Forst Forst: Sicherheit ist oberstes Gebot
prettin/MZ - Einfach mit einer Kettensäge in den Wald gehen und einen Baum zu Fall bringen, davor warnt Manfred Pöllmann vom Dominicus-Forstdienst aus Prettin. Selbst wenn es sich um ein eigenes Waldstück handelt. Man sollte schon im Besitz einer Bescheinigung sein, eine Motorkettensäge führen zu dürfen.
Jederzeit überprüfbar
Ob dies tatsächlich so ist, kann nach den Worten Pöllmanns jeder Förster mit einem Laptop sofort überprüfen, anhand der jeweiligen ID-Nummer. Erkennbar ist dabei nicht nur, ob die Bescheinigung rechtmäßig erworben wurde, sondern auch ob der jeweilige Ausbilder ein Zertifikat des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) besitzt.
Zertifiziert ist der Prettiner seit vielen Jahren. Doch im Gegensatz zu den Kursteilnehmern gilt seine Berechtigung zur Ausbildung, die er beim Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik erworben hat, nur befristet, die derzeitige bis 2015. Dann muss er sich wieder einer Überprüfung stellen.
Zwei Sonnabende Lehrgang reichen nach seinen Erfahrungen für Einsteiger aus. Zunächst geht es um die Theorie. Sie reicht von der vollständigen Schutzausrüstung über das Kennenlernen der Motorsäge mit allen sicherheitstechnischen Einrichtungen, Schnitttechniken bis hin zu den weiter erforderlichen Werkzeugen und Geräten (Keile, Wendehaken, Fällhilfen und anderes mehr). Nach den etwa fünf Stunden gilt es eine Lernzielkontrolle zu absolvieren. Zehn Fragen müssen gemeistert werden. Zu jeder gibt es vier Antwortenmöglichkeiten, von denen durchaus mehrere korrekt sein können. Wird das nicht geschafft, was nach Pöllmanns Worten sehr selten vorkommt, müssen Theorie und die Prüfung bei einem nächsten Lehrgang wiederholt werden. „Ich muss mir sicher sein, wenn ich den Schein herausgebe.“
Mindestens die Hälfte der Fragen muss richtig beantwortet sein, um an einem nächsten Sonnabend zum Fällen mit in den Wald zu dürfen. Dort werden dann vom Förster oder Eigentümer markierte Bäume umgelegt, entästet und auf Maß geschnitten. Das können durchaus pro Teilnehmer bis zu drei Bäume sein. Auch hier sind Wiederholungen möglich, wenn eine Prüfung verpatzt wird. Dass die entsprechende Schutzbekleidung und ein Helm getragen werden, versteht sich dabei von selbst.
Gerade in der Praxis stellt sich sehr schnell heraus, wer das Fällen der Bäume gut beherrscht. Fällt der Baum in die vorgesehene Richtung, beschädigt er benachbarte Bäume, die stehen bleiben sollen? Hin und wieder, so weiß der Prettiner, geschieht doch Unvorhergesehenes. Da steht ein Baum unter Spannung, ohne dass dies zu erkennen ist, kippt die Wurzel (wenn es ein beim Sturm umgefallenen Baum ist) schneller um als erwartet oder nimmt der Fall eine andere Richtung. Es ist stets volle Aufmerksamkeit gefragt und man sollte ans Baumfällen nie allein gehen.
Lange im Forst gearbeitet
Der 67-jährige Pöllmann hat viele Jahre in der Forstwirtschaft in Annaburg gearbeitet. Mit der Wende hat er sich selbstständig gemacht, handelt mit Kettensägen, Rasenmähern und dazu gehörender Ausrüstung. Ebenso repariert er Kettensägen. Vieles hat sich inzwischen geändert, erzählt der Prettiner. Das geht von den Sägen selbst (mit Katalysator oder Griffheizung) über die Ketten bis hin zu Spezialtreibstoff, der nicht qualmt und stinkt, auch bei längerem Einatmen keine gesundheitlichen Schäden verursacht.
Einige Hundert Interessenten hat er mittlerweile ausgebildet. Neben Privatpersonen gehören unter anderem Feuerwehrleute dazu. Und das nicht nur im Landkreis Wittenberg, sondern auch in Herzberg oder Torgau. Neben ihm gibt es noch einen zweiten Ausbilder in der Region, Erwin Hanke aus Annaburg. An den Ruhestand denkt Pöllmann noch lange nicht. „Das kann ich einfach nicht“, erzählt er. Und so wird er auch weiterhin Lehrgänge anbieten und Prüfungen abnehmen.