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Gebührenerhöhung im Landkreis Wittenberg Gebührenerhöhung im Landkreis Wittenberg: Taxifahren wird ab 1. Dezember teurer

Von Markus Wagner 12.11.2014, 21:11
Einfach nur auf Kunden warten, das reicht nicht mehr: Taxiunternehmen brauchen Stammkundschaft, um über die Runden zu kommen. Patientenfahrten sind da eine Variante. Die Verhandlungen, um den Mindestlohn auszugleichen, gestalten sich aber sehr schwierig.
Einfach nur auf Kunden warten, das reicht nicht mehr: Taxiunternehmen brauchen Stammkundschaft, um über die Runden zu kommen. Patientenfahrten sind da eine Variante. Die Verhandlungen, um den Mindestlohn auszugleichen, gestalten sich aber sehr schwierig. Thomas Klitzsch Lizenz

Jessen/Wittenberg - Taxifahren wird ab Dezember teurer. Der Landkreis Wittenberg hat einen Antrag der Taxifahrer genehmigt, die deutlich höhere „Beförderungsentgelte“ kassieren wollen.

Nicht alle Forderungen erfüllt

„Wir haben die Forderungen nicht ganz erfüllt“, sagt der zuständige Fachbereichsleiter in der Kreisverwaltung, Holger Zubke. Die Taxifahrer hätten gerne mehr für den ersten gefahrenen Kilometer gehabt. So wie es in Dessau genehmigt worden ist: Dort müssen für den ersten Kilometer 80 Cent mehr gezahlt werden. „Wir wollten die Kurzstrecken etwas teurer machen“, sagt Andreas Fricke vom Wittenberger Taxi- und Mietwagenverein. „Für mich war das nicht einleuchtend“, sagt Zubke. Stattdessen hätte man auch die Grundgebühr um die geforderten 1,40 Euro erhöhen können. Einen Nachtrag, das zu tun, hätten die Taxifahrer aber nicht beantragt. „Fünf Euro als Grundgebühr wären sicher auch eine psychologische Hürde.“

Ansonsten haben die Taxifahrer bekommen, was sie wollten. Die Grundgebühr steigt um 41 Prozent auf 3,60 Euro. Der Kilometerpreis an Werktagen um 41 Prozent auf 2,20 Euro. „Es wäre ohnehin an der Zeit gewesen, die Tarife anzupassen“, sagt Zubke. 2011 hatte es zuletzt „Anpassungen“ der Tarife gegeben. Deshalb sei die jetzige Erhöhung auch deutlicher ausgefallen. Allein wegen des Mindestlohns hätten die Tarife um rund 30 Prozent steigen müssen, es sind aber bis zu 44 Prozent geworden. „Damit liegen wir bundesweit im Limit“, sagt Zubke. Denn auch darauf hatte man bei der Bewilligung geschaut.

„Wir sind mit der Entscheidung auch zufrieden“, sagt Fricke. Die Zusammenarbeit mit dem Kreis sei problemlos verlaufen. Fricke, der im Landesverband der Taxifahrer aktiv ist, hat auch schon anderes gehört. „Es gibt Kreise, wo noch gar keine Entscheidung gefallen ist“, weiß Fricke. Allerdings löst das zügige Handeln des Kreises nicht alle Probleme der Taxifahrer. Denn allein mit den klassischen Fahrten kommen sie gar nicht mehr hin. „Sich blanko an den Bahnhof stellen funktioniert heute nicht mehr“, sagt Fricke. Die Taxifahrer brauchen schon lange andere Standbeine, um über die Runden zu kommen. „Ohne Stammkunden geht es nicht“, sagt Fricke. Und Stammkunden sind meist Patienten, die - von der Krankenkasse bezahlt - zu Arztterminen fahren müssen. „Das ist auch kein Problem“, sagt Fricke, weil diese Fahrten nach dem Taxameter abgerechnet werden. Schwieriger wird es allerdings für Taxiunternehmen, die auch Liegendtransporte oder Fahrten für Rollstuhlfahrer anbieten - so wie Frickes. „Die Krankenkassen zieren sich, die Preise anzupassen“, sagt Fricke, der einen ordentlichen Teil seines Umsatzes mit solchen Fahrten macht.

Drohung mit Ausschreibung

Und die öffentliche Hand stelle die Taxiunternehmen bei der Frage, wie der Mindestlohn in die Preise einfließt, vor eine schwierige Frage: Entweder sie fahren zu den alten Vereinbarungen weiter oder die Verträge werden gekündigt und dann neu ausgeschrieben. Da neue Tarife durchzusetzen ist schwierig. „Uns blieb gar nichts anderes übrig, als erst einmal mit der Erhöhung bei den Taxifahrten anzufangen“, sagt Fricke. (mz)