Freizeit Freizeit: Zweiter "Büchertausch mit Kaffeeklatsch" in Labrun

Labrun/MZ - „Büchertausch mit Kaffeeklatsch“ heißt es zum zweiten Mal in der Gaststätte „Zur Erholung“. Diese Ankündigung hat diesmal insbesondere den Freundeskreis Heimatgeschichte Prettin nach Labrun gelockt. Der Büchertisch am Eingang füllt sich schnell, weil fast jeder Besucher einige Werke mitgebracht hat, die er entbehren kann, aber darauf hofft, die entsprechenden Lücken im heimischen Regal mit Tauschbüchern auffüllen zu können.
Die Gruppe um Claus Rummert nutzt die Veranstaltung zugleich für ihr monatliches Treffen – und wird mit einem herzlichen Willkommensgruß von Wirtin Angela Demele auf einen gemütlichen Nachmittag eingestimmt. Annette und Klaus Behrens haben sich schon auf der Fahrt durch die winterliche Landschaft nach Labrun auf Kaffee und hausgebackenen Kuchen gefreut. Auch an den anderen Tischen wird dem Türkentrank erst einmal zugesprochen, wobei das Streitgespräch – ob nun die Donauwelle besser mundet als die Eierschecke – genüsslich in einem „Unentschieden“ endet.
Im Internet gestöbert
Claus Rummert, Sprecher des Freundeskreises, hat in historischen Unterlagen und Internet-Datenbanken gestöbert. Das Ergebnis ist ein recht kurzweiliger Vortrag über geistreiche Menschen, die einst in Prettin und Umgebung das Licht der Welt erblickten oder in der Elbestadt wohnten und sich als Buchautoren in deutschen Landen einen Namen machten: Auf einen Herrn namens Johann Ernst Daniel Bornschein macht Claus Rummert zunächst aufmerksam. Am 20. Juli 1744 in Prettin geboren, studierte er von 1793 bis 1797 in Leipzig und Wittenberg. „Er gilt als Unterhaltungsschriftsteller, war nach 1799 Buchhändler in Leipzig und gründete 1802 eine Kunsthandlung in Gera, wo er als Herausgeber der ortsansässigen Zeitung wirkte“, trägt Rummert vor und reicht eine Kopie des Einbandes einer seiner Bücher herum: „Der Seeräuberkönig. Ein historisch-romantisches Schauspiel in fünf Akten.“
Anleitung zum Männer martern
Auch der Titel eines weiteren Bornschein-Werkes lässt die Gäste schmunzeln: „Neues Krebsbüchlein für Damen. Woraus sie lernen können, wie man methodisch den Mann martern, seine Kinder schief erziehen, und sich selbst an den Bettelstab bringen müsste.“ Wer sich für diese Anleitung interessiert: Bei einigen Internet-Buchhändlern wird das Büchlein noch angeboten.
Als weiteren Erzähler stellt Rummert den Gelehrten Dr. phil. Robert Eule – auch Fritz Pistorius genannt - vor. Er wurde 1864 in Prettin geboren und hat als Lehrer, Studienrat und Professor am damaligen Friedrichs-Real-Gymnasium in Berlin gewirkt. Unter anderem machte er mit „Neue Geschichten von Dr. Fuchs“, „Primanerzeit“, „Tertianerzeit“ auf sich aufmerksam. Dahinter verbergen sich Schulgeschichten aus den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg. „Ich habe sie noch nicht gelesen. Leider bekommt man diese Werke kaum noch“, bedauert Rummert.
Mit Reinhold Kropf, der 1846 in Prettin geboren und 1912 in Halberstadt verstorben ist, erinnert er an einen Komponisten, der unter anderem Violin- und Chorstücke schrieb. „Auch von ihm haben wir keine überlieferten Werke“, so Rummert. Als „sehr bedeutsam für die Prettiner Stadtgeschichte“ nennt er Aufzeichnungen von Oberpfarrer Buch – „Nachrichten über Schloss Lichtenburg“ (1833); Niederschriften von Oberpfarrer Jackert (1867/68) und gleichfalls heimatkundliche Aufzeichnungen von Superintendent Leisegang (1923). Diese sind eingeflossen in das Werk „Das 1 000-jährige Prettin“, das Heimatforscher Richard Dünnebier 1965 herausgab.
Nach dem Hören kommt das Lesen
Nach diesem gedanklichen Besuch früherer Prettiner Autoren stürmen die Besucher den Büchertisch, blättern, lesen, schmunzeln, und haben zu guter Letzt jede Menge Literatur ausgewählt. So interessiert sich Familie Rehahn für einen Bildband über Siebenbürgen und die Biografie von Egon Krenz. Lothar und Renate Günther entscheiden sich unter anderem für ein Werk über die Schlacht bei Wartenburg. Alle hinterlassen für ihre „Neuerwerbungen“ einen kleinen Obolus, der nun dem Förderverein der Grünen Grundschule Prettin zugute kommt. Wer im Gasthof „Zur Erholung“ in Labrun einkehrt, kann übrigens gern auch in den übrig gebliebenen Büchern kramen und schmökern..