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Ganz im Zeichen des Jubiläums

Von Evelyn Jochade 04.05.2007, 15:13

Schweinitz/MZ. - Eine wechselvolle Geschichte stand dem Ort bevor. Zahlreiche berühmte Persönlichkeiten, aber auch einige berüchtigte Gesellen hinterließen mehr oder weniger ihre Spuren. So kamen 1523 die Kurfürsten Friedrich der Weise, Joachim von Brandenburg und sogar König Christian von Dänemark in das Elsterstädtchen, um Luther und Melanchthon predigen zu hören. Um 1600 gehörten zum Amt Schweinitz allein fünf Städte, sechs Rittergüter, 77 Dörfer, acht Vorwerke, zwei königliche Kammergüter und 15 wüste Marken. 11 000 Menschen fanden hier ihr Auskommen. An all das soll in diesem Festjahr erinnert werden. Auch daran, dass Kriege viel Not und Elend in die Stadt brachten.

Die Schweden steckten 1637 die Stadt an und übrig blieben nur die Pfarrei und eine Scheune. Nach 30-jährigem und Siebenjährigem Krieg zogen 1813 die in Russland geschlagenen napoleonischen Truppen auf ihrem Rückzug durch Schweinitz. Erst danach konnten die Bürger wieder aufatmen. Bis zu den nächsten Kriegen im vorigen Jahrhundert. Gibt es für die Weltkriege nur noch wenige Zeitzeugen, so ist umso wichtiger, das Geschehene mit ihrer Hilfe aufzuarbeiten und festzuhalten.

Dieser Aufgabe hat sich seit Jahren Wolfgang B. Meyer gewidmet. Als Berliner Junge mit seiner Mutter vor dem Bombenterror aus seiner Heimatstadt geflohen, verbrachte er in Schweinitz prägende Jahre seiner Kindheit und Jugend. In zwei Bänden hat er anhand von Aussagen und Erzählungen Dritter und natürlich seiner eigenen Erfahrungen die Ereignisse und Entwicklungen in und um Schweinitz in den Jahren des Dritten Reiches festgehalten. Am 1. Mai stellte er in der Heimatstube im Rathaus einer großen Runde interessierter Schweinitzer seinen dritten und letzten Band zu dieser Thematik vor. Hierin beschreibt er insbesondere wie die Schweinitzer die letzten Tage vor und die ersten Tage nach dem Einmarsch der Roten Armee erlebten. Ereignisse, die sich unauslöschlich in die Köpfe der Menschen brannten. Für Schweinitz war es der 22. April 1945. Ein Sonntag. Pfarrer Obert wollte, wie jeden Sonntag seinen Gottesdienst abhalten. Doch man warnte: Die Russen, die schon in der Nähe waren, könnten das als Aufruf zum bewaffneten Widerstand verstehen. Und so ließ sich der Pfarrer überzeugen und verzichtete. Das Buch mit dem Titel "Kleine Stadt am Fluß" ist auch eine Liebeserklärung an Schweinitz. Wolfgang B. Meyer erlebte hier trotz aller Einschränkungen unbeschwerte Jugendtage, fand schnell Freunde. Unbeschwert sich mit Freunden treffen und einen fröhlichen Tag genießen, das wollten auch die vielen Schweinitzer und ihre Gäste an diesem ersten Maitag.

Das Frühlingsfest, welches in diesem Jahr unter den Vorzeichen des großen Jubiläums stand, war wieder einmal bestens organisiert vom Gewerbeverein. Schon wie im vergangenen Jahr strahlte über allen Aktivitäten, vom Frühschoppen über den Auftritten des Kindergartens und Spielmannszuges die Sonne. Da kamen für manchen die Vorführungen der Feuerwehr gerade recht, auch wenn es ab und an spritzte. Gut gestärkt vom Kuchenbasar oder auch durch andere deftigere Dinge erlebten die Festgäste dann einen Höhepunkt des Tages: eine Verlosung.