Gestüt Am Weinberg in Prettin: Gestüt Am Weinberg in Prettin: Besitzer wollen Pferdehof verkaufen

Prettin - Das Gestüt am Weinberg in Prettin steht laut dessen Homepage zum Verkauf - aus Altersgründen, wie es heißt.

Doch die Inhaber, Erika (72 Jahre) und Hans-Joachim (65) Krüger, sind sehr bodenständige Leute. Idealisten, die für ihre Sache, die Pferdezucht und den Pferdesport, glühen. Hans-Joachim Krüger zum Beispiel verbrachte seinen 65. Geburtstag, den er am Dienstag beging, im Landgestüt Sachsen-Anhalt in Prussendorf und nahm mit einem seiner Tiere an der Vormusterung der Junghengste des Jahrganges 2012/13 für die Körung Ende Januar 2016 in München teil. Daran kann man unschwer erkennen, Krügers tun sich alles andere als leicht damit, ihr Lebenswerk zu veräußern. Außerdem möchten sie es keinem Fremden überlassen, haben aber auch nur wenig Hoffnung, dass jemand aus der Umgebung das Gestüt kaufen wird.

„Ideal wäre“, so Hans-Joachim Krüger, „ein junger sportlicher Reiter, der sich jetzt in den Beritt der Tiere mit einbringt und später das Gestüt übernimmt.“ Woraus man auch entnehmen kann, dass der Chef - Züchter, Bereiter und Pferdesportler in einem - derzeit noch nicht aufhören möchte - zumindest mit dem Reiten. Und er richtet seinen Blick mit ungebrochenem Optimismus in die nächste Zukunft: In diesem Jahr haben Krügers keine Fohlen gezogen. „Wir wollen aber, so wir gesund sind, nächstes Jahr wieder vier Fohlen halten. Das ist besser, sie wachsen dann miteinander wie in einem Kindergarten auf. So muss das sein.“

Erika Krüger ergänzt: „Pferde verlangen eh viel Einfühlungsvermögen. Bei uns passiert das Zureiten in Ruhe, also mit relativ viel Zeit, in einer natürlichen Weise“, wie sie es nennt. Gemeinsam mit ihrem Mann richtet sie den Blick auf 2017. „Da werden wir fertig mit dem Abzahlen unserer Schulden.“ Sie mussten ja einen riesigen Kredit aufnehmen, um das Gestüt am Weinberg aufbauen zu können.

Hans-Joachim Krüger stammt aus Groß Naundorf und lernte ursprünglich Betriebsschlosser, war als Berufskraftfahrer und Busfahrer unterwegs. Ab 1981 arbeitete er bei der Genossenschaft in Gerbisbach, die dann staatlich anerkannter Pferdezuchtbetrieb wurde. Das Reiten jedoch ist schon seit 1963 seine Passion. Seine Frau Erika - sie lernten sich 1971 beim Neujahrstanz in Labrun kennen - ist Prettinerin. „Meine Eltern wurden in Berlin ausgebombt und sind dann hierher gekommen.“ Zur selben Zeit wie Sohn Sebastian - er lebt heute in Dresden und wird das Gestüt nicht übernehmen - hat sich Hans-Joachim Krüger auf dem Landgestüt Prussendorf zum Pferdewirt (1999) ausbilden lassen. Das war die Voraussetzung dafür, Lehrlinge annehmen zu dürfen. Zwei davon sind Astrid Heide, jetzt Gronewold, und Daniela Gropp - beide betreiben inzwischen Familien-Zucht- bzw. -Reitbetriebe.

1972 heirateten Krügers, 1977 wurde das Haus gebaut. Parallel dazu gewann Hans-Joachim Krüger mit Windspiel zwei S-Springen (schwer) und sieben M-Springen (mittelschwer). 1994 nahm er mit Nordstern am Bundes-Championat in Warendorf teil. Zwischen 1991 und 2011 brachte er es auf rund 800 Platzierungen mit 43 Pferden, von denen er 40 vermarkten konnte. „Ich habe mir auf die Fahne geschrieben, nur Pferde aus eigener Zucht zu reiten.“

Gegenwärtig stehen 40 Pferde bei Krügers im Stall, zehn Pensionstiere, der Rest sind eigene. Neben den Inhabern kümmert sich Mario Schantin als geringfügig Beschäftigter um sie. Und Carsta Lobert sichert für den Reit- und Fahrverein Gestüt am Weinberg montags und freitags, jeweils 16 Uhr, die Reitausbildung für Kinder ab. (mz)