Gewerbe in Annaburg Gewerbe in Annaburg: Zum Wohlfühlen

Annaburg - Ganz fremd ist Duong Thi Kim Loan nicht mehr in der Stadt. Seit Dezember 2015 arbeitet sie im Kosmetiksalon Schubert in Annaburg. Am 2. Januar hat die 44-jährige Vietnamesin das Geschäft in eigene Regie übernommen. Gemeinsam mit Ehemann Jürgen Dolz wurden die Räume zwischen den Feiertagen noch einmal renoviert und verschönert.
Traumberuf gefunden
Kosmetikerin – das sei ihr Traumberuf, so bekennt die zierliche Frau in gutem Deutsch und sagt: „Ich möchte, dass sich die Menschen wohlfühlen in ihrer Haut. Das hebt ihr Selbstbewusstsein und macht sie schön.“ Dazu bietet Kim eine Vielzahl kosmetischer Behandlungen an, außerdem Fußpflege, Haarentfernung, Nageldesign und verschiedene Massagen, insbesondere auch Shiatsu und Fußreflexzonen-Massage. Zudem hat sie eine Ausbildung als Fachkraft für Permanent-Make-up abgeschlossen. Als Geschäftsfrau freut sie sich nun auf ihre berufliche Selbstständigkeit, zumal der Terminkalender schon recht gut gefüllt ist.
Krankenschwester für Haut
„Sagen Sie einfach Kim zu mir“, bedeutet sie lächelnd, wenn die Kunden nicht so recht wissen, mit welchem Namen sie angesprochen wird. Gern erzählt Kim über ihre Heimat Vietnam, und warum sie ausgerechnet diesen Beruf erwählt hat: „Ich habe nach meiner Schulzeit eine fünfjährige Ausbildung im medizinisch-kosmetischen Bereich absolviert. Krankenschwester für Haut – so heißt das in Vietnam. In Singapur habe ich dazu noch spezielle Seminare belegt.“ Der Berufsabschluss, so erklärt sie, schließe die Behandlung von Hautdeformationen ein, wie sie viele tausend Menschen im Vietnamkrieg (1964 bis 1973) erlitten haben. „Es sind vor allem Brandnarben, verursacht durch US-Napalmbomben.“ Obwohl das Gemetzel seit mehr als 30 Jahren vorbei ist, sind die Opfer noch immer davon gezeichnet. Berufserfahrungen sammelte die Fachkosmetikerin außerdem in Sydney (Australien), wo sie eine Zeit lang ein großes Kosmetikstudio geleitet habe, wie sie berichtet. „Sämtliche Zertifikate sind zwar in Englisch, doch die Deutsche Handwerkskammer hat mittlerweile alle Ausbildungen anerkannt“, bekräftigt Ehemann Jürgen Dolz.
Nach vielen Jahrzehnten im Ausland mit nur kurzen Deutschland-Visiten habe er sich entschlossen, an der Seite seiner Frau wieder in die Heimat zurückzukehren. Als Möbelspezialist arbeitet Dolz im Outletcenter der Firma Letz in Elster. „Mein Beruf hat mich quer durch Europa, in den arabischen Raum, nach Australien, Amerika und Asien geführt. Viele Geschäftspartner sind zu Freunden geworden. Aber in Vietnam habe ich durch Zufall die wichtigste Bekanntschaft meines Lebens gemacht: Kim. Sie ist meine große Liebe“, gesteht der 67-jährige lebenslustige Mann. Ein Lächeln überzieht sein Gesicht, als er von jenem bedeutungsvollen Moment spricht: „Es war in Ho-Chi-Minh-Stadt in dem Selbstbedienungs-Restaurant eines großen Einkaufscenters. Ich hatte einige Probleme beim Übersetzen der Speisekarte. Sie saß an einem anderen Tisch, beobachtete das und hat mir mit einem entzückenden Lächeln geholfen. Daraus entwickelte sich dann alles andere. Ich lernte ihre Kinder und ihre Eltern kennen, und nun sind wir schon eine ganze Weile zusammen“, sagt er - und drückt seine Frau sehr liebevoll an sich.
Vor mittlerweile sechs Jahren hat das Paar in Dänemark geheiratet. 2012 gab es schon einmal einen längeren Aufenthalt in Deutschland. Kim hat damals in einem Herzberger Kosmetikstudio gearbeitet, danach zog es beide nach Malaysia und Thailand.
Deutscher Pass wird beantragt
Nun wird Annaburg ihre gemeinsame Heimat. In den nächsten Wochen kann Kim ihren deutschen Pass beantragen. Jürgen Dolz bekundet: „Wenn jemand wissen will, wie Integration funktioniert, dann kann er uns gern fragen. Wir haben alles durch, was an Behördenwegen notwendig ist.“ Über seine lange Auslandstätigkeit resümiert er: „Ich habe viele Kulturen erlebt und war überall willkommen. Wichtig ist nur, dass man aufeinander zugeht und sich gegenseitig respektiert. Meine Frau erhofft sich dasselbe in Deutschland, und bisher haben wir beide nur positive Erfahrungen gemacht.“
Von Vietnam schwärmt Jürgen Dolz: „Die Vietnamesen sind ein überaus fleißiges und dynamisches Volk. Was dort als moderne Infrastruktur aufgebaut wird, ist unglaublich beeindruckend. Das Durchschnittsalter in Vietnam beträgt etwa 28 Jahre, bei uns in Deutschland sind es 44, und die Tendenz ist hier stark steigend.“
Friseurmeisterin Karina Schubert zeigt sich froh, dass sie mit Kim eine „tolle Fachkraft“ gefunden hat, an die sie die Räume des Kosmetikstudios vermieten kann: „Kim und ich, wir haben uns schon eine Weile kennengelernt. Ich bin sehr zuversichtlich, sie macht ihre Sache sehr gut.“ (mz)