1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Glücksburger Heide: Glücksburger Heide: Baum mit Regenschirm

Glücksburger Heide Glücksburger Heide: Baum mit Regenschirm

Von Sven Gückel 18.12.2018, 13:41
Seydas Feuerwehrleute unterstützen den Heimatverein.
Seydas Feuerwehrleute unterstützen den Heimatverein. Sven Gückel

Mügeln - Die Heimateiche in der Glücksburger Heide blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Mit einem geschätzten Alter von 200 Jahren sah sie den Wald um sich herum gedeihen, erlebte aber auch dessen dunkle Zeiten. Diese begannen mit dem Trainieren der deutschen Wehrmacht in dem Areal, einschließlich des Abwerfens von Bomben, und gipfelten im Brandschatzen der Roten Armee.

Russische Panzertruppen übernahmen das Gelände nach Ende des Zweiten Weltkrieges und übten hier wie schon zuvor die Deutschen das Schießen mit schwerer Munition. Die Folge des militärischen Agierens waren unzählige Brände. Einem solchen fiel auch die alte Eiche zum Opfer. Zwar überlebte sie das Feuer, doch ihre einstige Größe und Schönheit verlor sie dadurch.

Baum treibt neu aus

Um so liebevoller nimmt sich der Heimatverein Glücksburger Heide des Baumes an, seit er ein Gelände von gut zwei Hektar von der Bundesforst pachtete, auf dem auch die Eiche steht. Voll bestückt mit Metallsplittern, dankt es ihnen der Baum, indem er jedes Jahr aufs neue austreibt. Gleichwohl sein Stamm inzwischen hohl ist, erfreuen sich Wanderer, Naturliebhaber und die Mitglieder des Heimatvereins jedes Frühjahr an diesem Wunder.

Mit besonderer Freude nahm man vor Jahren zur Kenntnis, dass der alte Baum in natürlicher Verjüngung einen Spross austrieb, der sich inzwischen selbst zu einem prächtigen Baum mausert.

Die Glücksburger Heide ist ein knapp 2800 Hektar großes Areal im Norden der Jessener Region. Die Orte Seyda und Mügeln bilden die Anfangspunkte der Dahmschen Straße. Die kann als zentrale Querung des Areals gelten. Ihren Namen Glücksburger Heide erhielt sie im Laufe des 19. Jahrhunderts. Vorher war sie als Seydaische oder Seydaer Heide als Jagdrevier der sächsischen Kurfürsten bekannt. Da auch die Annaburger Heide den sächsischen Landesherren gehörte, wurde sie bis 1815 von Annaburg aus verwaltet. Der Beginn der militärischen Nutzung datiert auf das Jahr 1936. Seinerzeit ließ die Nazi-Luftwaffe 220 Hektar Wald abholzen. Neben dem Bombenplatz entstand auch eine Notlandebahn.

Stamm soll trocken bleiben

Dennoch möchte der Heimatverein nichts unversucht lassen, die Eiche so lange wie möglich am Leben zu halten. Dazu gehört auch, den Eintritt von Feuchtigkeit in das Innere des Stamms zu vermeiden. Vor gut zehn Jahren brachte Werner Heide deshalb eine Abdeckung am Baum an, die den Eintritt von Wasser und Schnee verhindern soll.

Samstagvormittag wurde dieses Baumdach nun durch Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Seyda erneuert. In luftiger Höhe wechselten sie Hölzer, Schweißabdeckung (Folie) und Dachpappe aus, so dass der Baumstamm auch künftig in seinem Inneren trocken bleibt. Bei soviel Fürsorge dürfte neuen Frühlingswundern wohl kaum etwas entgegenstehen. Solange zumindest, bis der junge Spross seinen geschundenen Vorgänger endgültig ablösen kann.

(mz)