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«Gebrüder Fürchterlich» am Himmel

Von H.-Dieter Kunze 12.07.2005, 17:19

Oehna/MZ. - Höhepunkte waren die Kunstflugschauen von Klaus Schrodt (58 Jahre) und Dr. Ludwig Hofmann (43), beide aus Berlin, mit zweitem Zuhause in Oehna und Zellendorf. Mit ihren Boliden "Extra 300" schienen sie die Gesetze der Physik und Aerodynamik scheinbar außer Kraft zu setzen. Waghalsige Figuren am Himmel und teilweise in der recht tief hängenden Wolkendecke sorgten bei den Zuschauern für offene Münder und reichlich Beifall nach den Landungen. Moderator Jörg Lohmann sprach bei seinen Kommentierungen von "kunstfliegerischer Erotik pur" und einer in Europa einmaligen Flugshow. "So etwas gibt es nur in Oehna", und scherzhaft fügte er hinzu: "Man nennt Klaus Schrodt und Ludwig Hofmann auch die Gebrüder Fürchterlich."

Ludwig Hofmann ist mehrfacher deutscher Vizemeister im Motorkunstflug, Klaus Schrodt konnte vor knapp zwei Wochen in Spanien zum vierten Mal den Weltmeistertitel erkämpfen. Der Raum über Oehna, Zellendorf und der Glücksburger Heide ist seit Jahren Trainingsort der beiden Luftakrobaten. Unüberhörbar sind ihre Flüge nicht. "Wir möchten uns deshalb bei den Anwohnern für ihr Verständnis bedanken", unterstrichen die beiden Piloten ausdrücklich.

Die Flugtage in Oehna sind neben den nationalen und internationalen Wettkämpfen für sie jedes Jahr ein Höhepunkt. "Es ist hier sehr gemütlich, man kennt sich, und wir wissen ein treues Publikum hinter uns. Es macht ganz einfach Spaß", so Klaus Schrodt.

Die Flugtage in Oehna waren auch ein Ereignis der Kontraste. Neben zahlreichen in der Fläming-Air-Werft gefertigten Flugzeugen steuerten Flieger mit Oldtimern und "aktuellen" Modellen aus vielen Teilen Deutschlands Oehna an. Darunter waren in diesem Jahr auffallend viele Doppeldecker, sechs insgesamt. Die gutmütige russische AN 2 ("Anna") vom benachbarten Flugplatz in Reinsdorf - größter noch flugfähiger Doppeldecker der Welt - war ebenso darunter wie drei Ultraleichtflugzeuge "Kiebitz". Eine der weitesten Anreisen hatte der vierflügelige Winzling "Baby Great Lakes" mit einer Spannweite von nur 5,9 Metern. Pilot Helmut Hillenbrand aus Bad Nauheim flog mit dem Gerät nach einer Zwischentanklandung nach Oehna. Der Lufthansa-Pilot, jetzt im Ruhestand, hatte die Maschine in Seattle, USA, entdeckt und sich sofort in sie "verliebt". Nach kurzen Verhandlungen mit der Besitzerin kaufte er das Flugzeug. Über den "großen Teich" brachte er das "Baby" unmontiert an Bord eines Transport-Jumbo-Jet 747. Den in Seattle beim Hersteller Boeing gefertigten Riesen musste er ohnehin nach Deutschland überführen. "Warum also damals leer mit der Maschine fliegen", meinte Hillenbrand lachend.

Voller Freude stieg auch Ute Koglin aus Blankenfelde nach einem Kunstflug mit Loopings und anderen Figuren mit Pilot Jürgen Kraus aus dem amerikanischen Doppeldecker "Stearman", Baujahr 1944. "Es war irrsinnig toll", meinte die junge Frau, selbst eine Flugschülerin, nach der Landung. Das Fazit von Rudi Hackel nach den zwei Tagen: "Es war eine rundum gelungene Veranstaltung, die ohne Zwischenfälle ablief."