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Freizeitgestaltung in Jessen Freizeitgestaltung in Jessen: KinderFerienTage in altem Pfarrhaus in Klöden

Von Gabi Zahn 21.08.2015, 19:22

Klöden - Der Regen hat diese Woche mächtig gegen die Zelte geprasselt – und zwar so anhaltend, dass ein Großteil der Kinder samt Schlafsack ins alte Klödener Pfarrhaus umziehen musste. Das war schade, aber getrübt hat es die frohe Stimmung nicht: „Hauptsache, wir können hier alle gemeinsam spielen und übernachten. Das macht ganz viel Spaß“, bekundet Niclas André. Sein Freund Finn Luca unterstützt das mit kräftigem Kopfnicken. Montag bis Donnerstag verlebten 33 Mädchen und Jungen aus der Region vier frohe „KinderFerienTage“ in Klöden, veranstaltet von der Evangelischen Kirche in Regie von Gemeindepädagogin Almuth Heinze und Pfarrer Hans-Jörg Heinze.

Eigenartige Wortschöpfung

„Mut-Mach-Starter-Kids“ steht als Motto der Ferienaktion in bunten Buchstaben auf einem Plakat im Pfarrhaus geschrieben. Diese Wortschöpfung findet sich weder im Duden, noch in der Bibel. Was dahinter steckt, ergründen die Kinder mit Spielen, Rätseln, Gesprächen, Liedern und durch reichlich Bewegung. Denn so viel steht fest: Um etwas zu starten, ist oft eine große Portion Mut vonnöten: „Ich habe ganz viel Mut gebraucht, als ich in eine neue Schule kam“, erzählt jemand. „Vor Auftritten in der Musikschule brauche ich immer Mut“, bekennt Emma Frida Ermisch. Ein anderes Mädchen berichtet leise vom Tod seiner Oma: „Ich habe ein Kissen von ihr bekommen. Das nehme ich, wenn ich traurig bin, das gibt mir dann wieder Mut.“

Dass es oft auch Mut braucht, um für sich selbst und seinen Glauben einzustehen, erfahren die Ferienkinder im Rahmen einer sportlichen Zeitreise zurück ins Jahr 1924: Im Jahr der Olympischen Spiele von Paris lernen sie den schottischen Sprinter Eric Liddell kennen – im Pfarrhaus dargestellt von Elias Zarrad aus Grabo. Liddell hatte sich als gläubiger Christ für das Finale im 100-Meter-Lauf qualifiziert, weigerte sich aber zu starten, weil der Wettkampf an einem Sonntag stattfand. Dieser Tag, so verkündete er der fassungslosen Öffentlichkeit, gehöre Gott. So stehe es in der Bibel, und daran werde er sich halten. Stattdessen startete er Tage später im 400-Meter-Lauf, obwohl er aufgrund seiner Lauftechnik auf dieser Distanz schier chancenlos schien. Doch es sollte anders kommen: Liddell siegte – das Publikum feierte ihn. Er hatte „Gold“ geholt, ohne sich für seinen Glauben zu entschuldigen oder diesen gar zu verleugnen. Deshalb war er für die Sportwelt zum Helden geworden. Gut zu wissen: Etwa ein halbes Jahrhundert später erwählt ihn Regisseur Hugh Hudson zu einem der beiden Titelhelden seines mit mehreren „Oskars“ bedachten Films „Die Stunde des Siegers“.

Diese Geschichte beeindruckt die Klödener Ferienkinder sichtlich, zumal Elias Zarrad das Sportidol toll spielt. Kein Wunder also, dass auch Elias stürmischen Beifall bekommt. Als die Kinder anschließend darüber diskutieren, warum so ein freier Sonntag wichtig ist und was sie dann am liebsten tun würden, gibt es berührende Antworten. Die meisten gipfeln in folgenden Wünschen: gemeinsam mit der Familie etwas unternehmen, spielen, gemütlich Kaffee trinken. Elias Zarrad führt diese Gedanken zusammen: „Den Sonntag braucht man zum Ausruhen, damit man Kraft sammelt und das Pensum der Woche schafft.“

Ein einziger Feriensonntag

Auf ihre Weise wirkt auch die Kinderfreizeit in Klöden wie ein überdimensionaler Feriensonntag, bei dem die Mädchen und Jungen Energie sammeln für das neue Schuljahr. Als endlich wieder die Sonne scheint, veranstalten sie - begleitet von ihren Betreuern Alex, Judith, Lena, Elisabeth und Veit - ihre eigenen „olympischen“ Spiele. Zwischen Pfarrhaus und Kirche sind 52 Zettel mit kniffligen Aufgaben versteckt (so viele Sonntage, wie das Jahr hat). In drei Teams aufgeteilt, beginnt der Wettkampf unter dem Motto: „Mit Grips und flinken Beinen.“ Punkten können dabei die Teams mit Wissen, Einfallsreichtum und Beweglichkeit. Zahlenrätsel lösen, die Monate rückwärts benennen, olympische Ringe und Medaillen aus Naturmaterialien anfertigen oder jodelnd zehn Meter auf einem Bein hüpfen – das sind nur einige Aufgaben. Bei der letzten Aufgabe schwillt die Lautstärke kräftig an: Zwei Minuten lang klopfen sich die Kinder gegenseitig auf die Schultern. Jeder Einzelne ist ein Sieger. (mz)

Improvisation ist alles bei den „olympischen“ Spielen auf dem Klödener Pfarrhaus- bzw. Kirchengelände: Mit Finn Luca, der hier als wandernder Schreibtisch fungiert, ist die nächste knifflige Aufgabe schnell gelöst. Insgesamt gibt es 52 davon für die drei Kinder-Teams.
Improvisation ist alles bei den „olympischen“ Spielen auf dem Klödener Pfarrhaus- bzw. Kirchengelände: Mit Finn Luca, der hier als wandernder Schreibtisch fungiert, ist die nächste knifflige Aufgabe schnell gelöst. Insgesamt gibt es 52 davon für die drei Kinder-Teams.
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