben eingehaucht. Für die 23-Jährige, eine von fünf Mitarbeitern des Theaters, ist das Puppenspiel ein Traumberuf, auch wenn es hinter dem Bühnenvorhang eng zugeht. Sich zwischen Requisiten, Puppen, viel Stoff und oft bei wenig Licht geräuschlos zu bewegen, ist auch eine Kunst. Während das liebliche Mäuschen eine Stimme, wie heller Glockenklang hatte, brauchte es für den „Grüffelo“ die von Tournee-Leiter Oliver Meritz, dessen Eltern und Großeltern richtungsweisend für seinen Berufswunsch waren. Der Vater arbeitete jahrelang im Zirkus Hein am Trapez und als Kunstreiter. Eine Ausbildung musste der Sohn nicht absolvieren und sagt heute: „Die Praxis ist in unserer Arbeit das Wichtigste.“

Seit 23 Jahren gibt es die Herzberger Puppenbühne. Gespielt wurde bisher in Gaststätten und Kulturhäusern. Seit diesem Jahr zieht die Truppe mit einem Zelt von Redlin aus in die Welt. Vor Jessen gastierte sie in Torgau, inzwischen steht das rund 80 Personen fassende Theater im sächsischen Gröditz. Bereits drei Jahre erwecken die Spieler den „Grüffelo“ und das „Grüffelo-Kind“, eine Art Fortsetzung der Story, zum Leben.