Glaube, Hoffnung und Liebe heute
Jessen/MZ. - ." Vorbereitet und gestaltet wurde er von der evangelischen Kirche, der katholischen Kirche und der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde.
Die Predigt hielt in diesem Jahr der katholische Pfarrer Reinhard Doleschal. Glaube, Liebe und Hoffnung sind die wichtigsten Haltungen des Christentums, haben über Jahrhunderte hinweg das Abendland geprägt, führte er aus. Und schloss die Frage an, wie es denn heute damit stehe. Da sei von Hoffnung seltener die Rede, vielmehr von Hoffnungslosigkeit. Auch die Liebe mache zunehmend einer Ellenbogengesellschaft Platz. Der Glaube sei dabei, "sich immer mehr zu verdunsten". Dabei gebe es großartige Zeugnisse des Glaubens. Reinhard Doleschal meinte die Kathedralen, Dome und Kirchen.
Gerade die Hoffnung könnte die Gesellschaft prägen, ihr Leben verschaffen, so der katholische Pfarrer weiter. Und die Quelle der Hoffnung sei Gott. "Nur wenn wir uns ihm anvertrauen, erneuert sich die Hoffnung." Aber, so führte er weiter aus, keiner werde auf Befehl Christ. Es genüge nicht zu sagen: "Du sollst Gott lieben!" Vielmehr bedürfe es des Zusatzes: "Du wirst von Gott geliebt." In Anlehnung an den berühmten Ausspruch von Martin Luther King meinte der Geistliche zum Abschluss seiner Predigt: "Ich habe einen Traum". Er wünsche sich, dass "die christliche Rezeptur wieder eine für unser Land, für die ganze Menschheit der Erde werden könnte".
Den Gottesdienst mit gestalteten neben der evangelischen Kantorei auch der Jessener Frauenchor sowie der Männerchor. Sie interpretierten unter anderem den von Volkmar Genterczewsky komponierten Psalm 139 "Von allen Seiten umgibst du mich", der wegen seiner Elfstimmigkeit als schwer zu singen gilt. Dabei wurde im wahrsten Sinne des Wortes die gesamte Kirche vom Gesang erfasst. Die Kantorei war auf der Empore platziert, die anderen beiden Chöre hatten neben dem Altar Aufstellung genommen.
Nach dem Gottesdienst legten Bürgermeister Dietmar Brettschneider und der Vorsitzende des Schul- und Heimatfestvereins Gunter Danneberg einen Kranz am Denkmal auf dem Markt nieder. Von dort ging es traditionell weiter auf dem Stadtfriedhof an das Grab des Oberpfarrers Ludwig Hosch, dem Schöpfer des Jessener Heimatliedes. Dieses wurde dort auch gesungen.
Zuvor jedoch las Pfarrer Tobias Bernhardt wieder aus einer Hosch-Predigt von vor 100 Jahren vor. Darin war davon die Rede, dass Großstadtkinder ihre Ferien in Jessen verleben. Diese würden weder einen Kartoffelacker noch Obstbäume oder Wiesenblumen kennen. Ja sogar manch Haustier sei ihnen unbekannt. Da diese Kinder nur in engen Gassen und Höfen spielen würden, sähen sie auch blass und welk aus. Wenn sie wieder nach Hause fahren, würden sie gesund sein und hätten eine rote Gesichtsfarbe.
Aber auch die Erwachsenen würden sich freuen, wenn sie aus der Großstadt wieder in die Kleinstadt kämen, zurück in Ruhe und Stille. Dort kenne jeder jeden, würde man sich untereinander helfen. Und dieses Zusammengehörigkeitsgefühl würde sich alljährlich zum Schul- und Heimatfest zeigen, so damals Ludwig Hosch.